Seit gut zehn Jahren betreut Annelise Seelinger das Flözlinger Backhäusle im Langen Weg. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Anneliese Seelinger betreut Flözlinger Backhaus / Ein Stück Kulturgut im Eschachtal

"Meine Mutter hat bereits hier gebacken", erinnert sich Anneliese Seelinger während sie den Hefeteig auf dem großen Tisch ausrollt.

Zimmern-Flözlingen. Es ist Donnerstag. Backtag im Flözlinger Backhaus, das Anneliese Seelinger seit gut zehn Jahren im Auftrag der Gemeinde betreut. Die Flözlinger wissen das zu schätzen. "Backen ist in Teig geformte Liebe" – mehr als nur ein Sinnspruch von vielen. Denn, wer sich anschaut, mit welcher Begeisterung im Backhaus Brotlaibe und anderes Gebäck ausgeformt werden, der stimmt diesem Spruch sofort zu.

Eher unscheinbar fristet das Backhäusle im Langen Weg sein Dasein. Donnerstags allerdings kehrt Leben ein. Bereits am frühen Morgen ist Seelinger vor Ort und heizt die drei großen Öfen an. "Die brauchen mindestens eine Stunde, bis sie ihre Temperatur von 250 Grad erreicht haben", erklärt sie, während sie ihre Schüsseln mit Brotteig zurechtrückt.

Zuerst kommt ein ganz "normales" Brot dran. "Aber jeder hat bei den Rezepten so seine eigenen Zutaten und Geheimnisse", erzählt sie schmunzelnd. Nussschnecken und Tomatenbrot stehen ebenfalls noch auf ihrem Programm. Gleich neben der Backstube stehen weitere Schüsseln, die bereits abgegeben wurden. "Es gibt Frauen, die möchten ihre Brote selbst ausformen, andere geben nur ihre Teigschüssel bei mir ab und sagen, was sie möchten", erläutert Anneliese Seelinger, die eigentlich gelernte Köchin ist. Doch nachdem sie ihren Beruf aufgegeben hatte, als ihr Mann in den Ruhestand ging, suchte sie eine neue Herausforderung. Im Flözlinger Backhäusle hat sie eine neue Berufung gefunden. Sie lächelt. "Das Backen ist richtig meditativ".

Die Flözlinger wissen, dass die Brotlaibe um kurz nach 9 Uhr in den Ofen kommen. Kurz vorher treffen die ersten ein, um ihren Teig abzugeben. Das scheint Männersache zu sein. Ein fröhliches "Guten Morgen", ein kurzer Plausch und Austausch darüber, wann die fertigen Brote abholbereit sind, und die Teiglieferanten sind wieder weg.

Ein Ort der Kommunikation

Das Backhaus ist mehr als ein Backhaus. Es ist auch ein Ort der Kommunikation. Wieder geht die Tür auf und eine Frau kommt mit ihren Teigschüsseln herein. Sie formt ihre Brote selbst aus. Nebenher wird das neueste Dorfgeschehen ausgetauscht, über den Urlaub gesprochen und nach Kindern und Enkeln gefragt.

Jetzt ist Backzeit. Mit dem großen Brotschieber schubst Seelinger die Laibe an die richtige Stelle. "Die großen Brote zuerst, da sie meist auch länger brauchen", erklärt sie. Bereits nach wenigen Minuten steigt einem der köstliche Duft von frisch gebackenem Brot in die Nase. "An manchen Donnerstagen kann man das im ganzen Ort riechen", sagt Seelinger nicht ohne Stolz.

Und während die Brote im Ofen langsam vor sich hin backen, ist schon die nächste Bäckerin hereingekommen. An die 30 Brote möchte sie backen. "Ich backe für meine Familie und meine Bekannten", erzählt sie. "Ich finde selbst gebackenes Brot toll, weil ich einfach weiß, was drin ist", schwärmt sie, während sie die letzten Teigreste aus der Schüssel kratzt. Auch sie hat einen Tomatenbrotteig vorbereitet, aber auch Nuss- und Bauernbrot möchte sie backen. Die Teige werden fertig ins Backhäusle gebracht. Meist sind die Hefeteige schon gut aufgegangen, so dass Anneliese Seelinger zügig mit der Arbeit beginnen kann. Wenn die Brotlaibe in die Backkörbchen kommen, erhalten sie erst noch ein Namensschild. "Manchmal ist es richtig schwierig die vielen Brote wieder zuzuordnen", gibt sie zu.

Schnell kann auch mal etwas schief gehen. "Oh, das ist mir erst einmal passiert. Und das zum Glück bei meinen eigenen Sachen. Ich habe meine Brezeln im Ofen vergessen. Das waren dann richtige Kohlebrezeln." Mittlerweile hat sie die fertigen Laibe aus dem Ofen geholt und auf dem Tisch zum Auskühlen aufgereiht. Sie hofft, dass die Flözlinger dieses wertvolle Stück Kulturgut noch lange zu schätzen wissen, noch viele fleißige Backbegeisterte das Angebot annehmen und die Gemeinde das Backhäuschen noch lange betreibt. Man muss ja lediglich den Teig abgeben. Auch die Gebühren sind mit 80 Cent pro Kilo mehr als moderat.