Schnürt oberhalb von Wolfach bereits seine Laufschuhe: Reinhard Vanselow ist seit dem ersten Lauf dabei. Foto: Forth

Wolfacher startet beim 50 Kilometer langen "Lauf rund um Wolfach". Von Anfang an mit dabei.

Wolfach - Der Panoramaweg über den Dächern Wolfachs ist zu dieser Jahreszeit perfekt für eine kurze Laufrunde. Doch mit sechs oder zehn Kilometern gibt sich Reinhard Vanselow längst nicht mehr zufrieden. Am Samstag startet der 64-Jährige zum neunten Mal beim Lauf rund um Wolfach. Dabei wird der Pensionär 50 Kilometer und rund 1700 Höhenmeter hinter sich lassen. Der Respekt sei da, Freude aber auch sagt er im Gespräch mit dem SchwaBo.

Herr Vanselow, seit wann laufen Sie?

Da müsste ich meine Eltern fragen, aber die leben nicht mehr. Ich bin 1978, mit 28 Jahren, durch Zufall zur Leichtathletik gekommen. Vorher habe ich nur etwas Fußball gespielt. Das war damals beim Turnverein in Hausach, wo ich mit vier Jahren mit meinen Eltern hingezogen bin. Eigentlich bin ich nur 100 und 200 Meter gelaufen, und habe Fünfkampf gemacht. Das waren nur Sprintstrecken. 1981 habe ich zum ersten Mal das Sportabzeichen gemacht und musste 5000 Meter laufen. Das war die Höchststrafe. Ich habe es gar nicht in der vorgegebenen Zeit geschafft. Dann habe ich angefangen zu trainieren.

Wie sind Sie zum Langstreckenläufer geworden?

Mich hat Mitte der Neunziger jemand mit zu einem Stadtlauf genommen. Im Alter lässt ja die Sprintfähigkeit nach und beim Weitsprung habe ich mir jedes Jahr eine Zerrung geholt. Ich habe dann immer längere Läufe gemacht. Um 2000 habe ich am Moosenmättle-Berglauf teilgenommen, das sind zehn Kilometer, aber 700 Höhenmeter. Über den Lauftreff in Kirnbach bin ich dann Ende des Jahrtausends zum Lauf Durbach-Straßburg gekommen. Das war der Auslöser. Von 30 Kilometern bis zum Marathon mit 42,5 Kilometern – das könnte ich irgendwann mal probieren. 2001 habe ich dann in Bräunlingen meinen ersten Marathon gelaufen.

Was war das für ein Gefühl?

Alle hatten mich gewarnt. Aber danach gings mir top! Das war ein Erlebnis, das mir Wochen danach noch ein Glücksgefühl gebracht hat.

Sie nehmen morgen am Lauf rund um Wolfach teil. Freuen Sie sich darauf?

Ich freue mich darauf. Es ist lange nicht so stressig wie ein Marathon. Der Respekt ist da, aber man hat den Kopf während des gesamten Laufs frei. Man unterhält sich über seine Läufe und die Wehwehchen. Ab und zu wird angehalten und auf die Berge geschaut. Außerdem ist der Lauf so toll organisiert, dass sich andere Veranstalter eine Scheibe davon abschneiden könnten. Es gibt an den Versorgungsständen alles, was das Herz begehrt. Keiner ist verbissen, die Stimmung ist toll.

Für viele ist es unvorstellbar, so weit am Stück zu laufen.

Das war es für mich auch. Aber nach dem 30-Kilometer-Lauf und dem Marathon steckt man sich eben andere Ziele. Ich habe auch mal die Hälfte vom Wolfach-Donaueschingen-Lauf, der über etwa 65 Kilometer geht, mitgemacht. Mein Laufpartner hat mir auf der Hälfte der Strecke seine Autoschlüssel gegeben und gesagt: "Ich mache weiter". Später habe ich mich erkundigt. Er war glücklich. Dann habe ich gesagt: Ich probiere es auch mal.

Dass man sich richtig Zeit zum Laufen nimmt, ist aber doch eher die Ausnahme.

Das ist ein Problem von jüngeren Leuten. Die laufen zehn Kilometer weit, aber relativ schnell. Man sollte auch für die Vorbereitung zum Marathon einen langsamen, aber langen Lauf machen. Das bringt mehr für die Kondition und das Stehvermögen, als mehrere Sprints. Außerdem beginnt erst nach einer Stunde die Fettverbrennung. Die Zeit sollte man sich also schon nehmen.

Wie bereiten Sie sich auf den Lauf vor?

Ich gucke schon, dass ich pro Woche einen langen Lauf machen kann. Ich habe dieses Jahr mit 15 Kilometern angefangen und steigere das alle vier Wochen um zwei Kilometer. Nächsten Monat gehe ich auf 24 Kilometer. Ein längerer Lauf dazwischen geht schon.

Was ist für Sie das Besondere am Laufen?

Den Kopf frei zu kriegen. Das Entspannen und Abschalten. Als ich ihn Lahr gearbeitet habe, hatten wir eine kleine Laufgruppe und sind in Sommer wie Winter nach der Arbeit losgelaufen. Der Kopf war danach frei. Dafür opfere ich in der Woche bis zu sieben Stunden – mit Duschen.

Machen Sie sonst noch Sport?

Wir probieren eigentlich alles aus. Im Moment verstärkt Fahrradfahren. Dann fahren wir mal den Brandenkopf hoch. In diesem Jahr habe ich auch zum ersten Mal Schneeschuhwandern ausprobiert. Ganz tolle Sache! Früher bin ich auch geschwommen, ziemlich gut sogar. Aber ich bin nicht so der ehrgeizige Typ. Meine alten Zeiten habe ich alle noch, aber das Alter lässt sich auch nicht mehr verleugnen.

Haben Sie keine Angst wegen der Gesundheit?

Es macht mir nur Probleme, Berge runter zu rennen. Da tut man sich aber auch in jungen Jahren nichts Gutes. Ich habe aber auch schon einen Gesundheitscheck im Herzzentrum machen lassen. Es ist beruhigender, wenn man weiß: Körperlich spricht nichts dagegen. Die 50-Kilometer-Läufe sind garantiert gesundheitsfördernd. Ein Marathon ist das nicht.

An welchem Lauf würden Sie gerne noch teilnehmen?

Als Wunsch habe ich immer noch den Nachtlauf in Biel. Der ist 100 Kilometer lang und stammt glaube ich von der Schweizer Armee. Man läuft in die Dunkelheit rein und dann die ganze Nacht durch. Es muss super sein, wenn es dann morgens dämmert.

Sie sagten, Sie sind Genussläufer. Wie ist das zu verstehen?

Im Wettkampf hat man immer Stress, man schaut sich die Gegner und die Zeiten an. Beim Lauf um Wolfach ist es ganz relaxt. Da will keiner Zeiten wissen. Man hat alles, was man haben will: Eine schöne Umgebung, lauter nette Leute und es wird nicht gejammert. Und was alle langen Läufe gemeinsam haben: Danach schläft man gut.

Weitere Informationen:

Der "Lauf rund um Wolfach" findet am morgigen Samstag, 25. April, ab 10 Uhr statt. Etwa 70 Teilnehmer werden dann an der Herlinsbachschule erwartet, wenn Bürgermeister Geppert den Startschuss gibt.