Ein Spezialfahrzeug dieses Typs der Spedition Kübler wird von Sonntagnacht an einen tonnenschweren Trafo von Tübingen ins Umspannwerk nach Engstlatt fahren. Da das Fahrzeug viele Brücken nicht passieren darf, geht die Strecke von Bodelshausen aus über Rangendingen, Grosselfingen und Bisingen. Foto: Spedition Kübler

Von Sonntagnacht bis Mittwoch wird ein Trafo von Tübingen nach Engstlatt gebracht.

Zollernalbkreis - Das ist kein Lastwagen mehr, das ist ein Monster, was ab Sonntagnacht durch den nördlichen Zollernalbkreis bis nach Engstlatt rollt. 76 Meter lang, 300 Tonnen schwer, die Last verteilt auf über 300 Räder. Drei Tage braucht der Koloss bis ans Ziel.

Transportiert wird ein neuer Trafo für das Umspannwerk in Engstlatt. Ein kompakter Koloss aus Stahl, der mit der Eisenbahn nur bis Tübingen gefahren werden durfte. Die Gleise in Richtung Zollernalbkreis sind für solche Tonnagen nicht stabil genug. Also muss der Koloss die Strecke auf Straßen zurücklegen.

Der Transport ist in drei Etappen unterteilt. Und um den Autoverkehr nicht allzusehr zu stören, wird immer nur nachts von 22 bis 6.30 Uhr gefahren, wenn alles nach Plan läuft. In der Nacht von Sonntag auf Montag, 27. auf 28. Mai, geht es von Tübingen bis Nehren, wobei keineswegs bequem die Bundesstraße langgerollt werden kann. Denn immer wieder gibt es Brücken, über die das Fahrzeug nicht rollen darf, Bauwerke, für die der Transport zu hoch ist oder unpassierbare Engstellen. So geht es über Gomaringen.

Brückenbauwerke halten Last nicht aus

Auch die zweite Etappe muss Autofahrern bizarr erscheinen: über Rangendingen und Grosselfingen durch Bisingen. Der Grund: Die Brückenbauwerke auf der Bundesstraße, etwa bei der Abfahrt Hechingen-Mitte, sind zu schwach, um die Last aushalten zu können. So biegt der Tross in Bodelshausen ab, fährt bis zum Kreisverkehr in der Bahnhofstraße, rangiert rückwärts um den Kreisverkehr wieder zurück, bis es über die Hechinger Straße an der Abzweigung nach Bechtoldsweiler und Sickingen vorbei auf die Landesstraße in Richtung Rangendingen geht. Dort ist dann wieder Pause.

Am dritten Tag geht es dann nach Rangendingen rein bis zur Abzweigung zum Marktplatz, dann wieder zurück bis zur Landesstraße am Stausee vorbei in Richtung Grosselfingen, von dort aus weiter nach Bisingen bis kurz vor die Bahnbrücke, dann rückwärts weiter über die Steinhofener- und Balinger Straße auf die B 27, die dann in Engstlatt an einer Behelfszufahrt verlassen wird. In der Mühlsteigstraße am Umspannwerk in Engstlatt warten dann zwei Spezialkranen, um den Trafo an seinen endgültigen Platz zu sehen.

Seit über einem Jahr laufen die Planungen

Wer diese Fahrtstrecke nun sonderbar findet, darf beruhigt sein, dass sie wohldurchdacht ist. Den Transport erledigt die Spezial-Spedition Kübler aus Schwäbisch Hall, die beispielsweise auch schon die Concorde, die bei Sinsheim von der Autobahn aus zu sehen ist, transportiert hat. Fuhren dieser Dimension sind hier das Alltagsgeschäft, das aber buchstäblich nie auf die leichte Schulter genommen wird. Die Planungen für den Transport nach Engstlatt haben über ein Jahr in Anspruch genommen.

Der Kurs erklärt sich dadurch, dass das Spezialfahrzeug keine engen Kurven fahren kann. Dafür kann die Zugmaschine an beiden Enden des Zuges angekoppelt werden, so dass es kein eigentliches vorne und hinten gibt. Und Ingenieure haben praktisch für jede einzelne der 24 Achsen des Anhängers die spezielle Last ausgerechnet und mit den Daten der Brückenbauwerke verglichen.

Wie Mitarbeiter der Spedition unserer Zeitung erklärten, sind Zuschauer bei solchen Transporten kein Problem, solange sie nicht direkt an der Straße stehen. Von Böschungen oder Brückenbauwerken herab lässt sich die Aktion aber in aller Ruhe beobachten.