Noch liegt Emil Masers Schreibtisch voll mit Arbeit. Am 3. Mai wird dort seine Nachfolgerin Platz nehmen. Fotos: Parage Foto: Schwarzwälder-Bote

Zimmern: Bürgermeister geht nach 24 Jahren im Amt in Ruhestand / Er freut sich aufs Leben ohne Terminkalender

Zimmern o. R. 40 Jahre alt war Emil Maser, als er 1993 Bürgermeister von Zimmern wurde. Schon bevor die Stelle ausgeschrieben gewesen sei, habe er beschlossen, wenn, dann an diesem Punkt in seinem Leben etwas zu verändern, erzählt der Schultes. Also bewarb sich der damalige Hauptamtsleiter von Haiterbach (Kreis Calw), seiner Heimatstadt, um den Chefsessel im Zimmerner Rathaus. Er war einer von fünf Kandidaten – und setzte sich am 14. März 1993 mit 73,15 Prozent der gültigen Stimmen gleich im ersten Wahlgang durch.

24 Jahre und drei Amtsperioden später hat der Zimmerner Bürgermeister wieder einen großen Tag vor sich, den 2. Mai. Es ist sein letzter Arbeitstag. So lange wird er sich keine Pause gönnen, wie er es all die Jahre nicht getan hat. Und dann geht Emil Maser in den Ruhestand.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren ersten Aufenthalt in Zimmern?

Das war an einem Sonntagmittag, mit meiner Familie. Beim Durchfahren haben wir uns gefragt: Wo ist die Dorfmitte? Wir haben sie nicht gefunden, deshalb ist das ein Thema für mich geworden: Irgendwann muss man einen Mittelpunkt schaffen. Und ich wollte damals einen Ortsplan anschauen mit allen Ortsteilen drauf. Aber es gab gar keinen Gesamtplan. Ich habe einfach alles abgefahren, auch die Ortsteile, und festgestellt: Das ist eine Gemeinde, die mir die Möglichkeit gibt, einiges zu entwickeln.

Warum haben Sie sich bei der Bürgermeisterwahl damals beworben?

Ich habe gesehen: In dieser Gemeinde kann ich etwas machen, man kann sie noch in vielen Bereichen ausbauen – obwohl bereits erkennbar viel getan worden war. Das war für mich der Reiz: Da kannst Du was auf die Beine stellen, da kannst Du was bewegen.

Gab es damals einen Gegenkandidaten?

Es waren vier. Ich hatte als zweiter meine Bewerbung abgegeben. Damals hat niemand geglaubt, dass die Wahl im ersten Wahlgang entschieden wird. Im Sportheim stand sogar ein Sparschwein, wo jeder etwas reinwerfen konnte, der mit einer zweiten Runde rechnete. Da ist relativ viel zusammengekommen.

Wie sind Sie und Ihre Familie in Zimmern aufgenommen worden?

Wir sind in Zimmern sehr gut aufgenommen worden, sehr freundlich und hilfsbereit. Wir sind überall unterstützt worden, meine ganze Familie.

Was war die größte Herausforderung für Sie als jungen Bürgermeister?

Die Finanzen. Die damalige finanzielle Situation hat mir den Anfang nicht leicht gemacht.

Was war Ihre wichtigste Aufgabe?

Meine wichtigste Aufgabe war, die Arbeitsplätze in der Verwaltung und anderen Gemeindeeinrichtungen so zu gestalten, dass die Mitarbeiter gut arbeiten können. So wurde das Rathaus etwas renoviert. Und ich wollte moderne Geräte und zeitgemäße Fahrzeuge für den Bauhof und die Feuerwehr beschaffen. Ziel war es, eine angenehme und motivierende Atmosphäre zu schaffen. Ein guter Arbeitsplatz ist auch Motivation für einen Mitarbeiter.

Was war die schönste?

Mir waren immer Kindergärten und Schulen wichtig, dazu die Jugendarbeit. Wir haben ja mit der Jugendarbeit in abbruchreifen Häusern angefangen, zuerst in der Brunnenstraße. Ich hab immer wieder nach den Jugendlichen geschaut, und unter anderem über den Nachbarn Strom besorgt. Dann sind die Häuser dort abgerissen worden, und die Jugendlichen sind in die Hansjakobstraße gezogen – wieder in alte Häuser. Dann folgte der Umzug in die Hauptstraße. Das Haus durften die Jugendlichen benutzen, bis es abgerissen wurde. Jetzt sind wir gerade dran, die Jugendarbeit wieder aufzubauen.

