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Wie in Flözlingen ein Disput hochkocht und abkühlt

Das stinkt zum Himmel. Gülle, die ein Landwirt vor dem Wochenende ausgebracht hat, sorgte für dicke Luft in Flözlingen.

Zimmern-Flözlingen (psw). Angeblich extrem stinkende Gülle auf Wiesen in Ortsnähe, eine penetrante Geruchsbildung im Ort, ein darüber empörter Ortschaftsrat, als Konsequenz ein etwas überhitzter Textnachrichtenaustausch über das Mobiltelefon zwischen den Flözlinger Ortschaftsräten (WhatsApp) – und dann in der jüngsten Sitzung doch noch die klärende Aussprache.

Das war die zeitliche Abfolge der Ereignisse, die ein auswärtiger Landwirt kürzlich in Flözlingen mit seiner vor dem Wochenende ausgebrachten Gülle auslöste. Die Jauche sorgte nicht nur für schlechte Luft im Ort, sondern auch auch für reichlich Irritationen und Turbulenzen bei Bürgern und auch bei einigen Ratsmitgliedern. Das Schlussfazit aus Sicht des außenstehenden Betrachters vorweg: Auch wenn der Nachrichtendienst WhatsApp von Schülern, Freunden, Arbeitskollegen, Vereinsmitgliedern, Familien, Mandatsträgern und vielen anderen Personen zum Meinungsaustausch intensiv genutzt wird und zugegeben wertvolle Dienste leisten kann: Persönliche Gespräche innerhalb einer Gruppe oder unter vier Augen kann diese Kommunikationsform per Mobiltelefon nicht ersetzen. Persönliche Kontaktaufnahme führt in der Regel schneller und auch effektiver zum Ziel. So bewiesen am Montagabend im Flözlinger Rathaus.

Welcher Landwirt war es? Haas: "Ich nicht"

Zurück an den Ratstisch: Ortschaftsrat Peter Gulde griff unter Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" den Vorfall auf und schilderte die Situation aus seiner Sicht. "So schlimm war es noch nie, auch im Haus habe es extrem gestunken." Er habe zuerst gedacht,ein Abfluss sei verstopft. Daraufhin hatte er wütend, wie er in der Sitzung einräumte, den Meinungsaustausch in Gang gesetzt.

Auch sein Kollege Hans-Dieter Wölk hatte die Situation so empfunden und gab Gulde voll und ganz recht. Wölk: "Es hat diesmal ganz anders gestunken als bisher, wesentlich stärker." Man sollte beim Verursacher nach den Gründen nachfragen.

Die entscheidende Frage: Welcher Landwirt war dafür verantwortlich? Auf jeden Fall war es nicht Ortschaftsrat und Landwirt Manfred Haas, der wohl anfangs verdächtig wurde und dies in der Sitzung eindeutig widerlegte. Er hatte sich gegen diese Mutmaßung – ebenfalls über WhatsApp – gewehrt. Ein auswärtiger Bauer sei es gewesen, hieß es, ein Name wurde aber nicht genannt.

"Das war von beiden Seiten nicht angemessen", wertete Kollegin Carmen Pauko diplomatisch den Dialog zwischen Gulde und Haas und mahnte Sachlichkeit an. Er habe sich dafür auch entschuldigt, betonte Gulde.

Dicke Luft herrschte nur ganz kurz in der Ratsrunde. Beim persönlichen und klärenden Gespräch unter den Räten näherten sich die Seiten schnell an. Er habe Verständnis dafür und wisse, dass die Landwirte die Gülle ausbringen müssten, betonte Gulde. Er erwarte aber bei der Wahl des Zeitpunktes mehr Fingerspitzengefühl. Darauf hin will Ortsvorsteher Reiner Haas ("Wir stehen in Flözlingen voll hinter den Landwirten") hinwirken und die umliegenden Agrarbetriebe um eine "andere Taktung" bitten. Haas weiter: "Die Gülle sollte anfangs der Woche und nicht zum Wochenende ausgefahren werden."

Manfred Haas bekräftigte, dass er sich daran halte, wies aber darauf hin, dass auch die Bodenverhältnisse und das Wetter eine Rolle spielten. Manche Wiesen seien länger nass und könnten erst später befahren werden. Der Flözlinger Landwirt und Kreisbauernobmann brach eine Lanze für seine auswärtigen Berufskollegen: "Wir müssen froh sein, dass sie die Wiesen in Flözlingen abräumen."