"Was macht eigentlich...?": Historische Motorspritze der Feuerwehr auf gutem Weg / 5500 Stunden Arbeit

Der "Alte Benz" der Wolfacher Feuerwehr nimmt Formen an. Beim Besuch in der Garage blicken die Mitglieder der Benz-Gruppe zurück, zeigen, was momentan am "Schätzchen" anliegt und wie weit die Restaurierung ist.

Wolfach. Für die Wolfacher Feuerwehr ging der 20. November 2011 als tragischer Sonntag in die Geschichte ein. Ein Brand brach in einer Garage im Gewerbegebiet "Untere Zinne" aus. Das fatale: In dieser Garage war die historische Motorspritze, liebevoll auch "Alter Benz" genannt, untergebracht. Das Fahrzeug wurde ein Raub der Flammen und komplett zerstört. Die Benzgruppe schrieb ihn aber noch nicht ab: Mit viel Liebe zum Detail wird das historische Fahrzeug wieder aufgebaut.

Zunächst gibt Joachim Oberfell einen kurzen Rückblick auf die Ereignisse. Das Fahrzeug stammt aus dem Jahr 1926. Bis in die 1970er-Jahre war er in Wolfach im Einsatz, dann wurde das Fahrzeug verkauft. Mitte der 90er-Jahre sei die Idee aufgekommen, das Fahrzeug wieder zurückzukaufen. "Die Frage war aber: Wo ist es gerade?", so Oberfell, während er im Fotoalbum blättert. Fündig geworden sei die Gruppe schließlich über den Landesfeuerwehrverband beim Allgemeinen Schnauferl-Club in Westfalen.

Nach fast 24 Jahren traf das Fahrzeug 1994 wieder in Wolfach ein. Eine Gruppe um Kurt Sum machte sich sodann an die Arbeit, das Fahrzeug zu renovieren. "Er wurde in Einzelteile zerlegt und frisch auf die Beine gestellt", erzählt Oberfell. Von da an war das historische Fahrzeug regelmäßig bei Oldtimertreffen unterwegs. "Immer wieder ein Hingucker", ist sich die Gruppe einig. Zumal sie selbst mit ihren historischen Uniformen aus den 1920er-Jahren die Blicke auf sich zogen.

Dann kam der schicksalhafte Sonntag, bei dem der Oldtimer ein Raub der Flammen wurde. "Das war kein normaler Einsatz – schließlich ist der Benz ein Teil von uns gewesen", erklärt Simon Jan Springmann. Mitglieder der Benz-Gruppe versuchten vergeblich, das Fahrzeug aus der brennenden Halle zu retten. Da er vorwärts geparkt war, seien die Schäden im vorderen Bereich besonders gravierend gewesen. "Dadurch, dass das Fahrzeug als Holz ist, war es natürlich ein gefundenes Fressen für das Feuer", erklärt Michael Springmann.

Schnell war klar, erneut zu restaurieren

Relativ schnell sei klar gewesen, dass die Gruppe sich erneut daran machen möchte, den Benz wieder aufzubauen. "Aber uns war klar, dass das zeitaufwendig ist, darum haben wir uns kein Zeitziel gesetzt", so Michael Springmann. Zumal die Arbeiten ehrenamtlich geleistet werden. Der Gruppe sei zugute gekommen, dass das Fahrzeug schon einmal restauriert wurde. Bilder davon hätten oftmals weitergeholfen. "Die waren zwar auch in der Garage, in einem Fotoalbum haben sie aber überlegt", sagt Simon Jan Springmann.

Und wie schaut es jetzt aus? "Wir sind jetzt eher gegen Ende der Restauration – aber haben noch einiges vor uns", sagt Oberfell. Eineinhalb bis zwei Jahre werde es wohl noch dauern, bis alles fertig ist. Auch wenn die charakteristische rote Farbe noch fehlt – der Geist des historischen Fahrzeugs ist wieder zu spüren. Der Holzaufbau ist abgeschlossen, jetzt folgen Lack- und Feinarbeiten. Die Motorhaube werde gerade komplett neu gemacht, so Hauer. Durch die Hitze beim Brand sei diese so stark beschädigt, dass sie nicht mehr nutzbar war.

Was ging, wurde erhalten, zum Beispiel die Kotflügel und der Kühler mit dem charakteristischen Benz-Schriftzug. Andere Teile brauchten viel Internet-Recherche, um sie wieder zu beschaffen. "Das sind schließlich keine Teile von der Stange", erklärt Oberfell. Etwa 5500 Stunden Arbeit stecken bereits in dem Fahrzeug. Die Recherchearbeit nicht dazugerechnet.

Viel Unterstützung von außen

Gewerkelt wird in der Garage bis zu vier Mal in der Woche, je nachdem, wie die Zeit es zulässt. Schön sei auch die Unterstützung, die die Gruppe immer wieder erfährt – sei es durch Spenden von Privatpersonen, Firmen und Vereinen oder einfach mal durch einen Plausch in der Garage. "Man wird oft darauf angesprochen, wie der Stand ist", sagt Simon Jan Springmann.

Ein Meilenstein wird sein, wenn der Motor wieder eingebaut wird. "Das wird ein besonderer Moment, wenn der ›Alte Benz‹ zum ersten Mal wieder schnurrt", sind sich alle einig.

Nach einem schweren Brand an der Stadtmühle im Jahr 1925 beschloss die Stadt auf Vorschlag der Feuerwehr den Kauf einer Motorspritze. Am 2. Dezember 1925 wurde das Fahrzeug der Benzwerke Gaggenau zum Preis von rund 28 000 Reichsmark gekauft, im Januar 1926 erfolgte die Auslieferung. Am 24. Februar 1926 wurde die erste motorisierte Autospritze der Feuerwehr Wolfach schließlich zum Straßenverkehr zugelassen. Am 11. August 1944 musste der Benz nach Straßburg ausrücken, um sich an den Löscharbeiten nach einem Bombenangriff zu beteiligen. Auch an den Löscharbeiten beim Schlossbrand 1947 war der Benz beteiligt. 1961 wurde dem Fahrzeug aufgrund technischer Mängel zum ersten Mal die Fahrerlaubnis entzogen, nach Reparaturen aber wieder erteilt. 1970 wurde er schließlich für 2400 DM an den Schnauferl-Club verkauft.