Renate und Willi Bröhl bedankten sich bei Werner Deigendesch (links). Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Kinderarzt Werner Deigendesch informiert über die Arbeit im Caritas-Baby-Hospital in Bethlehem

Wie wertvoll die Hilfe im Caritas-Baby-Hospital (CBH) in Bethlehem ist, ist im Vortrag von Werner Deigendesch deutlich geworden. Er verwies zudem auf die schwierigen Bedingungen für Ärzte und Personal in dem besetzten Land.

Wolfach. Als Kinderarzt hatte Deigendesch 30 Jahre lang in Metzingen gearbeitet, bevor er vor acht Jahren erstmals ins CBH kam und seither immer wieder für medizinische Einsätze dort ist.

Renate Bröhl oblag die Begrüßung, in der sie betonte: "Wir alle haben die Verantwortung, uns für Frieden, Gerechtigkeit und die Würde jedes einzelnen Menschen einzusetzen und gewaltfreien Widerstand gegen jegliche Diskriminierung zu leisten."

Unermüdlich und vorbildlich würden etwa 250 Mitarbeiter im Caritas-Baby-Hospital den 330 000 Kinder unter 14 Jahren im südlichen Westjordanland eine medizinische Grundversorgung bieten, unabhängig von der religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit und unabhängig von der wirtschaftlichen Situation der Familien. "Ihr Dienst an den Ärmsten verdient unsere höchste Wertschätzung", leitete sie zum Vortrag von Werner Deigendesch über.

"Die Solidarität mit den Menschen dort ist sehr wichtig", betonte er und wies zunächst darauf hin, dass zwischen Israeli und Palästinenser unterscheiden werden müsse. "Palästina ist nicht Israel – und Bethlehem liegt in Palästina", erklärte er anhand von Bildern seiner ersten Reise vor acht Jahren.

Um- und Ausbauarbeiten sind notwendig

Das Caritas-Baby-Hospital habe ihn bei seiner ersten Reise sehr beeindruckt. "Ich bin hin zum Schauen und erst einmal zwei Jahre dort hängen geblieben."

Die Klinik sei 1963 durch die als länderübergreifender Verein agierende Kinderhilfe Bethlehem gegründet und auf die Behandlung von Kleinkindern spezialisiert worden, für größere und Jugendliche werde dringend Platz benötigt. "Deshalb werden in nächster Zeit größere Um- und Ausbauarbeiten notwendig, um sich künftig besser auf Mukiviszidose-Patienten einstellen zu können", erklärte der pensionierte Kinderarzt. Sein persönliches Aufgabenfeld wäre die Neuropädiatrie für Kinder mit Epilepsie- und Krampfanfällen, die er in den vergangenen Jahren aufgebaut habe.

Die Krankheitsbilder in den 84 Betten umfassenden stationären Abteilungen würden von Infekten und Gedeih-Störungen über Krampfanfälle und Herzerkrankungen bis hin zur Behandlung unklarer Symptome und Mukiviszidose reichen.

"Ein Studium der Medizin im Ausland ist aufgrund der politischen Situation sehr schwierig", erklärte Deigendesch die Notwendigkeit der externen Unterstützung. Damit schlug er den Bogen zu Problemen für die Medizin durch die palästinensische Mauer und die Besatzung.

Mangel an Material und Medikamenten

Die Immobilität durch undurchlässige Grenzen behindere beispielsweise die Verlegung und Überweisung von Patienten, verzögere diagnostische und therapeutische Maßnahmen oder sorge für einen Mangel an dringend benötigtem Material und Medikamenten. "Der tägliche Kampf ums Überleben verhindert die Kooperation mit anderen Kliniken und einzelnen Akteuren des Gesundheitswesens."

Mit dem Ausblick auf die Grabeskirche von Jerusalem endete der Vortrag, dem sich eine kleine Diskussion um die Finanzierung des Babyhospitals anschloss.

Die wirtschaftliche Situation verhindert den Aufbau eines wirksamen Versicherungswesens für die Palästinenser. Durch starke Kontrollpunkte und blockierte Straßen wird die Mobilität behindert, was oft zu verspäteter medizinischer Hilfe führt. "Und das, obwohl wenige Kilometer weiter alle medizinischen Optionen zur Verfügung stünden", sagte Deigendesch. "Die finanzielle und fachliche Hilfe wird noch lange nötig sein, auch wenn das Hospital langsam in palästinensische Hände übergeht."