Musik: Trachtenkapelle Kirnbach begeistert Publikum beim Jahreskonzert / Schier schmelzende Trompeten

Mit einem Jahreskonzert – erstmals am neuen Termin im Frühjahr – haben die Musiker der Trachtenkapelle Kirnbach ihr Stammpublikum in der Kirnbacher Gemeindehalle begeistert. Luisa Lutz führte in bewährter Manier durch das Programm.

Wolfach-Kirnbach. Dirigent Siegfried Weißer schöpfte in der Stücke-Auswahl mit viel Liebe zu "seiner" Kapelle und den Solisten in Reihen der Trachtenkapelle Kirnbach aus dem Vollen.

Der gut zweistündige Konzertabend eröffnete mit den "Mountain Moments" des portugiesischen Komponisten Luis Carlos Neves Serra, einer musikalischen Entdeckungsreise durch den portugiesischen Nationalpark "Serra da Estrela". Die kraftvolle Ouvertüre nahm die Zuhörer mit auf eine Wanderung durch die Gletschertäler und auf den "Weg der 25 Seen". Die Querflöten, Klarinetten und Trompeten zeichneten das Plätschern der Bergbäche und das Tosen der Wasserfälle wunderbar nach. Wer die Einsamkeit liebt, wird für die Wanderung durch die Serra vielleicht das Querflöten-Solo von Fiona Dorn im Ohr behalten haben.

Hochdramatische Teile mit vielen Taktwechseln

Im zweiten Konzertstück "Canticle of the Saints" zeigte die Kapelle ihre Wandlungsfähigkeit. Zwei hochdramatische Teile mit vielen Taktwechseln und Synkopen umrahmten einen Choral, in dem sich die Musiker soweit zurücknehmen müssen, dass im Lobgesang (deutsch für canticle) auch das Glockenspiel zu vernehmen ist. Dies gelang vortrefflich und das fachkundige Publikum sparte nicht am Beifall. Mit dem zehnminütigen Opus "Songs from the Catskills" hat der Komponist Johan de Meij den irischen Einwanderern ein musikalisches Denkmal gesetzt. Entstanden ist ein Stück symphonische Blasmusik mit vielen Elementen traditioneller irischer Musik.

Es führt von den Flötenmotiven in "The foggy Dew", einer bewegenden Ballade der "Dubliners", die das ambivalente Verhältnis der Iren zum großen Nachbarn England zum Thema hat, über das harte Leben der Immigranten in den kalten Wintern ("Last Winter was a hard one") zu der harten Arbeit in den Steinbrüchen ("The Bluestone Quarries") der Catskill-Berge.

Reiner Springmann leitete mit einem schönen Tenorhorn-Solo vom harten Winter in die Steinbrüche über, die monotone und gefährliche Arbeit illustrierten Julia Wöhrle an der Bassklarinette und Simon Krawczyk am Fagott. "The Arkansas Traveler" aus der Feder des großen Folksängers Pete Seeger versöhnte mit einer spielerischen Melodie.

Einer langsamer werdenden Spieluhr gleich nahmen die ersten Klarinetten diese Melodie im Ritardando wieder auf, ehe de Meij das ganze Orchester zu einem letzten Ritt die Tonleiter hinab schickte, fünf Takte, für die in den Proben etliche Sonderschichten eingelegt worden waren und die das Publikum mit langanhaltendem Beifall belohnte.

Von der Filmmelodie hin zum Musical

Mit der Filmmelodie zum dritten Teil der "Transformers-Reihe" ging es in die Pause. Zahlreiche Crescendi und Decrescendi waren notiert, um den Kampf von Sentinel Prime, Bumblebee und Co. gegen die bösen Deceptions erfolgreich zu bestreiten. Wer die Filmreihe nicht kannte, hatte trotzdem Spaß an den Klanggewittern, zwischen denen immer wieder auch Platz war für ruhige Momente wie ein kleines Horn-Solo des Kirnbacher Pfarrers Stefan Voß.

Nach der Pause präsentierte die Kapelle mit der "Alpenwelt" einen erst 2017 komponierten Marsch, der mit seiner eingängigen Melodie im Trio das Zeug hat, es weit nach vorn in die Blasmusik-Charts zu schaffen. Highlights aus dem Musical "Les Miserables" und der Soundtrack zum Film "Bodyguard", zu dem Harald Kiefer mit "I will always love you" einen Gänsehaut-Moment am Saxofon beisteuerte, leiteten über zum britischen Konzertteil am Schluss.

Schier schmelzende Trompeten zum "Groovy Kind of Love", ein wunderbares Ping-Pong zwischen Trompeten und Bässen bei "Mellow yellow", der schnörkellose Rock der Kinks mit "You really got me" und der Yardbirds "For your Love", die Beatles-Ballade "Michelle" und der unvergleichliche Robbie Williams mit "Angels" und "Let me entertain you" forderten die Kapelle bis an die Grenzen des Ansatzes. Das Publikum ließ die Musiker erst nach zwei Polkas und einem weiteren Marsch von der Bühne.