Christoph Soldan im Blauen Salon: Bei seiner Darbietung rückt er die Prosa von Peter Härtling und die Musik von Fanny Hensel-Mendelsshon in den Fokus. Foto: Schrader

Christoph Soldan zeigt technische Brillanz im Blauen Salon

Auf reges Zuschauerinteresse ist die erste Darbietung der Reihe "Konzerte im Blauen Salon 17/18" im Wolfacher Rathaussaal am Sonntag gestoßen. Es handelte sich um ein brillantes Lesestück von Christoph Soldan.

Wolfach . Soldan rückte als vorzüglicher Rezitator Peter-Härtlingscher Prosa und klangmächtiger Interpret Fanny-Henselscher Klaviermusik Leben und Werk einer Komponistin – in einer von Männern dominierten Zeit– in den Mittelpunkt des Geschehens.

Neben seine eigenen, musikgeschichtlich fundierten Ausführungen über die stets im Schatten ihres Bruders Felix stehende Fanny Mendelssohn, die den Maler Wilhelm Hensel heiratete, stellte Soldan einige Ausschnitte aus dem biografischen Roman "Liebste Fenchel!" von Peter Härtling.

Der Autor fantasiert sich mit feinem Gespür, immer eng an den überlieferten Fakten orientiert, in das familiäre Lebensumfeld Fannys hinein. Er beleuchtet ihr Verhältnis zur Familie Mendelssohn, zum wirkmächtigen Großvater Moses sowie den Konflikt um die Konvertierung zum evangelischen Christentum durch ihren Vater. Aber auch ihre Schwierigkeiten, sich gegen ihren Bruder musikalisch zu behaupten, was Fanny Hensel-Mendelssohn erst gegen Ende ihres kurzen Lebens zu gelingen schien, thematisierte er.

Soldan verstand es mit seiner ausdrucksstarken Stimme, Härtlings Gedankengängen eine starke, fast schon szenische Präsenz zu verleihen, insbesondere im Kapitel über den Tod der Komponistin, das ihm zu einer bewegenden Schilderung menschlicher Tragik geriet.

Im Wechsel mit den Texten erklangen Ausschnitte aus Fanny Hensels 1841 komponierten Klavierzyklus "Das Jahr", bestehend aus zwölf Charakterstücken, die die jeweiligen Monate musikalisieren. Als glühende Verehrerin der Reformation integrierte sie einige protestantische Kirchenchoräle, die sie variierend umspielte.

Soldan interpretierte diese nicht einfach zu spielenden Stücke mit großer technischer Brillanz und virtuoser Überlegenheit. Nur gelang es ihm, besonders zu Beginn, durch seine jederzeit spürbare Begeisterung für diese Musik nicht immer, die Lautstärke seines Spiels, die in großen Konzertsälen durchaus angemessen sind, dem intimen kammermusikalischen Charakter des "Blauen Salons" anzupassen, sodass mitunter manchem Zuhörer Soldans Spiel zu hart und zu laut war.

INFO

Weitere Konzerte sind:

 > 5. November, 11 Uhr: Matinee- Junge Talente

  > 19. November, 18 Uhr: Wenn Musik der Liebe Nahrung ist

  > 14. Januar, 18 Uhr: Geben Sie Acht!

  > 25. Februar, 18 Uhr: Beethoven Klavierkonzert

  > 18. März, 18 Uhr: Spanischer Liederabend