Die "Swabian Brass" (in weiß, von links): Antal Fenyvesi, Thomas Michelfeit, Meinrad Löffler, Michael Müller und Bernd Kromer sowie die "Clarisonos" (in schwarz): Tobias Neher, Rebekka Ruth, Sabrina Michelfeit und Peter Kuptz Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Swabian Brass" und "Clarisonos" überzeugen bei Benefizkonzert im Wolfacher Rathaussaal

Mit einem Benefiz-Doppelkonzert haben das Blechbläser-Quintett Swabian Brass und das Klarinetten-Quartett Clarisonos ihr Publikum am Sonntagabend im Wolfacher Rathaussaal begeistert. Beide Ensembles zeigten ein hohes Niveau.

Wolfach. Im ersten Teil des Konzerts spielten sich die beiden Ensembles quasi im Fünf-Minuten-Takt die musikalischen Bälle zu – was für einige Unruhe durch den beständigen Wechsel auf der Bühne sorgte. Munter ging es von Händel und den Blechbläsern mit "Ankunft der Königin von Saba" zu den Holzbläsern mit Mozarts "Kleiner Nachtmusik" und wieder zurück zu Johann Sebastian Bachs "Air & Badinerie" der Blechbläser in ihren weißen Sakkos.

Leichtigkeit und eine überraschend verspielte Bassklarinette hier, "breite" Backen und dominante Trompeten dort: mit einem wunderbaren Klezmer, einem lebendigen Czardas und natürlich der Melodie "Les Avions" aus den "Kindern des Monsieur Mathieu" erarbeiteten sich die Klarinetten ein kleines Beifallsplus. Peter Kuptz‘ Bassklarinette sorgte für den Aufwind, in dem sich die Papierflieger der Kinder mit musikalischer Leichtigkeit bewegten. Tobias Neher, Rebekka Ruth und Sabrina Michelfeit ließen "ihre" Flieger mit wunderbar leichten Läufen aufsteigen.

Mit trockenem Humor kündige Michael Müller für "Swabian Brass" an: "Mit dem kommenden Stück haben wir uns an was gewagt." Für die perfekte Umsetzung des Queen-Klassikers "Bohemian Rhapsody" fehlte es dem Quintett mit zwei Trompeten, einer Tuba, einer Posaune und einem Horn in manchen Szenen an der instrumentellen Breite, um Freddie Mercurys außergewöhnliche Stimme adäquat umzusetzen.

Nach der Pause steigerten sich die fünf Schwaben deutlich. Astor Piazollas "Libertango" lebte von Müllers Posaunenspiel und den Einwürfen und Fanfaren der beiden Trompeter Thomas Michelfeit und Meinrad Löffler. Im Duett Flügelhorn/Tuba gaben Michelfeit und Antal Fenyvesi eine interessante Interpretation des Eric-Clapton-Klassikers "Tears in Heaven". Vordergründig hatte Michelfeit die Melodiehoheit, Fenyvesis gutmütiges Tubaspiel ließ erahnen, wer bei dem Stück wirklich das Sagen hatte.

Mit ihren Bravour-Stücken "Willi Tell und andere" und "Moments for Morricone" entführten die beiden Ensembles das Publikum dann in die gute alte Zeit des linearen Fernsehens mit lediglich drei Programmen.

Ensembles entführen in die Welt des Fernsehens

"Swabian Brass" ließen noch einmal die Spaghetti-Western der 60er Jahre aufleben. Meisterhaft verstanden es Michelfeit und Löffler, die Dramaturgie der Filmmusiken zu "Zwei glorreiche Halunken" und "Spiel mir das Lied vom Tod" in den Wolfacher Rathaussaal zu transportieren.

Für "Clarisonos" hatte Thomas Michelfeit ein ganz besonderes Filmmusik-Medley arrangiert, verwob er doch Rossinis Ouvertüre zur Oper "Wilhelm Tell" mit den Fernsehserien-Melodien seiner Kindheit. Und so schauten nacheinander Heidi, die Cartwright-Brüder, Tom und Jerry, der Rosarote Panther, Wicki, die Maus und Pippi Langstrumpf auf ein paar Klarinetten-Läufe vorbei.

Mit langanhaltendem Beifall goutierte das begeisterte Publikum die beiden Ausflüge in die gemeinsame Fernsehvergangenheit. Auch mit ihren jeweiligen finalen Stücken – der brasilianische Klassiker "Tico tico" der Klarinetten und das verrückte Medley "The Saints Hallelujah" der Blechbläser – hielten die beiden Ensembles ihr hohes Niveau. Zwei Zugaben waren die logische Folge, lediglich das von Manfred Schafheutle gewünschte gemeinsame "Massenchoris" sollte bei der Premiere noch nicht zur Aufführung kommen. Auf den Geschmack dafür gekommen ist das fachkundige Wolfacher Publikum mit dem Doppelkonzert aber allemal.

Für die "Clarisonos" musste Manfred Schafheutle vom Förderverein "Alter Bahnhof und Schlosshalle" nicht lange bitten: Sabrina Michelfeit, Musiklehrerin in Diensten der Stadtkapelle, sagte sofort zu und über ihren Ehemann Thomas Michelfeit war auch der Draht zu den "Swabian Brass" denkbar kurz, den organisatorischen Rest erledigten dienstbare Kräfte im Rathaus und beim Verein "Museum im Schloss".