Für ihn ist es bereits das 22. Jahreskonzert am Samstag: Joachim Riester, Musikdirektor der Stadtkapelle Wolfach. Foto: Dorn

Stadtkapelle gibt Jahreskonzert. Dirigent spricht über Liedauswahl. Zuletzt hatte es Kritik gegeben

Wolfach - 90 Musiker bieten am kommenden Samstag, 28. April, unter der Leitung ihres musikalischen Direktors Joachim Riester ihr Jahreskonzert dar. Im Interview mit dem Schwarzwälder Boten gibt er Einblicke in die Auswahl der Stücke.

Das vergangene Jahreskonzert der Stadtkapelle hinterließ bei den Zuhörern einen gemischten Eindruck. Die musikalische Klasse stimmte, aber viele empfanden das Konzert als zu lang und bei manchen Stücken als zu weit weg vom Publikumsgeschmack. Teilen Sie diese Kritik?

Als Doppelkonzert gemeinsam mit dem Musikverein Prechtal war das Konzert mit über zwei Stunden reiner Spielzeit in der Tat zu lang und ich konnte aus dem Augenwinkel einige im Publikum beobachten, die nach der Pause auffällig oft auf ihre Uhren schauten. Was die Publikumsgängigkeit des Programms angeht, habe ich natürlich neben dem Unterhaltungscharakter des Jahreskonzerts immer auch die musikalische Entwicklung der Kapelle im Blick. Das Jahreskonzert ist der Höhepunkt im Jahr. Wir verwenden viel Probezeit darauf und da möchte ich meine Musiker auch mit manch technisch schwierigem Stück fordern und fördern.

Inwieweit waren in der Vergangenheit die Musiker bei der Auswahl der Stücke involviert?

Ich frage eigentlich jedes Jahr im Herbst, ob jemand Programmwünsche für das Jahreskonzert hat. Die Rückmeldungen waren immer sehr bescheiden. Darum habe ich dieses Jahr diese Frage mit deutlich mehr Nachdruck gestellt.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wir hatten in der Kapelle entschieden, erst 2019 wieder eventuell an einem Wertungsspiel teilzunehmen. Daher hatte ich den Plan, dass meine Musiker aus einer weit gefassten Vorgabe von etwa 50 Stücken aller Musikrichtungen das ganze Programm selbst zusammenstellen sollten. Eine ganzen Probenabend lang hörten wir uns dazu kurze Youtube-Schnipsel im Probenraum an. Danach musste jeder auf einem Stimmzettel ankreuzen, ob ihm das Stück gefällt, völlig missfällt, oder ob er oder sie es sich zumindest vorstellen könnte, das Lied beim Jahreskonzert zu spielen. Abhängig von der Länge der Stücke schafften es dann die acht bis zehn Stücke mit den meisten Stimmen ins Programm.

Trotz aller Basisdemokratie hatten Sie ja sicher einige Favoriten im Kopf. Kamen diese alle durch oder gab es Überraschungen?

Dass es zum Beispiel der Soundtrack zur Star-Wars-Saga schaffen würde, war mir klar. Viele unserer jungen Musiker hatten das auf dem Zettel. Dass aber auch Tschaikowskys "Ballettsuite aus Schwanensee" so hoch im Kurs stand, hat mich angenehm überrascht. Herausgekommen ist eine bunte Mischung aus Filmmusiken und symphonischer Blasmusik. Alle acht Stücke wissen die Mehrheit des Orchesters hinter sich und gehen gut ins Ohr.

Und wie schaut es mit dem musikalischen Anspruch aus?

Das Wolfacher Publikum darf sich auf einen schönen Konzertabend freuen. Für Filmmusiken beispielsweise gibt es Arrangements in verschiedenen Schwierigkeitsgraden vom Jugendorchester bis zu Orchestern der höchsten Wertungskategorie. Das Star-Wars-Arrangement von Johan de Meij ist sehr nah dran am Original von John Williams und weist einige Höchstschwierigkeiten auf. Diese zu meistern, wird jedes Mitglied der Stadtkapelle musikalisch weiterentwickeln. Und da ja alle schon seit Kindesbeinen wissen, wie sich es sich anhören muss, wenn sich die Rebellen den imperialen Sternzerstörern entgegenstellen, musste ich bei den Übungseinheiten und dem Probenwochenende im Alten Bahnhof gar nicht mehr viel sagen.

 Die Fragen stellte Matthias Dorn.

Info: Der Vorverkauf

Das Jahreskonzert der Stadtkapelle Wolfach findet am Samstag, 28. April, in der Festhalle statt. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr; Einlass ist um 19 Uhr. Der Eintritt beträgt acht Euro und im Vorverkauf sechs. Die Tickets können vorab im Bürgerbüro des Rathauses sowie bei Schreibwaren-Moser in der Vorstadt gekauft werden.