Bisons und Kamele waren in Möhringen auf Abwegen Foto: Peter Petsch

Bei einem zurzeit in Möhringen gastierenden Zirkus sind am Mittwoch einige Huftiere ausgebüxt, darunter Bisons und Kamele. Ein Polizist zog daraufhin sicherheitshalber die Dienstwaffe, musste sie aber nicht benützen.

Bei einem zurzeit in Möhringen gastierenden Zirkus sind am Mittwoch einige Huftiere ausgebüxt, darunter Bisons und Kamele. Ein Polizist zog daraufhin sicherheitshalber die Dienstwaffe, musste sie aber nicht benützen.

Stuttgart - Wie idyllisch. Mütter mit Kindern schlendern am Donnerstagnachmittag zwischen Zelten und Zirkuswagen umher, streicheln ein Pony, staunen über die Kamele. „Ich habe Reste von Fenchel dabei“, sagt eine Frau. Sie wohne ganz in der Nähe und habe sich gedacht, die Zirkusleute könnten doch sicher Futter gebrauchen.

Am Tag zuvor war hier, in unmittelbarer Nachbarschaft zum SI-Centrum in Stuttgart-Möhringen, wenig von Idylle zu spüren. Stattdessen hatte es Aufregung gegeben um ausgebüxte Pferde, Kamele und um einen freilaufenden Bison. Das hätte zu einem „ungewöhnlichen Polizeieinsatz“ geführt, hieß es am Donnerstag in der Mitteilung der Stuttgarter Polizei.

Fest steht, dass am frühen Mittwochabend einige Pferde des Circus Kaiser aus einem mit einem Elektrodraht eingezäunten Bereich auf den Schotterweg liefen, der zwischen Zirkuszelt und Wohnwagen verläuft. Zu dem Zeitpunkt befanden sich auch Eltern mit ihren Kindern auf dem frei zugänglichen Gelände, um die rund 80 teils exotischen Tiere in ihren Gehegen zu besichtigen.

In den weiteren Schilderungen des Vorfalls unterscheiden sich die Versionen von Polizei und Zirkus. Erstere bestätigt, dass einer der Beamten im Verlauf des Einsatzes zur Waffe gegriffen hat – „um in der unübersichtlichen Situation Personen im Notfall schützen zu können“, wie es Polizeisprecher Thomas Geiger formuliert. „Das war alles halb so wild“, sagt hingegen Tina Quaiser vom Zirkus. Laut Polizei ist die Streife zufällig an dem Gelände an der Kurt-Schumacher-Straße vorbeigefahren.

"Bei den Kamelen ein Gerangel beobachtet"

„Die Beamten haben bei den Kamelen ein Gerangel beobachtet und wahrgenommen, wie eines der Tiere ausgeschlagen hat“, so Polizeisprecher Geiger. Tiere hätten einen Zaun niedergetrampelt, sich den Besuchern genähert, und diese hatten panisch reagiert. „Kinder haben es mit der Angst zu tun bekommen und sind weggerannt.“ Mittlerweile hätten sich Kamele, Pferde, Rinder und Bisons unter die Zirkusbesucher gemischt. Einige Tiere seien auf die Straße gelaufen, die die Beamten daraufhin sperrten.

In dieser Gemengelage habe einer der Beamten zur Waffe gegriffen. Ein Mitarbeiter des Zirkus sei überdies uneinsichtig gewesen. Schließlich sei es aber gelungen, „mit vereinten Kräften“ die Tiere zurück in ihre Gehege zu bringen.

Aus Sicht des in Kitzingen in Bayern ansässigen Zirkus habe erst der mit einer Waffe fuchtelnde Polizeibeamte eine Art Panik unter den Besuchern ausgelöst. Weshalb der Elektrozaun nicht funktioniert habe, sei zwar noch nicht geklärt, sagt Tina Quaiser. „Aber unsere Tiere sind allesamt zahm, das Kamelbaby zum Beispiel spaziert öfter frei übers Gelände.“ Tiere seien nicht einmal ansatzweise in der Nähe der Straße gewesen, widerspricht sie der Darstellung der Polizei, und ihr Mitarbeiter sei nicht uneinsichtig gewesen, er habe sich vielmehr schützend vor den Tieren postiert.

Die Stadt hat auf den Vorfall reagiert. Am Donnerstag hätten Mitarbeiter an Ort und Stelle die Tierhaltung inspiziert, so Gerald Petri vom Amt für öffentliche Ordnung. Eine abschließende Bewertung wollte er noch nicht vornehmen, „aber der Zirkus muss bei der Unterbringung der Tiere möglicherweise nachbessern“.

Grundsätzlich gehe es den Tieren des Circus Kaiser aber gut. Eine sogenannte Seriositätsprüfung, wie sie vorab bei Zirkussen, die auf dem Cannstatter Wasen oder anderen öffentlichen Plätzen gastieren, vorgenommen wird, sei in diesem Fall nicht erfolgt. Die Wiese nahe dem SI-Centrum ist städtisches Gelände.

Beschwerden von Besuchern habe es nach dem Vorfall nicht gegeben, sagt Tina Quaiser. Gleichwohl befürchtet sie, dass nach dem der aus ihrer Sicht etwas übereifrigen Polizeieinsatz Besucher wegbleiben oder unter der Telefonnummer 01 52 / 25 65 66 61 keine Eintrittskarten mehr bestellen. Auch könnten sich radikale Tierrechtler auf den Plan gerufen fühlen.

Die erste Vorstellung ist an diesem Samstag um 16 Uhr.