Tierheime und Zoos leiden unter den Folgen der Pandemie. (Symbolbild) Foto: VILevi/ Shutterstock

Inzwischen ist bekannt, dass Infektionen mit dem Coronavirus, das den Menschen gerade weltweit plagt, bei Tieren sehr selten sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie und ihre menschlichen Pfleger in Tierheimen und Zoos nicht dennoch unter den Folgen der Pandemie leiden. 

Rottweil/Donaueschingen/Stuttgart - Das Tierheim in Rottweil ist bisher von Infektionen mit dem Coronavirus bei Tieren verschont geblieben. Dass er nicht um die Gesundheit der Schützlinge bangen müsse, bedeute aber nicht, dass Corona dem Tierschutzverein nicht zugesetzt habe, erklärt Vorsitzender Günther Hermus. Die Probleme heißen: Wegfall von Spendengeldern, zurückgebrachte Haustiere und kranke Tierhalter. "Wir haben eine Liste von ehrenamtlichen Gassi-Gehern angelegt, die sich um die Hunde von Coronakranken gekümmert haben, bis die aus der Quarantäne raus waren." Diese Aufgabe zu stemmen, sei eine logistische Herausforderung gewesen. Das einzig Gute sei, dass die Gassi-Geher dem Tierheim bis jetzt treu geblieben seien.

Auch werde es finanziell mit fortschreitender Pandemie immer schwieriger. "Wir mussten schon von der Bank Geld aufnehmen. Viele Unternehmen sind oder waren in Kurzarbeit und wissen noch immer nicht, wie es weitergeht. Da machen alle natürlich bei den Spenden die ersten Abstriche."

In den vergangenen zwei Jahren hatte der Tierschutzverein außerdem eine besondere finanzielle Herausforderung zu bewältigen: Den Bau des neuen Katzenhauses. Im alten Gebäude wurde der Platz so langsam knapp. Das neue Katzenhaus steht nun fertig auf der Wiese direkt beim Tierheim. Im Februar sollen die Samtpfoten dorthin umziehen. Zeitlich trifft sich das gut. "Bald geht es wieder los", sagt Hermus. "Dann kommt der nächste Wurf und damit werden wir wieder einige Kitten im Tierheim haben. Im Katzenhaus ist dann Platz für insgesamt 80 Tiere."

Der Neubau wurde vom Land stark gefördert. Und das sei auch wichtig gewesen, denn "je länger die Pandemie dauert, umso schwieriger wird unsere Situation."

Illegale Welpenhändler machen großes Geschäft

Nadine Vögel, Kreistierheim-Leiterin des Schwarzwald-Baar-Kreises, berichtet Ähnliches. 2020 sei hart gewesen: Es gab weder Spenden, noch tierische Pensionsgäste, Tierheimfeste oder sonst etwas. Seit die Menschen wieder Sommerurlaube machen, ist zumindest die Tierpension wieder besucht. Das Tierheim ist aber noch immer im Minus.

Und das ist nicht das einzige Problem. Rund zehn Prozent mehr Tieren landen aktuell im Vergleich zu anderen Zeiten im Tierheim. "Seit dem ersten Lockdown ist die Nachfrage nach Welpen groß. Alle legen sich Hunde zu, aber viele Leute haben keine Erfahrung. Und dann tauchen die Schwierigkeiten auf. Wenn Hunde nett sind, sind sie auch privat leicht vermittelbar. Aber wenn sie schon verzogen und nicht mehr sozial sind, dann landen sie bei uns. Ich wäre dafür, dass Leute, die sich einen Hund zulegen müssen, erst einmal einen Nachweis über Qualifikationen in Form eines Hundeführerscheins erbringen sollten."

Was mit der Nachfrage nach Welpen ebenfalls einher gegangen sei: Die illegalen Händler haben das große Geschäft gemacht. "Die offiziellen Züchter hier im Land sind verantwortungsbewusst genug, trotz der großen Nachfrage irgendwann die Bremse zu ziehen. Aber das bewirkt, dass sich die Leute im Ausland umschauen. Viele meinen es sogar gut und wollen ein armes Tierchen retten. Aber illegal importierte Welpen werden beschlagnahmt, wenn das herauskommt. Und dann kommen sie zu uns. Gefährlich ist das auch noch, denn viele von ihnen haben nicht einmal eine Tollwut-Impfung", so die Tierheim-Chefin. Tollwut-Infektionen verlaufen in aller Regel tödlich, sowohl beim Tier als auch bei einem Mensch, der von dem kranken Tier gebissen wurde. Ohne Impfungen können Krankheiten, die in Deutschland bereits ausgerottet sind, wieder aufkommen. "Wir haben ständig Hunde ohne Tollwut-Impfung da. Die Impfung wird dann nachgeholt, aber sie wirkt erst nach 30 Tagen zuverlässig. So lange muss der Hund isoliert werden." Und dafür brauche man natürlich auch genug Platz.

Zum Thema: "Illegaler Welpenhandel fliegt auf"

Nicht nur Hunde, auch Katzen vermehren sich nun schneller, merkt Vögel an. "Wir haben ein Straßenkatzen-Problem. Es gibt Vereine, die die Tiere einfangen und kastrieren lassen. Aber das ist eine Kostensache und die Vereine machen das seit Corona nun auch weniger." Schließlich sind ohne Veranstaltungen die Einnahmen bei den meisten Vereinen in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. "Und dadurch, dass es mehr Tiere gibt, vermehren sich auch Krankheiten und das Elend der Straßenkatzen wird noch größer." Wenn die Tiere das Virus selbst auch kaum bekommen, so seien sie doch indirekte Corona-Opfer.

Besucherminus im Zoo

Eine schwierige Zeit haben auch die Zoos hinter sich. Lange Schließungen und Besucherausfälle hatte die Wilhelma in Stuttgart zu verkraften, sagt Leiter Thomas Kölpin, als er auf die vergangenen zwei Jahre zurückblickt. Normalerweise erfreut sich der Zoo einer Besucherzahl von bis zu 1,8 Millionen. 2020 waren es gerade mal 800.000 Besucher, 2021 eine Million. Die Eintrittsgelder machen die Haupteinnahmequelle der Wilhelma aus.

Nun ist wieder geöffnet, jedoch mit eingeschränkter Besucherzahl, da vor allem die Häuser nicht überbelegt sein dürfen, und mehr Personal, das die Einhaltung der Hygieneregeln kontrolliert. "Das bedeutet mehr Ausgaben bei geringeren Einnahmen." Und auch, wenn die Einnahmen geringer ausfallen, wollen die Tiere weiterhin gefüttert und gepflegt werden. Man arbeite nun mit der höchsten vertretbaren Besucherzahl.

Zudem musste die Wilhelma ein ausgefeiltes Hygienekonzept entwickeln. Das könne natürlich auch nicht verhindern, dass gelegentlich Mitarbeiter ausfallen, weil sie in Quarantäne sind, so der Zooleiter. Noch komme der Zoo über die Runden. Er hoffe nur darauf, dass sich die Lage bald wieder normalisiere und keine weitere Schließung mehr nötig sei.