Sofort wissen die Disponenten, welches Fahrzeug wo verfügbar ist: Um effektiv zu arbeiten, nutzt die Integrierte Leitstelle im Zollernalbkreis ein automatisches Fahrzeugtracking. Foto: Archiv

Zusätzliche DRK-Wachen sollen Situation entschärfen. Fachkräftemangel bleibt Thema.

Zollernalbkreis - Wer die 112 wählt, hofft auf schnelle Hilfe. Der Rettungswagen sollte spätestens nach 15 Minuten eintreffen. "Medizinisch wünschenswert" wären Zeiten von weniger als zehn Minuten. Eine Untersuchung der Einsatzzeiten des Jahres 2017 durch den SWR zeigt: Viele Gemeinden im Zollernalbkreis sind unzureichend versorgt.

In Burladingen wartete man laut SWR-Untersuchung im Schnitt 16 Minuten und 17 Sekunden auf den Rettungsdienst, in Haigerloch und Rosenfeld fast 17 Minuten. Ganz schlecht schnitt Obernheim ab: Notfälle konnten damit rechnen, dass der Rettungsdienst erst nach 20 Minuten und neun Sekunden eintrifft. In 87 Prozent der Fälle hat es bis zum Eintreffen der Helfer länger als eine Viertelstunde gedauert.

Lebherz: "Nicht nur die Hilfsfristen zählen"

"Zahlen sind nicht unbedingt ein Gradmesser für die Qualität im Rettungsdienst. Nicht nur die Strukturqualität, also die Hilfsfristen allein, müssen beachtet werden", betont der DRK-Vorsitzende Heiko Lebherz. Der Bereichsausschuss habe ein Standortgutachten in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Zusätzliche Wachen sollen in Burladingen-Hausen und Haigerloch-Owingen installiert werden. Im Januar soll nun festgelegt werden, wann und in welcher Form die Erweiterungen starten sollen. Die Qualität dürfe nicht nur im Bereich der Hilfsfristen gesehen werden: "Im gesamten Zollernalbkreis verkürzen Helfer vor Ort der lokalen DRK-Bereitschaften die Zeit zwischen dem Notfall und dem Eintreffen des Rettungsdienstes", sagt der DRK-Vorsitzende. Mehr als 2500-mal werden die freiwilligen Helfer im Jahr alarmiert. Sie geben sofort Rückmeldung zur Leitstelle und führen die ersten lebensrettenden Maßnahmen aus.

Um effektiv zu arbeiten, nutze die Integrierte Leitstelle ein automatisches Fahrzeugrouting: "Rescuetrack" zeige Position und Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Hubschraubern und vernetze alle beteiligten Rettungskräfte. Auch die ehrenamtlichen Rettungswagen der DRK-Bereitschaften seien mit diesem System ausgestattet. "Das bietet uns eine Einsatzbewältigung aus einer Hand", sagt Lebherz. So werde immer das nächste Rettungsmittel zum Einsatz entsandt. Der Einsatzleitrechner berechne die absehbare Eintreffzeit. "Bei Reanimationen leiten die Disponenten die Ersthelfer an." Zusätzliche Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge seien angeschafft worden, so Lebherz, und das DRK habe umfangreiche Maßnahmen zur Personalrekrutierung auf die Beine gestellt.

Weitere Standorte in der Peripherie

"Fachkräftemangel ist auch bei uns ein Thema", räumt Lebherz ein. Zusätzliche Fachkräfte würden aber gebraucht für weitere Standorte in der Peripherie. Welche das sein sollen, zeige eine Datenanalyse durch ein externes Unternehmen: Von April 2017 bis April 2018 seien die Daten der Rettungswagen und Notarzt-Einsatzfahrzeuge überprüft und ausgewertet worden.

Derzeit seien im Bereichsgebiet vier Rettungswachen in Balingen, Hechingen und zwei in Albstadt sowie drei Standorte für Notarzt-Einsatzfahrzeuge in Ebingen, Balingen und Hechingen eingerichtet. Für den Rettungsdienst sei neben dem DRK-Kreisverband auch der Malteser Hilfsdienst zuständig. In Hechingen-Schlatt sei zudem ein selbstfahrender Notarzt eingebunden. Insgesamt habe sich die Versorgung seit 2017 verbessert. Das gehe auch aus der SWR-Untersuchung hervor. "Trotzdem sollen die Hilfsfristen noch optimiert werden", sagt Lebherz. Das Gutachten habe alle Straßenverbindungen, Einsatzzahlen und Standorte der Rettungsmittel berücksichtigt und schlage nun weitere Standorte vor. Neben der Absicherung des eigenen Bereichs würden dadurch auch die Nachbarbereiche entlastet.