Über Künstliche Intelligenz berieten sich Michael Bock (links), Wolfgang Fink (Dritter von links), Vanessa Pakula (weiter von links), Paul Blickle, Petra Olschowski, Wolfgang von Meißner, Katrin Schindele, Joachim Fischer, Michael Ruf und Reinhard Gaiser. Foto: Prutschke

Die Wissenschaftsministerin Petra Olschowski hat sich in Baiersbronn über die Verwendung von KI in der Medizin informiert.

Im Rahmen ihrer diesjährigen Sommertour mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) stattete die Landeswissenschaftsministerin Petra Olschowski direkt nach ihrem ersten Halt in Tübingen einen Besuch bei den Hausärzten am Spritzenhaus in Baiersbronn ab.

Die hausärztliche Praxisgemeinschaft kooperiert mit der Medizinischen Fakultät Mannheim und der Universität Heidelberg im Projekt „AMBIGOAL“, das von Joachim Fischer vom Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit der Medizinischen Fakultät Mannheim zusammen mit dem dazugehörenden Imagefilm „The healthy Länd“ vorgestellt wurde.

Investition in Digitalisierung Die Hausärzte am Spritzenhaus seien allerspätestens seit ihren in kürzester Zeit umgesetzten Maßnahmen auch im digitalen Bereich zur Eindämmung des Corona-Virus ein herausragendes Beispiel für intelligente Digitalisierung im ländlichen Raum, lobten sowohl Bürgermeister Michael Ruf als auch der Erste Landesbeamte Reinhard Gaiser. Gemeinde und Landkreis würden versuchen, die Gesundheitsversorgung der ansässigen Bürger im Rahmen aller machbaren Möglichkeiten zu unterstützen und seien stolz auf das von Ernst Klumpp umgesetzte Konzept der Praxisgemeinschaft.

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Sowohl Klumpp als auch die anderen Ärzten der Mehrgenerationen-Praxis mit mehreren teilzeitbeschäftigten Ärzten hätten den Imagefilm äußerst treffend für ihren Ärzteverbund empfunden, bestätigte Wolfgang von Meißner, der Partner in einer der beiden dort ansässigen Gemeinschaftspraxen ist. Bei den Ärzten am Spritzenhaus sei es schon immer das Ziel gewesen, durch Investitionen in die Digitalisierung mehr Zeit für die erforderliche Betreuung der Patienten zu bekommen.

Früher Einstieg Schon in der Vorgängerpraxis sei von Ernst Klumpp und Dieter Krampitz im Jahr 1993 die digitale Patientenakte eingeführt worden, so dass mit der nachvollziehbaren Krankengeschichte tausender Patienten ein wertvoller Schatz sogar für die Forschungsarbeit bestehe.

Die Ministerin interessierte sich sehr dafür, wo die Ärzte im Alltag die Digitalisierung sinnvoll einsetzen könnten. Von Meißner erläuterte den Einsatz von intelligenten Fragebögen, die vermeiden würden, dass ein Patient bei jedem Arzt die selben Fragen gestellt bekäme.

Sprechstunde aus der Ferne Mit Wolfgang Bock habe die Praxis einen jungen Arzt in Weiterbildung gewinnen können, der an einem Teil seiner Arbeitstage in einem digitalen Sprechzimmer von Mannheim aus für die Praxis arbeite. Darüber hinaus entwickele er Abfragen, die einen wichtigen Beitrag zum Einsatz der Künstlichen Intelligenz leisten könnten.

Problem: Datenschutz Die größte Hürde bilde aber das deutsche Datenschutzgesetz, das eine Schnittstelle zur versorgenden Apotheke oder anderen Fachärzten nicht erlaube. Die Wichtigkeit des Datenschutzes dürfe selbstverständlich nicht ignoriert werden, meinte von Meißner. Der Datenschutz sollte wichtige Arbeitserleichterungen und Zeitersparnisse aber nicht verhindern.

Noch immer nur per Fax Dass die Baiersbronner Hausärzte von den Kliniken im Landkreis noch ausschließlich per Fax mit Patienteninformationen versorgt werden, sei nicht förderlich für den Fortschritt der Digitalisierung, bedauerte von Meißner auf Nachfrage der Ministerin.

Beim Praxisrundgang zeigte von Meißner die Vorteile einer Gemeinschaftspraxis – und wie sich die Kollegen untereinander sowohl digital als auch analog zuarbeiten. Von Meißner demonstrierte den Besuchern eine Untersuchung mit Einsatz von Künstlicher Intelligenz und digitaler Hilfsmittel – beginnend mit der digitalen Terminvergabe.

Überwachung und Diagnose

Die Landtagsabgeordnete Katrin Schindele (CDU) erläuterte, dass für die Ärzte ein Behandlungserfolg und für Patienten die Medikamenteneinnahme mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz einfacher zu überwachen und diese auch aus diesem Grund ein wichtiger Beitrag zur besseren ärztlichen Versorgung wäre.

Zur Vorsorge, und um einen Befund schneller festzustellen, wäre laut von Meißner förderlich, wenn es ein System gäbe, das den Arzt bei bestimmten Symptomen auf andere erfolgreiche Untersuchungskombinationen und Erfahrungswerte von Kollegen hinweisen würde.

Noch viel vor Joachim Fischer verwies auf das ambitionierte Ziel, dass innerhalb der nächsten drei Jahre die Schaffung von zehn weiteren Gesundheitszentren vergleichbar mit dem der Hausärzte am Spritzenhaus beweisen sollten, dass diese ärztliche Versorgung mit Einsatz von Künstlicher Intelligenz und digitalen Mitteln auf dem Land funktioniert.

Er bat die Ministerin, dass nicht nur Fördergelder für die Entwicklung solcher Projekte zur Verfügung gestellt werden sollte, sondern auch die Umsetzung unterstützt werden sollte. Olschowski sicherte die Unterstützung der Politik zu und versicherte, dass eine verantwortungsvolle Korrektur des Datenschutzgesetzes erfolgen werde.