Äpfel hängen erntereif an einem Baum – im Zollernalbkreis fällt die Ausbeute in diesem Jahr aber recht mager aus. Foto: Kästle

Ernte erreicht in diesem Jahr neuen Tiefpunkt. Stingel-Fruchtsäfte kämpft mit der Flaute.

Zollernalbkreis - Die Obsternte ist im Zollernalbkreis deutlich schlechter ausgefallen als im vergangenen Jahr. Obstfachberater Markus Zehnder nennt Frost und Trockenheit als Gründe für die geringen Erträge.

Auf den Streuobstwiesen sieht es karg aus. Grün stehen die Bäume in der Sonne, aber eines sucht man vergebens: die Äpfel. "Die Obsternte fällt dieses Jahr gering aus", hält Kreisobstberater Markus Zehnder fest. Den diesjährigen Behangs-Index hat er schon erstellt: Er zählte auf zehn Streuobstwiesen im Zollernalbkreis die Früchte auf den Bäumen – nach einem von ihm ausgearbeiteten System. Jedes Jahr errechnet er einen Index. "Nach dem Spitzenwert von 23,93 im Vorjahr ist er in diesem Jahr auf 3,4 gefallen", erläutert Zehnder. Einen noch schlechteren Wert hatte es lediglich 2017 gegeben, als der Index bei 0,8 lag.

Ein Grund dafür sei der starke Frost während des Frühlings gewesen: Durch die Kälte seien in der Blütezeit im Mai viele Früchte erfroren.

Hinzu gekommen sei der geringe Regen – die Trockenheit habe für kleine Äpfel gesorgt, die zu früh runterfielen, die Bäume seien geschwächt worden. Zusätzlich hätten Pilze und Parasiten den Bäumen zugesetzt, zum Beispiel der Schwarze Rindenbrand, erkennbar an den schwarz verfärbten Rindenteilen. Die Erkrankung könne zum Absterben des Baumes führen.

Ein Problem ist der geringe Ertrag auch für die Fruchtsaft- und Mosthersteller. Laut dem Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie machen die diesjährigen Streuobsterträge maximal ein Drittel der Ernte vom Vorjahr aus. Besonders schlimm hat es Baden-Württemberg und Bayern getroffen.

Auch Tobias Stingel, der Geschäftsführer von Fruchtsaft Stingel, spricht von einer schlechten Saison – nachdem sein Betrieb in Weilstetten im vergangenen Jahr an die Kapazitätsgrenzen gestoßen sei, herrsche nun Flaute.

"Wahrscheinlich kommt im September noch was, aber mit viel ist nicht zu rechnen", sagt Stingel. "Zum Glück haben wir noch Reserven vom vergangenen Sommer. Jetzt schauen wir erst einmal, was der nächste Monat noch bringt." Denn die Nachfrage reiße nicht ein: Sehr beliebt sind laut Stingel nach wir vor der Apfelsaft und wie im vergangenen Jahr der Johannisbeersaft, aber auch Multivitamin und Apfel-Kirsch laufen gut.

Und doch gibt es einen stillen Gewinner, der sich trotz harten Frühlings durchkämpfen konnte: die Birne. "Die Frucht liefert die besten Erträge in dieser Saison", sagt Markus Zehnder. Mit dem Aufkommen sowohl an Mostbirnen wie der "Schweizer Wasserbirne" als auch an Dörr- und Brennbirnen seien die Obstbauern zufrieden.