An der Bundesstraße 463 zwischen Dürrwangen und Laufen soll das neue Zentralklinikum gebaut werden. Nicht alle Grundstückseigentümer dort wollen ihre Flächen für dieses Vorhaben zur Verfügung stellen. Foto: Maier

Debatte um "Firstäcker" nahe Dürrwangen. Balinger OB Reitemann: Areal am besten geeignet.

Zollernalbkreis - Weil sich einige Grundstückseigentümer offenbar weigern, ihren Grund und Boden für den Bau des geplanten Zentralklinikums zwischen Dürrwangen und Laufen zu verkaufen, sehen manche den Standort "Firstäcker" schon als gescheitert an. Der Balinger Oberbürgermeister Helmut Reitemann ist derweil zuversichtlich, dass es dort doch klappt.

Reitemann sagte am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Stadtverwaltung derzeit mitten in den Grundstücksverhandlungen mit den Eigentümern sei. 90 Prozent der für das Zentralklinikum angedachten Fläche befindet sich in privater Hand. Schon sehr früh nach dem Standort-Beschluss des Kreistags im Dezember 2017 habe man mit den Eigentümern Kontakt aufgenommen; davor hatte die Stadt Balingen mit ihnen bereits Kontakt gehabt wegen der ursprünglichen Planungen, an der Bundesstraße 463 zwischen Dürrwangen und Laufen ein Gewerbegebiet zu erschließen. Man kennt sich also.

Einige Eigentümer sind bereit, andere nicht

Details zu den Verhandlungen will Reitemann nicht nennen, so viel dann aber schon: Es gebe Eigentümer, die bereit seien, ihr Grundstück für ein Zentralklinikum zu überlassen, entweder gegen Geld oder im Tausch für eine andere Fläche. Andere seien dazu derzeit nicht bereit. Er, Reitemann, sehe aber durchaus Chancen, dass auf der Fläche einmal das zentrale Krankenhaus für den Zollernalbkreis gebaut werden könne.

Gänzlich anders sehen das einige Grundstückseigentümer, die sich in der vergangenen Woche in den Räumen der Firma Eschler in Frommern versammelt hatten. Die Entscheidung im Kreistag für "Firstäcker" sei falsch gewesen, sagt Matthias Eschler. Zustande gekommen sei er nur, um einen für Albstadt akzeptablen Standort präsentieren zu können. Der Standort "Kelleregert", wenige hundert Meter von "Firstäcker" an der Bundesstraße 463 in Richtung Balingen gelegen, sei als Areal für das geplante Zentralklinikum deutlich besser geeignet, sagte Eschler am Montag gegenüber unserer Zeitung.

Tatsächlich hatte "Kelleregert" bei der Bewertung der in Frage kommenden Flächen durch das Landratsamt mit 87 von 100 möglichen Punkten am besten abgeschnitten. "Firstäcker" und ein Areal gegenüber dem Bisinger Industriegebiet Nord (laut dem Bisinger Bürgermeister Roman Waizenegger ein "Sahnestück mit Schlagobers obendrauf") erhielten jeweils 85 Punkte.

Nicht in die Wertung flossen im Dezember 2017, als der Kreistag sein Votum abgab, allerdings politische Aspekte – die letztlich den Ausschlag dafür gaben, dass sich die Mehrheit (36:20) der Kreistagsmitglieder für "Firstäcker" als Standort aussprach.

An der damaligen politischen Bewertung habe sich bis heute nichts geändert, sagt der Balinger Rathauschef Reitemann. "Firstäcker" sei der Standort, der für die große Mehrheit der Kreisbewohner am akzeptabelsten sei. Mit "Kelleregert" könnten sich wohl die Albstädter nicht identifizieren; dies hätte zur Folge, dass sie sich künftig eher in Sigmaringen behandeln ließen. Bisingen wiederum sei für die Albstädter, die Bewohner des Großen Heubergs sowie für jene im Schlichemtal wenig attraktiv. Von einem Standort dort würden, so Reitemann, nur die Krankenhäuser in Sigmaringen, Rottweil und Tübingen profitieren.

Reitemann, der dem neuen Kreistag angehören wird, sagt, er sehe die ernsthafte und realistische Gefahr, dass es im Zollernalbkreis künftig gar kein Klinikum mehr geben werde, wenn es nicht am Oetsausgang von Dürrwangen gebaut wird. Ähnlich hatte sich Günther-Martin Pauli bereits in der Klinik-Debatte geäußert: Der Landrat des Zollernalbkreises sagte einmal, dass man – nach der versemmelten Entscheidung 2005 – nur noch einen Versuch habe, die Krankenhausversorgung im Kreis zu sichern.

Um das Areal "Firstäcker" als Standort nutzen zu können, ist bereits einiges in Gang gesetzt worden: Der Balinger Gemeinderat hat das Bebauungsplanverfahren eingeleitet, zudem müssen der Flächennutzungs- und der Regionalplan geändert werden. Es geht dabei um Vogelschutzgebiet sowie einen "Regionalen Grünzug". Das seien "beherrschbare Themen", so Reitemann. Viel komplexer lägen die Dinge für die "Kelleregert"-Fläche, dort spielten komplizierte naturschutzrechtliche Belange hinein. Auch für Bisingen müsste der Regionalplan geändert werden.

Die Verhandlung um die "Firstäcker"-Grundstücke will die Balinger Stadtverwaltung weiterführen, möglichst bald soll es ein Ergebnis geben. Auf ein positives Votum hofft Landrat Pauli: Man brauche Klarheit und Gewissheit, um mit dem neu gewählten Kreistag konkret in die Planungen für das neue Zentralklinikum einsteigen zu können.