Vollziehen die Lithium-Kooperation zwischen Bolivien und Deutschland (vorne von links): Wolfgang Schmutz, Geschäftsführer von ACI Systems Alemania GmbH, Juan Carlos Montenegro (Chef von YLB); hintere Reihe von links: Rafael Alarcón Orihuela (Energieminister Boliviens), Landeswirtschaftsministerin Nicole-Hoffmeister Kraut, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Diego Pary Rodriguez (Außenminister des Andenstaats) Foto: Schulz Foto: Schwarzwälder Bote

Automobilbranche: ACI aus Zimmern schmiedet Bündnis mit bolivianischem Unternehmen

Der Zugriff auf das weiße Gold der Anden wird wahrscheinlicher. Am Mittwoch wurde in Berlin die Gründung eines deutsch-bolivianischen Joint Ventures gefeiert. Vorne dabei ist die ACI Systems GmbH aus Zimmern.

Berlin/Kreis Rottweil. Warum in Berlin? Ganz einfach: Die Partnerschaft ist von großer strategischer Bedeutung für die Automobilbranche in der Republik. Die Politik hat deswegen eine Auge darauf.

Es ist ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern. Thomas Wenger ist ins Botschaftsviertel am Berliner Tiergarten gekommen. Seine Firma, die Trendfactory aus Rottweil, sorgt am Mittwoch in der Landesvertretung Baden-Württemberg für den richtigen Sound und das richtige Licht. Auch Filmproduzent Can Yoldas mischt mit.

Es ist ein eingespieltes Team. Es hat schon erfolgreich andere Großprojekte in Szene gesetzt. Etwa den Bau und die Eröffnung des Testturms von Thyssen-Krupp Elevator auf dem Berner Feld bei Rottweil oder die Eröffnung des Forschungs- und Entwicklungszentrum des Aufzugherstellers bei Neuhausen auf den Fildern. Yoldas sorgt für die Bewegtbilder, die Trendfactory für die Stimmung.

Was bei dem Industriekonzern Thyssen-Krupp geklappt hat, soll hier auch wieder funktionieren. Alexander Keller, der in die Rottweiler Geschichte als Turmvater eingegangen ist, als jener, der er es überhaupt möglich gemacht hat, dass das 246 Meter hohe Bauwerk in Rottweil erstellt wurde, ist ebenfalls vor Ort.

Keller ist einer der rund 20 Experten, die auf deutscher Seite am Zustandekommen der Partnerschaft beteiligt sind. Der frühere Thyssen-Krupp-Spitzenmanager gehört zu einem Netzwerk an Spezialisten um ACI-Chef Wolfgang Schmutz, die den Deal mit Bolivien in den vergangenen Monaten und Jahren ausgehandelt haben.

Neuer Anden-Pakt

Dieser Anden-Pakt soll nicht im politischen Nirwana verpuffen. Diese Partnerschaft mit dem bolivianischen Staat soll Deutschland wieder zurück in die Erfolgsspur beim Bauen von Autos bringen. Auto, die nicht mehr mit Verbrennungsmotoren angetrieben werden, sondern mit Elektroaggregaten. Die deutsche Politik hat ein großes Interesse am Gelingen dieser Kooperation. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ist in die Landesvertretung gekommen und verleiht der Veranstaltung ein besonderes Gewicht. Seine Kollegin aus Baden-Württemberg, Nicole Hoffmeister-Kraut, äußert, die Batterieproduktion sei systemrelevant für die Automobilindustrie.

Lithium gilt als Schlüsselrohstoff für die E-Mobilität und wird beim Bau von Autobatterien dringend gebraucht. Die größten Vorkommen des modischen Metalls gibt es in den Anden. Vermutet wird das weltweit größte Vorkommen des als weißen Goldes bezeichneten Rohstoffs in einem Salzsee in Bolivien, dem Salar de Uyuni. Zehn Millionen Tonnen sollen sich dort befinden.

Während Argentinien und Chile bereits in die industrielle Produktion des begehrten Metalls eingestiegen sind, sind die Vorkommen in Bolivien bislang unangetastet. Das soll sich nun ändern. Bolivien will aus dem weißen Gold echtes Geld machen und dabei die Fehler der Vergangenheit vermeiden, als sich internationale Konzerne die Mineralien- und Erdölvorkommen unter den Nagel rissen. Die Rohstoffe sollen nicht mehr nur verkauft werden. Man wolle einen Mehrwert erreichen und im Land eigene Industriezweige gründen, sagen die beiden nach Berlin gereisten Regierungsmitglieder, Außenminister Diego Pary Rodriguez und Energieminister Rafael Alarcón Orihuela.

Das erklärt auch, warum in einem aufwendigen Bieterverfahren ein mittelständisches Unternehmen, die ACI Systems GmbH mit Sitz in Zimmern ob Rottweil, zusammen mit der K-UTEC AG Salt aus Sondershausen (Thüringen) den Zuschlag erhalten hat. Konzernen traut man in dem Andenstaat offensichtlich nicht mehr über den Weg. ACI hat darüber hinaus mit Know-how und dem bodenständigen Charakter eines schwäbischen Mittelständlers gepunktet und damit Konkurrenten wie den Autopionier und Tesla-Chef Elon Musk aus dem Feld geschlagen.

Nach der Unterzeichnung der Kooperation ist Wolfgang Schmutz in der Landesvertretung ein gefragter Gesprächspartner. Kontaktdaten werden ausgetauscht, weitergehende Ideen geschmiedet und Strategien besprochen. Aus Zimmern sind Bürgermeisterin Carmen Merz und ihr Vorgänger im Amt, Emil Maser, nach Berlin geflogen. Sie kennen Schmutz und schätzen ihn. Er ist seit etlichen Jahren Gemeinderat in Zimmern. Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez ist gekommen. Sie spüren an diesem Abend: Von Zimmern aus könnte die E-Mobilität in Deutschland demnächst maßgeblich gestaltet werden.