Die Gruppe "Wunderfitz & Brägelschnitz" (Foto oben links) war bestens in Form und parodierte das Stadtgeschehen, ebenso die "Kirchplatzschnallen" (Foto oben Mitte). Als "Pflasterfeger" (oben rechts) waren Matthias Lehmann, Fabian Schmider und Mathias Kern gut bei Stimme. "Die Lückenfüller" (unten links) hatten einige Ideen zum neuen Beamer im Gemeindehaus. Für Stimmung sorgte die Narrenkapelle (unten rechts). Foto: Schwarzwälder Bote

Schnurren: Sechs Gruppen teilen in sieben Wirtschaften kräftig aus / Premiere im katholischen Gemeindehaus

Malheurs und Kurioses sind für die Wolfacher Schnurranten wichtig wie die Luft zum atmen. In den voll besetzten Wirtschaften haben sechs Gruppen am Sonntag kräftig ausgeteilt und dick aufgetragen. Erstmals wurde auch im katholischen Gemeindehaus geschnurrt.

Wolfach. Die vollen Schnurrbeizen mit gut gelaunten Gästen haben die Schnurranten zusätzlich beflügelt und zu darstellerischen Glanzleistungen angespornt. Sehr gut angenommen wurde das katholische Gemeindehaus.

Für den dort neu installierten Beamer konnten sich "Die Lückenfüller" auch andere Verwendungen vorstellen, als die Lieder anzuzeigen. Einer der Vorschläge für Pfarrer Rümmele war, Karaoke-Auftritte zu veranstalten. Zukunftssorgen haben laut der Gruppe "beide Fraktionen" und daher wunderten sich die Schnurranten, dass die "Evangelischen" bauen für Gläubige, die nicht kommen. Schlimm sei es in Wolfach mit dem nicht vorhandenen schnellen Internet-Netz – aber was, wenn auch noch in großen Teilen der Stadt Fernsehen und Telefon ausfallen? So geschehen beim Brezelfensterfest vergangenes Jahr. Detailverliebt schilderten die Schnurranten den Aufbau des Festzelts an der Kinzig, der unter keinem guten Stern zu stehen schien: Zwanzig Mann und zwanzig eigens angefertigte 70-Zentimeter-Nägel für die Verankerung, von denen fünf die Datenkabel schädigten. Das war das Ergebnis der Zusammenarbeit von Halbmeiler Musik, Kirnbacher Kurrende und Flößer.

Die "Combo Communale" zog als fesches Wespen-Geschwader ein und hat sich den Wolfacher Feuerwehrkommandanten vorgenommen. Respektlos machten sie sich darüber lustig, wie teuer ihn seine Vertreibungsversuche eines Wespenschwarms zu stehen kam. "Ich mach des scho, ich hab Verstand, schließlich bin ich Kommandant", sangen die Barden. Das Ende vom Lied war, dass das gesamte Haus eingerüstet werden musste, neu verputzt und neu gestrichen.

Zehn Jahre sind "Die Pflasterfeger" dabei und haben sich mit Gitarrist Matthias Kern verstärkt.

Trompete darf auch im Urlaub nicht fehlen

Das Trio war hervorragend bei Stimme und besang die innige Beziehung von Gewerbevereinschef Reinhold Waidele zu seiner Trompete. Sogar im Urlaub am Comer See durfte das Instrument mit aufs Surfbrett – mit bösen Folgen. War auch der Musiker verbeult nach dem Abenteuer, war der Trompete nichts geschehen. Auch den Angriff eines revierbewussten Hahns auf einer Wanderung überstand das Instrument unbeschadet – im Gegensatz zum Spieler.

Herhalten musste Waidele auch beim "Jungnarrenrat", der erstmals mit Narrenkapelle und Hansele einmarschierte. In der Schnurre spotteten sie über die Konzertreise der Stadtkapelle nach Cavalaire. Weder das Trompetenspiel Waideles auf einer Yacht noch das Essen von Trompeter "Fritscher" in St. Tropez fanden den erhofften Erfolg.

In Hochform präsentierten sich "Wunderfitz & Brägelschnitz" mit Akkordeonist am Rollator und ungewohnt seriös gekleidet. Die "fitten silver surfer" – sprich Rentner – und davon insbesondere die Wolfacher Garde wurde von dem Quartett maliziös parodiert. Ede Bauers Träume vom überdachten Gassensteg und der "krass engagierte" Manfred Schafheutle sowie "Hermes" (Klaus Herrmann) Zusatzeinkünfte und Rudi Langs Verlust des Waffenscheins wurden auseinander genommen.

Zwei "Mädels" aus Hausach hatten die "Kirchplatzschnallen" zur Verstärkung dabei. "Jetzt hab ich ghofft, endlich mal uff großer Bühne aufzutreten und jetzt hocke do Litt", moserte Heike Schamm angesichts des besetzten Podiums. In sakral angehauchtem Singsang wurden nachbarschaftliche Scharmützel um Bernd Rupprechts Bau einer Garage breit getreten.

Sehr viel positive Resonanz erhielt das katholische Gemeindehaus als Schnurrlokal. Bei der Knappheit der Wolfacher Schnurrbeizen war es eine gute Idee von Schnurrobmann Klaus Heil, auf die Kolpingsfamilie zuzugehen und anzufragen, ob sie mitmacht. Die dazu nötigen ehrenamtlichen Helfer waren schnell beisammen. Der Erlös der Bewirtung fließt in Finanzierung und Unterhaltung eines Kindergartens in Veneca bei Belo Horizonte in Brasilien.