Sabine Sickinger und ihr Sohn Florian besuchen die fleißigen „Landschaftsgärtner“ an ihrem neuen „Arbeitsplatz“ unter der Burg Hohenzollern. Foto: Roland Beck

Rund 50 vierbeinige „Landschaftsgärtner“ sind aktuell auf dem Zoller rund um die Burg Hohenzollern anzutreffen. Die Ziegenherde von Familie Sickinger aus Bisingen glänzt mit Kletterkünsten und großem Hunger.

Mit einer ungewöhnlichen Stellenanzeige hatte sich die Burg Hohenzollern auf die Suche nach tierischen „Landschaftsgärtnern“ gemacht: „Bock auf Burg“, hieß es in der Ausschreibung, die eine Ziege vor den Mauern der Burg zeigte. Die Anforderungen: Hang-Erfahrung, Bock auf Kräuter, Gräser und Gesträuch. Geboten werden eine vegane Vollpension und Work-Life-Balance.

„Bock auf Burg“, hatte die Ziegenherde von der Familie Sickinger aus Bisingen: „Wir haben uns direkt beworben“, erzählt Sabine Sickinger unserer Redaktion. Dann sei alles sehr schnell gegangen. Seit Ende Juli sind rund 50 tierische „Määäher“ auf dem Burgberg unterwegs.

Das Gelände rund um die Burg von Gestrüpp frei zu halten sei gar nicht so einfach, weiß Sickinger. Der Burgberg ist steil, teilweise fast senkrecht und dicht bewachsen. Für die Ziegen sei das aber kein Problem, sie sind regelrechte Kletterkünstler und nicht wählerisch in ihrer Essenauswahl.

Kletterkünstler und vegetarische Allesfresser

Ziegen fressen Hecken, ganze Äste und kleine Bäume konsequent ab, sagt Sickinger. Dabei stellen sich auf die Hinterbeine, um auch an die oberen Stellen heranzukommen. Aktuell sind die vierbeinigen Landschaftsgärtner im ersten Abschnitt unterhalb des neuen Aufzuges und dem Adlertor unterwegs. Wenn dieses Gelände abgegrast ist, geht es weiter in den zweiten Abschnitt am Rande des Fußweges zur Burg. Dann werden die Burgbesucher auch der ein oder andere Ziege über den Weg laufen, verrät Sickinger. Durch die Glöckchen am Hals machen sich die Tiere aber bereits von Weitem bemerkbar.

Nur bei genauem Hinsehen entdeckt man die Ziegenherde auf dem steilen Hang unter der Burg. Foto: Roland Beck

Tag und Nacht sind die neuen „Mitarbeiter“ auf dem Burgberg zugange. Nur in besonders kalten Nächten werden die jüngsten Tiere, die teilweise erst drei bis vier Monate alt sind, in ihre warme Schlafunterkunft in Bisingen gebracht. Dass der Zollernberg von den tierischen Helfern frei gehalten wird, hat Tradition. Die Büsche und Bäume von Hand oder mit Gerätschaften zu stutzen, sei nicht möglich. Auch Schafe seien an dem steilen und bewachsenen Gelände nicht die richtige Wahl: „Ein Schaf frisst fast nur Gräser“, sagt Sickinger.

Landschaftspflege mit langer Tradition

Gleich mehrere Vorteile bietet hingegen die Ziege als natürlicher Landschaftspfleger: Die Tiere machen sich an den Hecken zu schaffen und fressen auch die Rinden von jungen Bäumen ab. Zudem sind Ziegen mobil und wendig. „Die können auch einen glatten Hang hochklettern“, sagt Sickinger. Durch ihr leichtes Gewicht fügen sie dem Boden zudem keinen Schaden zu.

„Ziegen sind die schonendste Art, das Gebiet zu pflegen“, sagt Sickinger. Denn die Tiere arbeiten nicht nur CO2-neutral – sie tragen auch zur Biodiversität der Landschaft bei. Zudem dient der Kot der vierbeinigen Helfer als natürliches Düngemittel. Nur einige Wochen wird die Ziegenherde von Familie Sickinger auf dem Burgberg verweilen. Schließlich gibt es noch weitere Flächen im Zollernalbkreis, die auf den Arbeitseinsatz der fleißigen Tiere warten: Auch auf dem Ebersberg in Thanheim und dem Kirchenvorplatz der Katholischen Kirche in Bisingen sind die Ziegen als „Landschaftsgärtner“ zugange.