Begaben sich auf eine Weinreise der besonderen Art (von links): Wein-Expertin Anja Kopp, Autor Harald Rudolf und "Kultur im Schloss"-Vorsitzender Christian Oberfell Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Lesung: Autor Harald Rudolf liest in der Flößerstube aus seinen Kriminalromanen und Kurzgeschichten

Vier Krimis, vier badische Anbaugebiete und vier Weine: In der Wolfacher Flößerstube hat Autor Harald Rudolf am Samstag die Besucher auf eine Krimi-Reise im Weinglas entführt. Dazu gab’s Wissenswertes rund um die edlen Tropfen von Wein-Fachberaterin Anja Kopp.

Wolfach. Weinwissen trifft Verbrechen, so könnte der Abend in der Flößerstube ebenso gut überschrieben sein. Ein Toter im Weinberg, ein Paar auf Wein-Urlaub, ein Weinhändler als Ermittler oder die junge Erntehelferin, die sich in einem Mordfall wiederfindet – die Krimis des aus der Ortenau stammenden Autors Harald Rudolf haben allesamt mit dem edlen Tropfen zu tun. Passend zu dieser Reise im "gemischten Satz" – eine Anbaumethode, bei dem mehrere Rebsorten in einem Weinberg angebaut werden – durfte auch der entsprechende Wein im Glas freilich nicht fehlen. Dazu gab es von Anja Kopp eine kurze Einführung in die Kunst der Weinverkostung: Anschauen, schwenken, riechen, probieren. "So erfährt man unheimlich viel über den Wein", erklärte sie.

Gutedel: Der Kurzkrimi "Das Ende der Reblaus" ist eine von mehreren Geschichten im Weinlesebuch "In Müllheim uff’m Wiiwegli", das 2015 erschienen ist. Und für die Zuhörer ging es damit ins Markgräfler Land. Die Schweizerin Fabienne ist als Erntehelferin in Müllheim und verliebt sich in den Winzerrsohn. Als dessen Onkel auf dem Wiiwegli getötet wird, beginnt das Paar zu ermitteln. Nicht nur die Kriminalgeschichte stehe im Mittelpunkt, sondern auch die Kulturgeschichte des Gutedel-Anbaus. Er habe sich über den Wein den Zugang zur Region erschlossen, so der Autor. Und eben diesen für die Region typischen Wein gab es auch für die Zuhörer. "Man braucht lange, bis man mit diesem Wein Freundschaft schließt, aber dann kann er einen sehr lange begleiten", meinte Rudolf.

Klingelberger Riesling: Mit dem folgenden Roman "Im Durbachtal" von 2014 ging es in die gleichnamige Weinbauregion. Für ein Ehepaar beginnt der Urlaub mit einer Leiche im Weinberg. Daraus entspinnt sich die Jagd nicht nur nach dem Mörder, sondern auch nach der Leiche – denn die ist erst einmal verschwunden. Passend dazu wurde dem Publikum der Klingelberger Riesling gereicht, der auch als "die Königin der Weine" bezeichnet wird, so Kopp. Denn diese Rebsorte sei "zickig" im Anbau, verrät die Expertin.

Spätburgunder: Zum dritten Roman wurde es dann rot im Glas. Denn der Spätburgunder ist die wichtigste Rebsorte am Kaiserstuhl. "Baden ist eigentlich ein Burgunderland", erklärte Kopp. Protagonist des Romans "Dreisamnebel" aus dem Jahr 2017 ist Florian Buchmann, seines Zeichens ehemaliger Fußballprofi beim SC Freiburg und mittlerweile Feinkost- und Weinhändler in einem fiktiven Dorf am Kaiserstuhl. Der Kriminalfall sei übrigens nicht frei erfunden, verriet der Autor. Einerseits habe er einen Fall aus Hamburg, der sich in den 80er-Jahren ereignete, einfließen lassen. Aber auch seine Erfahrungen als Gerichtsreporter stecken in dem Roman um "Vino und Amore". "Dieser Krimi hat eine schwerere Note als die vorigen – darum passt Rotwein gut", meinte er verschörerisch. Denn der Fall sei durchaus "düster und nebelig".

  Tauberschwarz: Der wenig bekannte Rotwein aus dem Anbaugebiet Tauberfranken wurde zum letzten Krimi des Abends ausgeschenkt. "Eine Rarität", wie der Autor den markanten Wein ankündigte. Die Gegend werde auch "Madonnenländle" genannt, oder auch etwas despektierlich "Badisch Sibirien", denn sie sei häufig von Frösten gebeutelt. Hinter dem etwas sperrigen Titel "Tauberschwarzes Madonnenland" (2017) versteckte sich wiederum ein Weinlesebuch mit viel Lokalkolorit – und ein passender Wein, der mit seinem Geschmack überraschte. Wieder einmal "stolpert" in der Geschichte "Tatort Madonnenland" ein Urlauber buchstäblich in einen Kriminalfall. Als sich das Paar, um das sich die Geschichte dreht, in der Weinstadt Lauda-Königshofen in einer Kirche umschaut, tropft ihnen auf einmal etwas rotes, zähflüssiges auf die Stirn. Nach dem großen Applaus, mit sich das Publikum bei Rudolf und Kopp bedankte, stellte "Kultur im Schloss"-Vorsitzender Christian Oberfell die rhetorische Frage, was eigentlich das Besondere an Wein sei. Die Antwort gab er sogleich selbst: "Das regionale – und das ist heute Abend sehr gut rübergekommen."

Harald Rudolf, Jahrgang 1965, ist in der Ortenau groß geworden. Nach dem Zivildienst in München und vielen Jahren in Berlin zog es ihn nach Freiburg. Dort schrieb er Drehbücher für Lehr- und Informationsfilme der Polizeiakademie Baden-Württemberg. Nach Auslandsaufenthalten kehrte er zurück ins Badische. Rudolf ist verheiratet und lebt als Buchautor und Gerichtsreporter in Offenburg.