Ganz okay finden die drei Redakteure den Halbmeiler Haltepunkt. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Bahnhofscheck: Der Halbmeiler Haltepunkt ist recht barrierearm, muss in anderen Punkten aber nachbessern

Die Bahn hat für das Kinzigtal als Tourismus- und Industrieregion eine große Bedeutung. Und damit natürlich auch die Bahnhöfe. Aus diesem Grund checkt der Schwarzwälder Bote die Stationen im Kinzigtal. Heute nimmt er sich den Haltepunkt Halbmeil vor.

Wolfach. Wie modern sind die Bahnhöfe im Kinzigtal? Wie gut kommt man mit einem Rollstuhl, einem Rollator, einem Kinderwagen und einem Fahrrad zurecht? Und wie hoch ist die Aufenthaltsqualität? Diesen und anderen Fragen sind die Schwabo-Redakteure nachgegangen.

Lage: Im ersten Moment kommt die Frage auf: Wo ist denn überhaupt das Gleis? Wenn man den Bahnhalt aber einmal gefunden hat, ist er gut erreichbar. Zumindest liegt er mitten im Dorf und die Suche nach dem Zugang könnte auch der Orientierungslosigkeit der Redakteurin zugeschrieben werden. Eine Bushaltestelle ist auch vorhanden und die Toilettenanlage gegenüber kann von Bahnreisenden tagsüber mitgenutzt werden. Auch auf dem Halbmeiler Bahnhalt wird der gesamgte Zugverkehr eingleisig abgewickelt.

Wege zu den Gleisen: Das Gleis ist ebenerdig erreichbar und bietet für eingeschränkte Fahrgäste kaum ein Hindernis. Problematisch ist aber, dass Parkplätze erst in größerer Entfernung erreichbar sind. Das kann für Reisendemit Behinderung – oder die viel zu Tragen haben – ganz schön anstrengend werden. Wie in Wolfach ist das Gelände ein wenig abschüssig.

Ticketautomat: Der Ticketautomat ist für jeden Bahnreisenden, auch für die im Rollstuhl oder die, die mit dem Rollator unterwegs sind, gut zu erreichen. Auch an den Münzschlitz und die Ticketausgabe kann man sitzend leicht herankommen. Da der Automat überdacht ist, stört auch die Sonneneinstrahlung nicht und das Display ist stehend oder im Rollstuhl sitzend ohne Probleme zu lesen. Das Gelände um den Ticketautomaten ist ebenerdig und ein Rollifahrer kommt auch ohne die Bremse anzuziehen nicht ins Rollen.

Bahneinstieg: Wie auch beim Bahnhalt in Wolfach, ist der Abstand zwischen der Einstiegstür und dem Bahnsteig in Halbmeil viel zu groß. Im Rollstuhl ist es unmöglich, ohne fremde Hilfe in die Bahn zu kommen. Die wäre allerdings gegeben. Der Zugführer der SWG hat eine Rampe dabei und fragt beim Einstieg mit dem Rollstuhl auch nach, ob diese benötigt wird. In einem einmaligen Test kann allerdings nicht sicher gesagt werden, ob jeder Zugführer sofort erkennt, dass ein Rollstuhlfahrer zusteigen möchte und direkt Hilfe durch die Rampe anbietet. Mit dem Rollator ist der Einstieg alleine ebenfalls nicht möglich. Bei dem großen Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Zug bräuchte es mindestens eine Person, die den Rollator im Zug annimmt und die körperlich beeinträchtigte Person beim Einstieg unterstützt.

Aufenthaltsqualität: Auch in Halbmeil liegen viele Zigarettenstummel auf Boden. Und das, obwohl der Haltepunkt Halbmeil laut den dort angebrachten Schildern rauchfrei sein soll. Das scheint Raucher aber nicht abzuhalten und da keine Aschenbecher vorhanden sind, landen die Stummel eben auf dem Boden. Einige versuchen auch den Mülleimer zum Ausdrücken und Abklopfen zu verwenden. Darauf deutet die Asche auf ihm hin. Eine kleines Wartehäuschen mit einer Sitzbank und einem Dach darüber bietet den Wartenden Komfort und Schutz vor Regen. Die offenen Seiten halten aber keinen Wind ab.

