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Bilanz: Volksbank Kinzigtal blickt auf 2015 zurück. Pressekonferenz mit Triberger Volksbank am 7. März.

Wolfach - Die Volksbank Kinzigtal hat gestern ihre Jahresbilanz 2015 vorgestellt: Unterm Strich konnte die Genossenschaftsbank mit rund 3,882 Millionen Euro ein gutes Ergebnis verbuchen – trotz einer Million weniger Zinsüberschuss.

"Wenn wir das Jahr 2015 Revue passieren lassen, dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge", meinte Vorstandssprecher Martin Heinzmann gestern eingangs der Bilanzpressekonferenz der Volksbank Kinzigtal in Wolfach. Die Genossenschaftsbank habe ein ordentliches Ergebnis erwirtschaftet, habe zufriedene Kunden, einen guten Mitgliederzuwachs und sei auch erfolgreich bei der Digitalisierung dabei. Aber in der normalen Geschäftstätigkeit hätte die Bank 2015 eine Million Euro weniger verdient, was an den niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt liege.

Daten zu Bank und Bilanz

Doch bevor es in der Konferenz um das Jahresergebnis ging, stellte Vorstand Oliver Broghammer die Eckdaten der Volksbank Kinzigtal vor: Insgesamt sind für das Kreditinstitut 177 Mitarbeiter tätig. Deren Durchschnittsalter liegt bei rund 39 Jahren, ihre durchschnittliche Betriebszugehörigkeit bei rund 17 Jahren.

Bei der Bilanzsumme konnte er mit 618 Millionen Euro zum 31. Dezember 2015 eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr verbuchen, das mit 606 Millionen Euro rund zwölf Millionen Euro oder um zwei Prozent niedriger lag. 2015 wurden bei der Volksbank Kinzigtal 1242 Kreditanträge gestellt und zugesagt, deren Gesamtvolumen bei 80 Millionen Euro lag. In puncto Bausparen wurden 2015 880 Verträge mit einer Bausparsumme von insgesamt rund 28,9 Millionen Euro abgeschlossen.

"Unsere Einlagen bleiben im Kinzigtal", erklärte Vorstandssprecher Heinzmann das Geschäftsmodell der Volksbank Kinzigtal und stellte Einlagen in Höhe von 434 Millionen Euro den Kundenkrediten inklusive Bürgschaften in Höhe von 423 Millionen Euro gegenüber. Er betonte: "An Eigenkapital sind wir gut ausgestattet."

Zinspolitik als Problem

Broghammer erläuterte das Ergebnis 2015 im Einzelnen. "Beim Zinsüberschuss haben wir eine glatte Million Euro weniger", gab er zu bedenken. Während 2014 noch rund 14,8 Millionen Euro bilanziert wurden, lag der Zinsüberschuss 2015 nur noch bei rund 13,7 Millionen Euro. Grund dafür sei die Zins-Politik der Europäischen Zentralbank. Die beiden Vorstände warnten: "Wenn nicht bald wieder Zinsen eingeführt werden, dann wird das erheblichen Einfluss auf die Bankenlandschaft haben." Denn die fehlende Million Euro Zinsüberschuss ziehe sich durch. Vor der Bewertung liegt daher das Betriebsergebnis bei 5,9 Millionen Euro und damit ziemlich genau eine Million Euro unter dem Vorjahreswert von 6,9 Millionen Euro. "Das ist eine Million Euro weniger beim operativen Geschäft", erklärte Broghammer.

Dass unterm Strich trotzdem ein etwa gleich gutes Betriebsergebnis nach Steuern heraus kommt, liegt laut den Vorständen am Risikoergebnis. Als Gesamtergebnis nach Steuern stehen unterm Strich 3,882 Millionen in 2015 rund 3,649 Millionen Euro in 2014 gegenüber.

Überleben wegen Substanz

Heinzmann betont, die Volksbank Kinzigtal könne eine solche Phase dank einer guten Ausstattung an Eigenkapital "länger aushalten, als viele andere". Doch perspektivisch hinterfragte Broghammer: "Welches Geschäftsmodell kann längerfristig von der Substanz leben?" Auf Dauer halte niemand ein Null-Zins-Niveau durch. "Der Preis für unsere Produkte ist der Zins", so Broghammer.

Trotz der besorgniserregenden Entwicklungen, die im Zinsbereich den gesamten Bankensektor betreffen, zogen die beiden eine positive Bilanz. Als "Bank des Jahres" hätte man zufriedene Kunden. Die Grafik zeige in schönen Stufen einen stetigen Zuwachs auf 18 702 Mitglieder, Stand 31. Dezember 2015. Vorstand und Aufsichtsrat werden der Vertreterversammlung am 11. Mai eine Dividende von 5,5 Prozent vorschlagen. Die Durchdringung im Geschäftsgebiet sei mit rund 25 000 Kunden gut bis sehr gut.

Filialen und Digitalisierung

Zum Thema Filialschließungen sagte Broghammer, dass die Filialen auf dem Prüfstand stünden und man gegebenenfalls die Servicezeiten anpassen müsse. Berater würden aber weiter vor Ort nach Terminabsprache zur Verfügung stehen.

"Letztendlich entscheidet der Kunde", so das Fazit des Vorstands. Er rechnet allerdings damit, dass die Zweigstellendichte abnehmen wird, denn rund 100 Prozent der Firmen- und an die 60 Prozent der Privatkunden bräuchten für den Zahlungsverkehr keine Filialen mehr. Wie sich vor dem Hintergrund die Zahl der Mitarbeiter entwickeln wird? Man setze auf das Thema natürliche Fluktuation und arbeite schon jetzt mit fünf bis sechs verschiedenen Altersteilzeitmodellen.

Heinzmann verwies auch darauf, dass die Genossenschaftsbank als "Bank vor Ort" auch selbst knapp drei Millionen Euro Gewerbesteuern ins Kinzigtal zahle. Die regionale Verbundenheit zeige sich auch an den rund 16 000 Euro an Crowdfunding-Spenden, die bereits seit Start des digitalen Projekts Mitte 2015 Vereinen und Personen aus der Region zugute gekommen seien. Insgesamt schreite die Digitalisierung erfolgreich voran.

Fusion mit Triberg

Zum Thema Fusion mit der Volksbank Triberg, was ergebnisoffen geprüft wurde, kündigten die Vorstände eine gemeinsame Pressekonferenz an, die am 7. März in Hornberg stattfinden wird.