Der rote Alarm ist auf der Uhr zu sehen: Eine Person ist möglicherweise in Gefahr zu ertrinken. Foto: Michael Spotts

Im Panorama-Bad sorgen ab sofort 15 Kameras in vier Becken für Sicherheit. Das Besondere: Sie sind mit künstlicher Intelligenz ausgestattet und können so Alarm schlagen, wenn eine Person zu ertrinken droht.

Ein Mann liegt reglos am Grund des Warmwasserbeckens im Freudenstädter Panorama-Bad. Nach 20 Sekunden leuchten die Uhren an den Handgelenken von Geschäftsführer Tobias Degout und Christian Schebetka, Leiter Marketing/Kommunikation beim Bäderbetrieb der Stadtwerke Freudenstadt. Die Displays zeigen in Rot „Warnung“ und in welchem Becken der Mann zu ertrinken droht. Die beiden können zur Hilfe eilen.

Der Mann im Wasser ist Rettungsschwimmer Benjamin Binder, und er trägt einen Bleigurt, denn dieses Mal handelt es sich nur um eine Vorführung der neuen Technik die jetzt im Panorama-Bad Freudenstadt zum Einsatz kommt. Mit 15 Kameras und künstlicher Intelligenz (KI) werden vier Becken und das Schwimmverhalten der Badegäste überwacht. Für die neue Technik wurden mehr als 1500 Meter Kabel verlegt und überall im Bad Access-Points sowie Wlan installiert.

System mit drei Stufen

Das System unterteilt sich in drei Stufen: eine blaue Benachrichtigung ist eine Information an die Mitarbeiter des Panorama-Bads, dass es an dem angezeigten Punkt zu einer Überfüllung kommt. Das dürfe man sich aber nicht zu dramatisch vorstellen, erklärt Degout. Viel mehr handelt es sich dabei um die Nachricht, dass sich ungewöhnlich viele Badegäste an einem Punkt aufhalten. Das kann bei bis zu 2000 Besuchern an einem Tag mit Hochbetrieb durchaus passieren. Wenn das System dann der Meinung ist, dass an einer Stelle eine Gefahr entstehen könnte, dann sendet es ein gelbe „Vorsichtswarnung“. Und wenn jemand sich 20 Sekunden unter der Wasseroberfläche nicht mehr bewegt, wie in der Vorführung, dann gibt es die rote Warnung.

So sehen die intelligenten Kameras aus, die im Panorama-Bad für Sicherheit sorgen sollen. Foto: Michael Spotts

Egal ob blau, gelb oder rot – alle Benachrichtigung erhalten die Mitarbeiter auf die neuen Uhren, die zum System dazugehören. Mit diesen können sie auch manuell Alarme absetzen oder auch, wie mit einem Walkie-Talkie, kommunizieren.

Wer meint, er könne sich nun einen schlechten Scherz mit den Rettungsschwimmern erlauben und den Alarm absichtlich auslösen, der wird früher oder später aufgeben müssen, denn: „Wir bewegen uns immer unter Wasser, auch wenn wir versuchen dies nicht zu tun. Ohne einen Bleigurt zum Beispiel ist es also gar nicht möglich, den Alarm absichtlich auszulösen“, erläutert Degout.

Vorreiter im Land

Sorgen müsse sich auch niemand darüber machen, dass Videos über den Pano-Besuch gespeichert werden, da das System Aufnahmen nicht länger als für zehn Sekunden speichert, beteuert der Geschäftsführer.

Als erstes Bad in Baden-Württemberg und eines von bislang nur 20 in ganz Deutschland setzt das Panorama-Bad Freudenstadt seit Montag die KI-Kameras des israelischen Herstellers Lynxight ein. Noch für die nächsten zwei Wochen werden täglich absichtlich mehrere gelbe „Vorsichtswarnungen“ und rote „Warnungen“ vom System ausgegeben, damit dieses lernen kann, was ein echter Notfall ist und was nicht. Denn nach jeder Meldung fragt das System ab, ob der Alarm passend war oder nicht.

100 000 Euro Kosten

Und der neue technische Helfer kommt bei der Belegschaft gut an, wie Tobias Degout berichtet: „Normal wird alles Neue erst mal kritisch betrachtet, aber bei unserer neuen Technik sind bisher alle Resonanzen im Team positiv.“

Die Kosten für das neue System betragen 100 000 Euro, aber das sei es wert: „Wenn wir damit ein Leben retten können, hat sich die Investition schon gelohnt“, ist sich Tobias Degout sicher.