Das beschauliche Stadtbild von Wolfach imponierte. Foto: Haas

Alte Fotografien und Ansichtskarten aus dem Wolftal geben Einblick. Bad Rippoldsau am häufigsten abgebildet.

Wolftal - Als sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Kunst des Fotografierens entwickelte, bot sich zunehmend die Möglichkeit, historische Stadtansichten und auch festliche familiäre Ereignisse für die Nachwelt festzuhalten und zu dokumentieren. Doch im ländlichen Raum entwickelte sich das neue Handwerk nur recht zögerlich. An den königlichen und fürstlichen Höfen und in reichen Bürgerfamilien waren zuvor noch Kunstmaler gerufen worden. Die ersten, die mit ihren schweren Apparatur und den zum Fotografieren benötigten Glasplatten unterwegs waren, versuchten über das Festhalten von zunächst städtischen und später auch dörflichen Ansichten über den Druck von Ansichtskarten ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das Fotografieren war um das beginnende 20. Jahrhundert noch im wahrsten Sinne des Wortes ein Handwerk. Praktisch jeder Fotograf hat seinen erworbenen oder selbst zusammengebauten Apparat noch durch eigene Basteleien weiter perfektioniert.

In Wolfach und Oberwolfach war der Fotograf Konrad Stehle die Anlaufstation. Schwerer als die Rekruten taten sich junge Mädchen, wenn sie sich in ihrer Sonntagstracht fotografieren lassen wollten. Das galt als hoffärtig und ein völlig unnötiges "Geldverplempern". "So schlichen wir halt heimlich nach Wolfach", erzählte eine längst verstorbene Grünacherin von ihrem abenteuerlichen Jugenderlebnis.

Über Auftrags-Fotografien hinaus hat Konrad Stehle, aber auch die Welt um die Jahrhundertwende festgehalten. Leider ist auf den alten Bildern oft nicht vermerkt, wem sie zuzuschreiben sind. Zunehmend bekam Fotograf Stehle durch die durchreisenden Berufsfotografen Konkurrenz, die idyllische Ansichten für touristische Werbung in Schwarzwald-Bildbänden, Prospekten oder Ansichtskarten festhielten. Allerdings ging man oft unsensibel mit der Beschriftung um, so wurde beispielsweise mancher Oberwolfacher Hof irrtümlich als Schwarzwaldhof im Gutachtal bezeichnet und allzu oft begnügte man sich auch mit dem Vermerk "Schwarzwälder Bauernhof".

Zu den beliebtesten Hof-Motiven zählten in Oberwolfach der Fegerhof am Wasser und Jungbauernhof an der Walke, der mehrfach auch im 1935 gedrehten Film "Mühle im Schwarzwald" ins Blickfeld rückte. Sehr beliebt waren aber auch die kleineren Taglöhnerhäuschen, von denen das 1951 abgebrannte Steighäusle wohl die meisten fotografierenden wie auch malenden und zeichnenden Liebhaber fand, dicht gefolgt vom "Mayer-Jörg-Häusle" am Wasser und dem "Bachweber-haus" auf Grünach.

Was die Gesamtaufnahmen anbelangt, nimmt der Badeort Bad Rippoldsau in den heute in Sammlerkreisen angebotenen Ansichtskarten die führende Position im Wolftal ein, gefolgt vom schönen – noch verkehrsberuhigten – fotografisch festgehaltenen Flair der Wolfacher Innenstadt. Relativ selten taucht Schapbach auf und am allerwenigsten der Lindenplatz oder der gesamte Ortsteil Kirche von Oberwolfach. Viele Wolfacher Ansichten zeigen über Jahrzehnte hinweg auch den Blick vom Frauenköpfle in Richtung Hausach oder vom Käpflefelsen herunter auf Schloss und Stadtanlage.

Außergewöhnlich lange und offensichtlich auch weit herum war die Karte mit der "Wölfle-Familie" im Frohnbach unterwegs. Die Aufnahme ist um 1912 entstanden, wurde vom Kunstverlag Franz Walter in München herausgegeben und trägt den Vermerk "Schwarzwälder Bauernhof bei Wolfach". Sie war bis in die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts als typische Schwarzwaldkarte in ganz Deutschland verschickt worden.

In großer Vielfalt sind auch viele Karten mit Kirnbacher Trachtenmotiven weit verbreitet gewesen. Der Konkurrenz aus Gutach mit den bunten Hasemann-Karten konnte man aber nicht Paroli bieten.

Originell ist nebenbei oft auch ein Blick auf den rückseitigen Text. Meist werden Banalitäten mitgeteilt wie "Mir geht es gut und das Wetter ist schön!" Oder so wie auf der Karte, die in den dreißiger Jahren mit einer 6-Pfennig-Hindenburg-Marke, die von Schapbach über Wolfach nach Kehl ging: "Es gefällt mir gut, ich habe schon gründlich zugenommen, schon 5 kg! Im Ochsen (Anm. d. Red: von diesem Gasthaus war die Karte) war ich noch nicht, denke aber, dass ich nochmal hinkomme. Das ist ein Bruder von Herrn Armbruster, wo ich bin. Die Gasthäuser sind alle gut besetzt!"