Laurin Weiß am Flügel. Er spielte sehr einfühlsam Frédéric Chopin Foto: Much

Staatssekretär Arne Braun war Gastredner bei der Kreismitgliederversammlung der Grünen in Simmersfeld.

Simmersfeld - Elf Frauen aus Schömberg eröffneten den Abend zu Kunst und Kultur mit drei feinen Liedern. Dafür bekamen sie einen großen Applaus. Bürgermeister Jürgen Stoll freute sich über den Besuch und begrüßte im Festspielhaus in Simmersfeld eine bunte Mischung aus Kulturschaffenden des Kreises Calw sowie Mitglieder der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Die Kreisvorsitzenden Anke Much und Siggi Beck führten durch den Abend.

Ehrengast des Abends war der Staatssekretär für Kunst und Kulturpolitik Arne Braun, der seinen Nachmittag schon mit einem Besuch rund um das Hermann-Hesse-Museum in Calw verbracht hatte und gerade von einem Gespräch mit Kulturschaffenden im KoNi Kulturzentrum in Zavelstein kam.

Energiekrise trifft auch Kulturschaffende

Erst Corona und jetzt die Energiekrise drücken die Kultur und die Kulturschaffenden in die Krise. "Aber wir wollen kein Haus, kein Kino, kein Theater schließen", betonte Arne Braun bei seiner Begrüßung. Er brachte die gute Nachricht mit, dass der Bund mit Claudia Roth an der Spitze der Kulturpolitik beschlossen hat, eine Milliarde Euro aus Corona-Mittel für die Kultur bereitzustellen. "Damit werden wir den Winter überstehen."

Gerade in diesen schweren Zeiten das Amt als Kultur-Staatssekretär anzutreten, habe ihn schon nachdenklich gestimmt. Sein Chef, Ministerpräsident Kretschmann, habe ihm mit auf den Weg gegeben: "Wir können uns nicht aussuchen, in welchen Zeiten wir Politik machen." Jetzt gehe es darum, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, auch mit kultureller Bildung. Braun hob die Bedeutung von Medienkompetenz hervor: Fakten von fake-news unterscheiden zu können.

Als weiteres kulturelles High-Light setzte sich Laurin Weiß an den Flügel und spielte sehr einfühlsam Frédéric Chopin: Nocturne (in b-Moll, op.9 Nr.1), womit er sein Publikum berührte.

Lernen auch mit wenig Geld

Arne Braun fragte nach, wie er es denn in jungen Jahren schon zu solcher Virtuosität gebracht habe. "Dreizehn Jahre Klavierunterricht und Eltern, die mich immer unterstützt haben – auch finanziell. Aber das Lernen von Instrumenten muss auch für Kinder und Jugendliche aus Familien mit wenig Geld möglich sein. Ebenso die Besuche von Museen und Theatern", antwortete der junge Künstler aus Schömberg.

Das Thema "Kultur und Geld" zog sich noch weiter durch den Abend. Vom ehrenamtlichen Chorleiter, der als Rentner einen Minijob braucht, bis hin zum vollberuflichen Jazz-Musiker, dem sein Einkommen nicht reicht, um für das Alter vorzusorgen.

Vielleicht brauche man mehr zivilgesellschaftliche Finanzierung von Kunst und Kultur, wie es in den USA – Charity genannt – sehr üblich sei. Dass leere Kassen große Sorgen bereiten, darauf wies auch der Grüne Abgeordnete Joe Schwarz hin, der direkt aus den Haushaltsberatungen im Calwer Kreistag zu der Versammlung gekommen war.

Bildhauer beklagt Ideenlosigkeit

Der Bildhauer Clavigo Lampart vom grünen Ortsverband Bad Liebenzell/Unteres Nagoldtal sprach das Thema der "Kunst im öffentlichen Raum" an und bemängelte die oftmalige Ideenlosigkeit, wenn es zum Beispiel darum gehe, die vorgeschriebenen Summen für "Kunst am Bau" wirklich kreativ und zusammen mit den regionalen Künstlern zu verwenden. "Das geht bis hin zur Gestaltung von Kreisverkehren". Das klare Statement von Lampart war: "Kultur muss in unserer heutigen Realität politisch sein."

Mit einem großen Dank für die sehr anregende Diskussion verabschiedete sich der Staatssekretär.