Die neuen Wäscher mit Oberwäscher und Bürgermeister (von links): Fabian Schmider, Daniel Schmitt, Erich Sattler, Marc Zehntner und Bürgermeister Thomas Geppert. Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Geldbeutelwäscher beenden Fünfte Jahreszeit in Wolfach / Drei "Neue" und eine Auszeichnung

Da halft auch kein Jammen und kein Klagen: Die Fasnet ist aus, vorbei, finito. Das haben die Geldbeutelwäscher jedoch nicht wahrhaben wollen: Unter lauten Wehklagen wuschen sie die Beutel im Stadtbrunnen aus.

Wolfach. Gesenktes Haupt, würdevolle Trauerkleidung, gemessener Schritt – und unüberhörbar lautes Wehklagen. Der gemeine Geldbeutelwäscher hat es am Aschermittwoch nicht leicht. Die Fasnet ist vorbei. Und jetzt? An der Klagemauer ließen sie ihren Emotionen freien Lauf. Danach ging’s zum Stadtbrunnen. Voran schritt Oberwäscher Erich Sattler, den Abschluss bildete Narrenvater Hubert "Vitus" Kessler.

Auf die versammelten Wolfacher machte der würdige Trauerzug jedoch keinen Eindruck. Mit allen Mitteln versuchten sie, die Herren zum Lachen bringen. Da wurde "Happy Birthday" angestimmt, den Männern wurden Zitronen und Fenchel unter die Nasen gehalten und Witze erzählt. Am Stadtbrunnen dann die Überraschung: Das ganze Bassin war voller Plastikflaschen. Um ihre leeren Beutel auswaschen zu können, warfen die Wäscher die Flaschen kurzerhand in hohem Bogen über ihre Köpfe – was für das johlende Publikum nicht ganz trocken vonstatten ging. Die Leid Geplagten umarmten sich tränenreich und hängten die Beutel auf einer Wäscheleine auf.

Nach dem Trauerzug ging es zunächst zum gemeinsamen Stockfischessen, bevor der Empfang im Rathaus anstand. Im kleinen Rathaussaal musste schließlich geklärt werden, ob der "Bürger Geppert" wieder in sein Amt eingesetzt werden kann. Und der musste sich gehörig die Leviten lesen lassen.

Zunächst einmal sei es der Wäschergilde sehr entgegengekommen, dass Geppert mit Vollgas ins private Glück bretterte. "So reicht uns ein Blumenstrauß aus, um für viele Anlässe zu gratulieren", so Sattler. Für Geppert selber gab es ein Fläschle. Schließlich würden die städtischen Themen auch nicht besser.

Da der Wolf bereits im oberen Kirnbach sei, brauche es nun nur noch ein städtisches Rotkäppchen, und fertig wäre der "Kirnbacher Märchenpfad", stichelte Sattler. Zudem bescheinigte er Geppert ob der Farbe seines Autos einen Hang – "Sonnenkönig-Gold" – zum Absolutismus. Die Anzeichen: komische Bienenperücken, Hofhalten im Blauen Salon – quasi dem Spiegelsaal Wolfachs – und die Einführung von Zutrittsbeschränkungen, um höfische Feiern nur mit Günstlingen zu zelebrieren.

Mit dem Bäumen habe er sich wohl selbst ein Bein gestellt, konterte Geppert. Da helfe nur Ball und Spielgelsaal. Ob die Wäscher nun den Sonnenkönig wieder einsetzen wollten? Nach kurzer Beratung kam das "Okay" von den Herren. Zudem wurden drei neue Wäscher aufgenommen: Fabian Schmider, Daniel Schmidt und Marc Zehntner wurden getauft. Sekretarius Bernhard Stelzer erhielt den goldenen Eulenorden.

Trotz des Leids ob der abgelaufenen Fasnet bleibt allen jedoch die Gewissheit: "S’goht scho wieder degege".

Die Gilde gedachte dem verstorbenen Kameraden Edgar Weinfurth. Seine erste Wäsche war 1985, seitdem nahm er an 32 Wäschen teil. Weinfurth war zudem Träger aller Auszeichnungen der Wäschergilde.