Bei der Wahl des Vorsitzenden des neuen Fußballbezirks Nordschwarzwald wird es wohl zu einer Kampfabstimmung kommen. Foto: Fleig/Eibner-Pressefoto

Zwischen den Fußballbezirken Nördlicher Schwarzwald und Böblingen/Calw kracht es massiv. Beide müssen sich im Zuge der WFV-Strukturreform im kommenden Jahr zusammenschließen. Dass der Calwer Vorsitzende Roland Ungericht den neuen Bezirk leiten wird, galt als sicher. Das hat sich nun geändert.

Spätestens jetzt ist klar, dass der geplante Zusammenschluss des Fußballbezirks Nördlicher Schwarzwald mit der Calwer Hälfte des Fußballbezirks Böblingen/Calw keine Liebesheirat ist: Mit seinem bisherigen Jugendleiter Wolfgang Ottmar stellt der Bezirk Nördlicher Schwarzwald nun einen Gegenkandidaten auf, der Vorsitzender des neuen Bezirks werden soll. Es wird damit zu einer Kampfabstimmung kommen.

Bislang galt es als sicher, dass Roland Ungericht dem neuen Bezirk vorstehen soll, der wohl den Namen Nordschwarzwald erhalten wird. Darauf hatten sich beide Bezirke in ihren bisherigen Gesprächen geeinigt und das auch stets so nach außen kommuniziert. Ungericht ist seit 2021 Vorsitzender des Bezirks Böblingen/Calw und war zuvor – genau wie Gegenkandidat Ottmar – als Bezirksjugendleiter tätig.

Störfeuer werden beklagt

Der Bezirk Nördlicher Schwarzwald macht in einer Stellungnahme deutlich, dass ihm der Geduldsfaden gerissen ist. In der Mitteilung, die auch an alle Vereine versendet wurde, räumt Uli Bernhard als Sprecher des Bezirks zwar ein, dass Ungericht sich „schon lange und sehr deutlich positioniert“ habe, den Vorsitz zu übernehmen, zumal Edgar Pakai also Vorsitzender des Bezirks Nördlicher Schwarzwald dem neuen Bezirk nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Bernhard unterstreicht jedoch: „Die Vertreter des Bezirks Nördlicher Schwarzwald bereiten sich akribisch seit rund zwei Jahren auf den seit Längerem geplanten Zusammenschluss mit den Calwer Vereinen vor. Dabei ist es auf unsere Initiative bisher dreimal gelungen, beide Partner an einen Tisch zu bekommen. Das Gremium des Bezirks Nördlicher Schwarzwald baute dabei auf ein Miteinander, musste stattdessen aber immer wieder mit Störfeuern aus Reihen des neuen Partners kämpfen. Störfeuer, die nicht nur im Bezirk, sondern auch auf Verbandsebene für sehr viel Kritik und unnötige Aufregung sorgten.“

Anträge abgeschmettert

Hintergrund: Im Zuge der WFV-Strukturreform soll die zahl der Bezirke in Württemberg im kommenden Jahr von 16 auf 12 reduziert werden. Während sich in den meisten Fällen Bezirke in Gänze zusammenschließen, soll der Bezirk Böblingen/Calw zerschlagen werden. Die Böblinger Hälfte wird sich demnach dem Bezirk Stuttgart anschließen, die Calwer Hälfte dem Bezirk Nördlicher Schwarzwald. Das sorgte sowohl in der Böblinger als auch der Calwer Hälfte von Beginn an für viel Unmut. Aus Protest waren im Bezirk Böblingen/Calw unter anderem mehrere Jugendleiter zurückgetreten. Zuletzt versuchten ganze 13 Vereine aus dem Kreis Böblingen sogar die Notbremse zu ziehen und stellten einen Antrag, in den Kreis Calw wechseln zu dürfen. Alle 13 Anträge schmetterte der WFV ab, was für weiteren Frust im noch bestehenden Bezirk Böblingen/Calw sorgt.

Umfrage gestartet

Eine weitere Front entsteht nun mit dem Bezirk Nördlicher Schwarzwald. Der noch amtierende Vorsitzende Pakai schimpft: „Wir waren von Anfang an auf ein gesundes Miteinander bedacht. Eigeninitiative aus dem Bezirk Böblingen/Calw oder aber konstruktive Beiträge kamen indes nur wenige.“ In internen Sitzungen habe er deshalb eine Meinungsumfrage gestartet, um festzustellen, wie groß die Bereitschaft ist, mit Ungericht als neuem Vorsitzenden zusammen zu arbeiten. Offenbar fiel das Ergebnis negativ aus, denn der Bezirk machte sich anschließend auf die Suche nach einem eigenen Kandidaten, den man in Ottmar gefunden habe. Sollte er gewählt werden, trete der bisherige stellvertretende Bezirksjugendleiter Rudolf Kittel seine Nachfolge an.

Ottmar selbst sagt: „Ich bewerbe mich nicht gegen Roland Ungericht, sondern für unseren Bezirk. Ich denke, dass wir es unseren Vereinen schuldig sind, dafür Sorge zu tragen, dass wir auch künftig ein gutes Miteinander mit einem funktionierenden Gremium haben.“

Gespräche mit Ungericht

Bei den jetzt anstehenden Staffeltagen wollen die Vertreter des Bezirks Nördlicher Schwarzwald das Thema deutlich ansprechen und sich auch den Fragen der Vereine stellen. Pakai: „Uns war und ist es immer noch wichtig, äußerste Transparenz zu zeigen und zum Wohle der Vereine die besten Lösungen zu suchen. Ich befürchte, dass wir dieser Anforderung mit einem Vorsitzenden Roland Ungericht nicht uneingeschränkt gerecht geworden wären.“ Pakai verweist auch auf Gespräche mit Ungericht: „Ich habe aber stets versucht, Brücken zu bauen und hatte Roland Ungericht überlassen, welche andere Funktionen er ausüben könnte.“

Auf Nachfrage unserer Redaktion äußerte sich Ungericht nicht zu den Vorwürfen und dem Plan des Bezirks Nördlicher Schwarzwald, einen Gegenkandidaten aufzustellen. Er kündigte jedoch „eine Gegendarstellung“ an, die er noch in dieser Woche veröffentlichen wolle.