Was war Ihr größtes Projekt?

Die Ortsmitte und die Schulen. Wir haben ja beide Schulen – in Stetten und Zimmern – grundlegend saniert, und die Stettener Gymnastikhalle erweitert. In Horgen haben wir eine Brücke gebaut, die nicht ganz billig war, und in Flözlingen wird die Halle saniert. Im Straßenbau haben wir ebenfalls einiges gemacht.

Gibt es etwas, das Sie im Nachhinein anders machen würden?

Es gibt viele Dinge, die man anders machen würde. Mein Anliegen wäre, wenn ich es wieder damit zu tun hätte, die Gemeinde- und auch Ortschaftsräte stärker in Baumaßnahmen und Investitionen einzubinden. Insbesondere durch den Einsatz von Ausschüssen.

Was war Ihnen im Umgang mit Ihren Mitarbeitern immer wichtig?

Ein sehr großes Anliegen ist mir die Fürsorgepflicht für meine Mitarbeiter. Ich war immer bestrebt, mich um sie zu kümmern und mich den Anliegen meiner Mitarbeiter anzunehmen oder, wenn sie sich in schwierigen Situationen befinden, auch mal Hilfestellung zu geben. Die Mitarbeiter sind mir sehr wertvoll. Ich habe versucht, keine Unterschiede zu machen, egal ob es ein Amtsbote oder der Bürgermeister ist. Ich vergleiche das immer mit einer Kette: Wenn ein Glied nicht mehr komplett ist, dann macht sich das am Ergebnis unserer Arbeit bemerkbar. Dass man in manchen Situationen auch mal deutlich werden muss, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber ich habe versucht, die Motivation dadurch zu stärken, dass ich Zuständigkeiten übertragen habe. Das hat sich aufs Betriebsklima, aufs Vertrauen ausgewirkt.

Nach so langer Zeit Abschied zu nehmen, fällt sicher nicht leicht.

Der Abschied wird mir sehr, sehr schwer fallen. Ich bin so verwachsen mit der Gemeinde, mit den Bürgern, den Unternehmen, Einrichtungen, meinen Mitarbeitern und den Vereinen. Natürlich hab ich mich bemüht, immer guten Kontakt zu allen zu haben. Das aufzugeben, fällt ungemein schwer. Denn ich darf auch spüren: Wenn ich irgendwohin komme, dann werde ich freundlich aufgenommen. Aber ich bin jetzt so weit zu sagen: 24 Jahre, jetzt ist es gut. Auch wenn ich nicht alle Ziele erreicht habe, die ich mir zu Beginn gesteckt hatte. So ist die Drei-Feld-Sporthalle nicht fertig. Aber die Machbarkeitsstudie. Nun muss der Gemeinderat den nächsten Schritt beschließen.

Was wollen Sie als Erstes machen, wenn Sie im Ruhestand sind?

Ich will mir einfach mal Ruhe gönnen, und nicht nach Plan, nicht nach dem Kalender arbeiten. In unserem Haus gibt es viele Dinge zu tun. Meine Frau hat bisher alles abgedeckt – vom Schriftverkehr über den Garten bis zu den Handwerkern. Ich hab mal gesagt: Ich hab in dem Haus nicht mal einen Nagel in die Wand geschlagen. Ich hab eine sehr starke, sehr gute Frau, die eine wirklich Stütze ist. Jetzt möchte ich mich mehr zu Hause einbringen. Und, wenn es gesundheitlich möglich ist, dann will ich wieder Skifahren, Schwimmen und Wandern gehen.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Ich freu mich auf meinen neunjährigen Enkel, weil ich meine eigenen Kinder beim Großwerden nicht erlebt habe. Sie waren auf einmal erwachsen. Bei meinem Enkel sehe ich jetzt erstmals, wie ein Kind aufwächst.   Die Fragen stellte Verena Parage.