Infrastrukur: In Halbmeil gibt es zwar ausreichend Parkplätze für Autos, diese sind aber sehr weit weg vom Bahnsteig. Der Weg vom Autostellplatzzum Gleis ist allerdings eben und auch mit Rollator und Rollstuhl zu schaffen. Positiv fällt auf, dass es in der gegenüber vom Haltepunkte gelegenen Grundschule und Feuerwehr kostenlose Toiletten gibt. Die WC-Anlage ist gut zu erreichen, von Montag bis Freitag zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet und der Weg dorthin ist ausgeschildert. Außerdem verfügt die Anlage über eine behindertengerechte Kabine. Die Eingangstür zur Toilette ist jedoch ein Problem. Diese ist sehr schwer und nur mit großem Kraftaufwand zu öffnen. Im Rollstuhl muss man sich regelrecht durch die Tür zwängen. Sehr negativ fällt in Halbmeil auf, dass es keine Fahrradständer gibt. Ein paar Zweiräder sind am Zaun festgemacht, der aber nicht für viele Räder Platz bietet. Zudem gibt es keinen Snack-Automaten und keinen Bäcker in der Nähe. Das kann von einem Bahnhalt wie Halbmeil, im Gegensatz zu einem Bahnhof wie Haslach, aber auch nicht erwartet werden.

Die Reihe: Im Rahmen der Reihe "Bahnhofscheck" nimmt die Redaktion die Bahnhöfe im Kinzigtal unter die Lupe. Als nächstes testen die Redakteure den Haltepunkt in Steinach.

Haltepunkt: Ein Haltepunkt ist eine Anlage, an der Passagiere Züge besteigen oder verlassen können. Die genaue Definition eine Haltepunkts ist von nationalem rechtlichen und betrieblichen Bestimmungen abhängig, daher werden Haltepunkte meist als minderwichtige Zugangsstellen eingestuft, die oft auch baulich für den Reisenden nur schwach erschlossen sind.

Wolfach (cr/lmk/lüb). So bewerten die Schwabo-Redakteure den Haltepunkt: Drei minus: Im Zeugnis vom Halbmeiler Bahnhalt stehen schlechte sowie positive Erwähnungen. Der Bahnsteig wirkt sehr heruntergekommen und überall sprießen das Moos und das Unkraut aus dem Boden. Die Parkplätze sind zu weit weg und Fahrradständer nicht einmal vorhanden. Gerade mit den fehlenden Fahrradständern lässt Halbmeil eine Grundlage vermissen, die für Bahnhaltestellen elementar wichtig ist. Der Einsteig in die Bahn ist im Rollstuhl ohne Hilfe unmöglich, was auch ein Notenabzug im Zeugnis ist. Die Toiletten sind wiederum ein großer Pluspunkt und behindertengerecht. Und beim Einstieg hilft ja auch die Rampe.           lüb  Drei: Überraschung: Die Toiletten reißen’s beim Bahnhalt in Halbmeil tatsächlich raus. Zum Einen gibt es überhaupt welche – was ja am Bahnhalt kein Muss ist – und zum Anderen sind sie in vorbildlichem Zustand. Positiv ist außerdem, dass der Haltepunkt bis zum Gleis ebenerdig bequem erreicht werden kann. Der Ticketautomat ist außerdem überdacht. Leider ist der Haltepunkt insgesamt aber nicht im besten Zustand: Unkraut und Moos wuchern überall, die Teerschicht ist an einigen Stellen aufgerissen und wie überall liegen auch dort wieder zahllose Zigarettenstummel verstreut. Fahrradständer sucht man leider vergebens und die Parkplätze sind recht weit vom Bahnhalt entfernt. Besonders positiv sticht am Ende hervor, dass beim Einsteig-Experiment erst hilfsbereite Fahrgäste mit anpacken wollten – und dann auch der Zugbegleiter eine Rampe installieren wollte.                                   lmk

Drei plus: Dafür, dass der Haltepunkt klein ist, kommt Halbmeil ganz gut weg. Eingeschränkte Reisende kommen unproblematisch ans Gleis und können den Automaten einfach bedienen. Die Lücke beim Einsteigen in den Zug ist im Vergleich zu anderen Bahnhöfen noch höher. Wenigstens passte aber der Zugführer gut auf und bot rasch eine Rampe an. Minuspunkte gibt es für den Zustand des Haltepunkts: Er wirkt, zumindest was den Bahnsteig und die Gleise betrifft, recht ungepflegt. Sie sind kurz vorm Zuwuchern. Positiv hervorzuheben ist die Toilette. Nicht nur, dass es überhaupt eine gibt und sie lange Öffnungszeiten hat: Sie ist auch noch sehr sauber.                                                                         cr