Der Ortschaftsrat Stetten und das Landratsamt Rottweil haben sich als Kompromiss auf einen "verträglichen Abbau" der früheren Wasserkraftanlage an der Eschach geeinigt. Die Maßnahme kann erst im nächsten Jahr durchgeführt werden. Foto: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Kompromiss: Pegel am Ende 20 Zentimeter niedriger / Gaiselmann: Kein Vergleich mit Situation in Dunningen

Die Gemeinde Zimmern baut die Reste der ehemaligen Stettener Wasserkraftanlage an der Eschach zurück, dem Vorschlag des beauftragten Ingenieurbüros Breinlinger aus Tuttlingen folgend. Darauf haben sich der Stettener Ortschaftsrat und das Landratsamt Rottweil geeinigt.

Z immern-Stetten (kw). Seit April 2019 liegt die wasserrechtliche Erlaubnis für den Rückbau vor. Der ausgehandelte Kompromiss sieht an der bisherigen Wehranlage eine Absenkung des Wasserspiegels um 20 Zentimeter vor. Bisher betrug der Wasserstand vor dem Wehr 60 Zentimeter. Mittels durchgängigen und aufgelösten Steinriegeln wird der Pegel "so hoch wie möglich" gehalten, wie es der Ortschaftsrat forderte. Andererseits ist die Durchgängigkeit des Gewässers für Fische und andere Lebewesen gegeben.

Die Vorgabe der Landesregierung, Fließgewässer qualitativ zu verbessern, werde somit erreicht, betonte der Leiter des Umweltschutzamtes, Klaus Gaiselmann. Die Vorgehensweise sei mit dem Regierungspräsidium abgesprochen. Gaiselmann machte klar: "Das Landratsamt hat mit diesem Kompromiss seinen Spielraum ausgenutzt".

Bevor Petra Lainer, sie ist beim Umweltschutzamt für das Bauen an Gewässern und für Wasserkraftanlagen zuständig, erläuterte dem Gremium die rechtlichen Grundlagen für die Anordnung des Landratsamtes, ging sie kurz auf die Historie der Wasserkraftanlage ein.

1993 war die Anlage mitsamt den Grundstücken vom Zweckverband Eschachwasserversorgung auf die Gemeinde Zimmern übergegangen. Die Gemeinde hatte die Löschung des Wasserrechts beantragt. "Seither gab es Bemühungen zur Herstellung der Durchgängigkeit", erinnerte die Mitarbeiterin des Landratsamts. Schon im Jahr 2006 sei ein Teilrückbau vereinbart worden.

Die Anordnung der Landkreisverwaltung wollte sie weder als Willkür noch als ein Agieren gegen die Ortschaft verstanden wissen. Neben dem Entfernen von Beton und Stahl sind die Ufer- und Sohlbefestigungen zurückzubauen. Des Weiteren soll das Ufer im ehemaligen Einlaufbereich des Mühlkanals naturnah gestaltet werden. Bedenken äußerten nach wie vor Arndt Sakautzky (Hochwassergefahr) sowie Lothar Seiter (Fischtreppe anstatt Rückbau der Anlage). Beide enthielten sich bei der Abstimmung.

"Wenn wir die Anlage so zurückbauen, ziehen wir den Stöpsel, das Wasser kann durchschießen", warnte Sakautzky und wies auf Hochwassergefahren hin. Diese sah Gaiselmann keinesfalls als gegeben und berief sich auf Berechnungen des Regierungspräsidiums. Der Chef des Umweltamtes verwahrte sich in punkto Hochwassergefahr gegen einen Vergleich mit der Situation in Dunningen. Fischtreppen würden nur bei Wasserkraftanlagen gebaut, antwortete Lainer auf die Frage von Ratsmitglied Seiter, warum keine Fischtreppe in Betracht gezogen würde. "Wir haben der Planung mit der Maßgabe, den Wasserspiegel so hoch wie möglich zu halten, vergangenes Jahr bereits zugestimmt, jetzt können wir keinen Rückzieher mehr machen", fasste Ortsvorsteher Gerhard Wodsisz zusammen. Die Reaktivierung des früheren Triebwerkkanals lehnten Landratsamt und Regierungspräsidium ab und erachteten sie auch nicht als förderfähig, berichtete Bürgermeisterin Carmen Merz. Lainer lieferte die Begründung: Bei Niedrigwasser reichten die Wassermengen für beide Stränge nicht aus. Fachbereichsleiter Dietmar Hagen vom Ingenieurbüro Breinlinger bezifferte die Kosten auf 170 000 Euro. Für diese Maßnahme winkt der Gemeinde eine Landesförderung in Höhe von 85 Prozent. Für den Restbetrag sind Ökopunkte möglich. Den Förderantrag will die Gemeinde noch im Herbst dieses Jahres stellen. Die Ausführung kann aber erst in 2020 erfolgen.