Im Wasserwerk der Gemeinde Höfen erläuterte Wassermeister Marko Hübner die Funktion des Getriebes, des Reglers und des Generators. Foto: Heinz Ziegelbauer

Viele Informationen rund ums Wasser gab es jetzt beim Tag der offenen Tür am Wasserkraftwerk in Höfen.

Auf den Tag genau an dem seit 1993 alljährlich proklamierten Weltwassertag hat es dazu erstmals auch eine Aktion im Oberen Enztal mit dem Thema „Klima: Wasser“ gegeben. Und zwar in Zusammenarbeit zwischen dem von Hubertus Welt (Bad Wildbad) geleiteten Verein Menschen Miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal mit Projektkoordinator Reinhard Kafka und der Gemeinde Höfen mit ihrem am Enzauenweg betriebenen Wasserwerk mit der Stromerzeugung aus Wasserkraft. Schwerpunktthemen waren die Auswirkungen des Klimawandels, der Wasserqualität und des Fischbestandes sowie die Nutzung der Wasserkraft.

Dort konnte Bürgermeister Heiko Stieringer die Informationsveranstaltung eröffnen, zu der sich mehr als 50 Interessierte eingefunden hatten. Sie teilten sich in vier Gruppen auf, um sich mit den vier angebotenen Themenkreisen zu befassen: Stromerzeugung durch Wasserkraft mit Bauhofleiter und Wassermeister Marko Hübner; Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) herunter bis zur Landkreisebene mit Maßnahmen an der Enz und an der Nagold mit Dieter Pross (Landratsamt Calw); Lebensbereiche und Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene im Enztal heimische Fischarten wie Regenbogenforellen, Bachforellen und Mühlkoppen mit dem Biologen und ehrenamtlichen Fischerei-Aufseher Klaus Paray und mit Reinhard Kafka mit Informationen über Itaipu als das im Grenzbereich von Paraguay und Brasilien gelegene zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt mit seiner doppelten Staufläche des Bodensees. War er doch zwischen den Jahren 1985 und 1993 Vertreter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Paraguay und in Brasilien gewesen.

Stromerzeugung Zunächst draußen am Zufluss des Wassers über den großen Rechen und danach drinnen im Wasserwerk ließen sich die Besucher den Ablauf der Stromerzeugung von Marko Hübner erläutern. Dabei hörten sie, dass bei einem ausreichenden Wasserzufluss die Höfener Anlage so viel Strom erzeugt, wie er von 80 Vier-Personen-Haushalten benötigt wird. Der erzeugte Strom wird mit einem Vergütungstarif von rund 12,6 Cent pro Kilowattstunde (kWh) in das EnBW-Netz eingespeist. Versorgt wird die Gemeinde Höfen in den kommenden drei Jahren mit Strom von der Energie Calw (EnCW) zum Preis von rund 35 Cent pro kWh.

Beeinträchtigt gewesen sei die Stromerzeugung im vergangenen Jahr durch die mehrwöchige Trockenheit im Sommer, war von Wassermeister Hübner zu erfahren. Zum Vergleich: 2002 wurden bei einer Niederschlagsmenge von 1550 Litern pro Quadratmeter mehr als 450 000 Kilowatt erzeugt. 2022 mit einer Niederschlagsmenge von 1001 Litern aber nur 165 000 Kilowatt.

Klimawandel Mit den Auswirkungen der Klimaveränderung auf die Gewässer befasste sich Klaus Paray, der mit einer Präsentation einiger Fische aufwartete. Von ihm war zu erfahren, dass der Klimawandel wegen in der notwendigen Menge ausbleibender Niederschläge insbesondere im Frühjahr und im Sommer sogar zum Austrocknen von Bächen in ihren Oberläufen führe. Das bringe kälteliebenden einheimischen Fischarten Probleme.

Zu befürchten sei, dass sich der Lebensraum der Bachforellen bis zum Jahr 2050 deutlich reduzieren werde. Bei ihnen liege die Stressgrenze bei einer Wassertemperatur von 20 bis 24 Grad. Die Beschattung von Flussläufen und die Zuführung von Grundwasser in die Flussläufe sah er als eine Möglichkeit gegen eine zu starke Erwärmung. Die Klimaveränderung, so Paray, begünstige auch das Einwandern gebietsfremder Tierarten, womit die Gefahr und das Risiko des Einschleppens neuer Fischkrankheiten in die einheimischen Fischbestände bestehe.

Wasserrichtlinie Über den Stand der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie im Kreis Calw berichtete Dieter Pross. Diese Vorgabe stelle den nachhaltigen Ressourcenschutz und den Erhalt beziehungsweise die Wiederherstellung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Gewässer in den Mittelpunkt. Ursprünglich sei das Jahr 2015 als Umsetzungsziel vorgesehen gewesen, dessen Frist aufgrund der hohen Anforderungen bis zum Jahr 2027 verlängert worden sei. Im Einzugsgebiet der Enz umfasse das Umsetzungsziel 17 Maßnahmen.

Wie etwa die schon im Jahr 2013 erfolgte Modernisierung der Höfener Wasserkraftanlage mit einer Fisch-Auf- und Fisch-Abstiegsanlage. Im Bereich der Enz seien bis zum Jahr 2027 noch vier Maßnahmen vorgesehen, so Pross. Deren ökologischer Zustand werde derzeit mit mäßig eingestuft, womit das Ziel der WRRL noch nicht erreicht sei. Alle Beteiligten seien zuversichtlich, dieses bin zum Jahr 2027 erreichen zu können.

Staudamm Technologisch wäre Kafka zufolge ein Staudamm bei Höfen wohl zu meistern. Allerdings würde sich seiner Einschätzung nach wegen des recht geringen Zuflusses der Großen und Kleinen Enz und deren Seitenflüsse ein rentabler Betrieb eines großen Stausees nicht rechnen. Immerhin habe es in der Region schon nicht realisierte Pläne für Stauwerke zur Nutzung für die Stromerzeugung gegeben, war von ihm zu erfahren.