Ein Forstspezialschlepper bugsiert gefällte Stämme auf eine Beuge neben dem Waldweg. Foto: Schnurr

Heißer Sommer bietet dem Schädling ideale Lebensbedingungen. Auch private Waldbesitzer sollten etwas tun.

Zollernalbkreis - Der Borkenkäfer hat 2018 im gesamten Zollernalbkreis ideale Lebensbedingungen gefunden: Bedingt durch die lange Trockenheit und Wärme bis in den Spätherbst haben sich im vergangenen Jahr drei statt normalerweise zwei Käfergenerationen entwickeln können.

Vor allem Fichten und – eher untypisch – Weißtannen sind jetzt von Borkenkäfern befallen. Den Krabbeltieren fiel es leicht, die durch die Trockenheit geschwächten Bäume anzubohren und ihre Eier unter die Rinde zu legen. Oft konnten die Bäume wegen mangelnder Feuchtigkeit nicht mehr genug Harz produzieren, um die unwillkommene Brut auszuschwemmen.

Viele Jungkäfer, denen die Kälte nichts ausmacht, waren bis zum ersten Wintereinbruch schon so weit entwickelt, dass sie bis zum Frühjahr überleben werden. Sie überwintern am Boden, in der Streu, und unter der Rinde befallener Bäume überdauern Puppen die kalte Jahreszeit. Das sind schlechte Vorzeichen für den kommenden Frühling, wenn es wieder warm wird.

Das Forstamt des Zollernalbkreises handelt deshalb: In den Gemeinde- und Staatswäldern sind schon im November und Dezember vielerorts Waldarbeiter unterwegs gewesen und haben von Borkenkäfern befallene Bäume gefällt.

Bei Heiligenzimmern hat beispielsweise vor Weihnachten Lukas Sander Mitarbeiter eines örtlichen Forstunternehmens eingewiesen. Er ist seit knapp zwei Jahren als Revierleiter für einen Teil des Rosenfelder Stadtwalds zuständig.

Im Distrikt Dachsrain zwischen Heiligenzimmern und Binsdorf haben die Arbeiter unter Sanders Anleitung bis kurz vor Weihnachten rund 130 Festmeter Holz aus dem Wald geholt. Beim sogenannten "Scheidholzdurchgang" durchsuchten sie eine Waldfläche nach befallenen Bäumen und sägten diese gezielt und einzeln um.

Wichtig ist laut Förster Sander, die befallenen Bäume noch vor der Entwicklungszeit der nächsten Käfergeneration aus dem Wald zu transportieren: "Im März ist es zu spät." Denn dann schwärmen die geflügelten Holzschädlinge wieder aus.

Aus Sicht von Christian Beck, Leiter des Forstbereichs Balingen, ist es wichtig, dass alle Waldbesitzer nach Anzeichen für Borkenkäferbefall Ausschau halten. Das sind beispielsweise eine rötlich verfärbte Krone, Harzschlieren auf der Rinde, die aus den Bohrlöchern der Parasiten rinnen, feines "Holzmehl" am Stamm oder – im Spätstadium – abfallende Rinde.

Falls Bäume diese Anzeichen aufweisen, sollten sie schnell gefällt und zügig aus dem Wald geschafft werden – am besten mitsamt der Rinde: Im Sägewerk wird diese entfernt und verbrannt oder kompostiert. Hohe Temperaturen überleben die unter der Rinde lebenden Holzschädlinge nicht.

"Wenn es nicht gelingt, die Rinde am Baum zu lassen, wäre es eine gute Idee, diese zusammenzurechen und mit Folie abzudecken", erklärt Beck. Unter dem Plastik könne sich dann ein feuchtwarmes Kompostklima entwickeln, das den Käfern schadet. "Das wäre die Kür" für Privatwaldbesitzer, wünscht sich der Forstexperte.

Bis zum Frühjahr warten sollten Besitzer privater Forste allerdings nicht, verdeutlicht Heiligenzimmerns Revierleiter Sander: Er empfiehlt, auch im Winter regelmäßig durch den eigenen Wald zu spazieren und dabei die Bäume zu inspizieren.

Auch Privatleute sollten ihr Holz am besten schon vor dem Fällen verkaufen und danach gleich abholen lassen: Idealerweise können sie größere Mengen übers Forstrevier an Sägewerke vermarkten. Kleinere Polter, bis etwa zehn Festmeter, sollte man am besten gleich als Brennholz verwerten.

Beratung und Hilfe bei Holzernte und -verkauf bekommen die geschätzt 9000 Besitzer privater Wälder im Zollernalbkreis von ihrem jeweiligen Revierleiter. Was Privatleute derzeit nicht machen sollten: frische, gesunde Bäume fällen. Dazu sind die Preise einfach zu niedrig und die Sägewerke gut ausgelastet.

Auch lange lagern sollte man gefällte Stämme nicht: Der Gestreifte Nutzholzborkenkäfer legt seine Eier in lagerndem Nadelholz ab und schädigt dieses, wodurch es massiv an Wert verliert: "Schlechtes Holz gibt es mehr als genug", sagt der Forstbereichsleiter Beck.

Mancher Forstlaie denkt nun vielleicht, ein besonders harter Winter wäre gut, um die Ausbreitung des Borkenkäfers zu hemmen. Das Gegenteil ist der Fall: Besser wäre ein feuchter, milder Winter. Denn er setzt den Schädlingen mehr zu, weil sie dann leichter von Pilzen befallen werden und sterben.

Am sinnvollsten ist aber in jedem Fall die aktive Pflege des Forsts: Befallene Bäume schnell zu fällen und zu verwerten hemmt die Ausbreitungs des Borkenkäfers am effektivsten.