Vier Wohnungseinbrüche in Bad Wildbad wurden 2022 der Polizei gemeldet. Das sind deutlich mehr als im Jahr davor. Foto: dpa/Bodo Marks

470 Straftaten wurden 2022 in Bad Wildbad begangen – rund fünf Prozent mehr als 2021. Warum der Anstieg etwas mit Corona zu tun hatte, erklärte Nicolai Jahn vom Polizeirevier Calw. Auch die Veränderungen beim Wildbader Polizeiposten waren Thema.

Seit Oktober 2022 leitet Nicolai Jahn das Polizeirevier Calw. So fällt in sein Gebiet auch die Entwicklung der Kriminalität im Revierbezirk. Diese stellte er jetzt in der jüngsten Bad Wildbader Gemeinderatssitzung vor.

Polizeiposten Thema dabei waren auch die Veränderungen beim Bad Wildbader Polizeiposten, der bislang rund um die Uhr besetzt war und nun nur noch tagsüber an den Werktagen besetzt ist. Erstmals groß in der Öffentlichkeit „als Aufregerthema“ aufgekommen sei das Thema durch einen Bericht des Schwarzwälder Boten, sagte Jahn, der unter seiner und der Mitwirkung der Pressestelle des Pforzheimer Polizeipräsidiums entstanden war. Jahn nannte vor allem die bessere Personalplanung durch größere Dienstgruppen. Man habe „mehr Möglichkeiten, Präsenz zu zeigen“. Ein Nachteil für die Bevölkerung in der Region von Bad Wildbad bis Dobel und Bad Herrenalb entstehe nicht, Streifen seien regelmäßig im Gebiet unterwegs, die Tagdienststellen im Wildbader Posten seien erhöht worden.

Straftaten gesamt Insgesamt habe es in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr eine Zunahme an Straftaten gegeben. Aber: „Nach der Pandemie gibt es eine neue Zeitrechnung“, sagte Jahn. Auch wenn die Zahlen steigen, sei der Wert aus 2022 immer noch der drittniedrigste Wert seit 1984.

In Bad Wildbad stieg die Zahl ebenfalls an, um 4,8 Prozent auf 470 Straftaten. Die Aufklärungsquote sei dagegen zurückgegangen: um 6,5 auf 65,7 Prozent. Insgesamt befinde man sich aber „auf dem gleichen Niveau wie vor der Pandemie“, so Jahn weiter.

Mithilfe der sogenannten Häufigkeitszahl werden die Anzahl der Straftaten pro Kommune auf 100 000 Einwohner hochgerechnet und so vergleichbar gemacht. Diese Zahl sei in Bad Wildbad „höher als im Landkreis, aber niedriger als im Land“.

Einzelne Delikte Deutlich zugenommen haben die Körperverletzungsdelikte im vergangenen Jahr: Die Zahl stieg von 52 auf 88 – die mit Abstand höchste Zahl der vergangenen sechs Jahre. Mit 95 Diebstahlsdelikten liegt die Zahl in etwa auf dem Vorjahresniveau (93), aber deutlich unter den Vorjahren bis 2017. Deutlich zugenommen haben laut Jahn die Taschendiebstähle. Das führt er aber vor allem darauf zurück, dass es nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder mehr Publikumsverkehr gibt und die Zahl deshalb gestiegen sei. „Es ist nicht so, dass man sagen muss, wir hätten ein Problem“, sagte Jahn. Weiter gab es vier Wohnungseinbrüche (im Vorjahr einen) und 71 Vermögens- und Fälschungsdelikte. Hier ist die Zahl in Bad Wildbad leicht gesunken (Vorjahr: 72), im Landkreis Calw ist die Zahl dieser Fälle dagegen deutlich gestiegen: von 877 auf 1011. In diesem Bereich gebe es „insgesamt eine stetige Zunahme“. Allerdings würden auch viele Fälle im Versuchsstadium angezeigt. Es sei „schön, wenn immer mehr Öffentlichkeitswirksamkeit entsteht“, so der Revierleiter weiter. Bei Sachbeschädigungen (69/2021: 71) und Rauschgiftdelikten (21/ 2021: 29) sind die Zahlen unter Vorjahresniveau. Zwar gebe es immer wieder Rauschgiftdelikte, aber „keine Auffälligkeiten, dass ein Problem hereingespült wurde“. Deutlich gestiegen sei die Zahl der Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum. Dazu gehören Gewaltkriminalität, vorsätzliche Körperverletzung und tätlicher Angriff. Hier stieg die Zahl von 17 auf 27 und damit auf den höchsten Wert der vergangenen sechs Jahre. Auch im Landkreis lagen diese Zahlen auf dem höchsten Stand dieses Zeitraums und mit 254 deutlich höher als 2021 (182).

Tatverdächtige 248 Tatverdächtige seien ermittelt worden. Davon waren 161 Deutsche, 87 Nichtdeutsche und aus dieser Zahl gesondert aufgeführt zwölf Asylbewerber/Flüchtlinge.

Diskussion im Rat CDU-Stadtrat Jochen Borg wollte wissen, wie Bad Wildbad im Kreisvergleich abschneide. Jahn verwies dabei auf die bereits genannte Häufigkeitszahl, mit der die Zahlen etwas vergleichbarer würden. Einen sonstigen direkten Vergleich mit Zahlen habe man nicht gemacht.

Hubertus Welt (SPD) fragte nach den Fällen von häuslicher Gewalt. Jahn berichtete von 24 Fällen im Jahr 2022 und von einer „generellen Zunahme“. Er sieht darin aber auch eine „Aufhellung im Dunkelfeld“, also dass immer mehr Menschen den Mut finden, diese Gewalt anzuzeigen.

Bei der Frage nach Schockanrufen sprach er von „organisierter Kriminalität. Die sitzen mit Callcentern weit im Ausland“. Deshalb glaubt er zum Abschluss seiner Ausführungen zur Kriminalstatistik nicht, dass etwa die Veröffentlichung von Altersjubilaren eine große Rolle dabei spiele.