Karl und Dieter Gräßle (links), Manfred und Benjamin Abt sowie Marco Endres (rechts) sind sauer: Mit ihren Einnahmen über den Milchverkauf können sie nicht einmal mehr die Produktionskosten decken. Foto: Eyrich

Landwirtschaft: Plakataktion soll auf Misere der Erzeuger und die sinkenden Preise aufmerksam machen.

Zollernalbkreis - Gegen den ruinösen Milchpreis – und damit auch für Nachhaltigkeit – kämpfen die Milchviehhalter im Zollernalbkreis seit gestern. Plakate in Winterlingen und Harthausen machen auf ihre Situation aufmerksam.

"Merkel, Schmidt und Hogan wollen lieber Milchbauern ruinieren als Milchmenge reduzieren", steht auf den großen Plakaten, die Karl und Dieter Gräßle, Manfred und Benjamin Abt sowie Marco Endres vom Bund Deutscher Milchviehhalter, Kreisverband Zollernalb, gestern aufgestellt haben. Damit greifen sie im Rahmen einer deutschlandweiten Aktion ihres Bundesverbands die Bundeskanzlerin, ihren Agrarminister und die EU-Kommission an, weil diese sich nicht dafür einsetzen, die "größte Milchmarktkrise der letzten Jahrzehnte an den wirklichen Ursachen zu packen, nämlich an der deutlichen Ausweitung der Milchproduktion in Deutschland und der EU", heißt es in einer Pressemitteilung.

"Der Milchpreis im Süden Deutschlands liegt bei 28 bis 30 Cent pro Liter, im Norden noch darunter", erklärt Karl Gräßle, der seinen Milchvieh-Hof in Winterlingen betreibt. Seit 2013, da der Preis bei 40 Cent gelegen habe, sei er kontinuierlich gefallen. "Wir können bald unsere Rechnungen nicht mehr zahlen", sagt Gräßle und spricht damit auch für seine Kollegen. "Um auskömmlich arbeiten zu können, bräuchten wir 38 Cent, besser noch 40."

Die Ursache der Krise sehen Gräßle und sein Sohn Dieter sowie der Straßberger Milcherzeuger Manfred Abt und sein Sohn Benjamin im Überangebot, das durch staatliche Förderung des Produktionsausbaus noch gesteigert worden sei. Das Russland-Embargo habe ein Übriges getan, und so komme nicht einmal mehr genug Geld herein, um die Produktionskosten zu decken.

Nicht auf Subventionen setzen die Erzeuger. Wie jeder, der in der freien Wirtschaft produziert, wünschen sie sich, faire Preise, um ihre Kosten decken zu können und noch Spielraum für Investitionen zu haben. Für Manfred Abt geht es auch um Nachhaltigkeit. "Wenn wir die Welt in Balance bekommen wollen, müssen wir die Verteilungsfragen aufgreifen. Wir haben ja keinen freien Markt mehr." Und Liquiditätsprogramme seien keine Hilfe: "Schulden machen, um Schulden zu finanzieren funktioniert nicht."