Schenkenzeller Bürgermeister Thomas Schenk (von links nach links), Martin Schmid von der Touristinfo Schenkenzell, der Schiltacher Bürgermeister Thomas Haas sowie Gerhard Maier, Leiter der Tourist-Information Wolfach stellten sich den Fragen des Publikums im Saal des Gottlob-Freithaler-Hauses in Schiltach. Foto: Steitz

Verein "Schwarzwald Tourismus Kinzigtal" mit Sitz in Wolfach stellt sich vor

Der Verein "Schwarzwald Tourismus Kinzigtal" wird voraussichtlich am Dienstag, 25. April, bei seiner ersten Versammlung gegründet. Das Konzept hat Gerhard Maier, Leiter der Tourist-Information Wolfach, am Donnerstagabend im Schiltacher Gottlob-Freithaler-Haus vorgestellt.

Wolfach/Schiltach . Dass der Wolfacher Laptop und Schiltacher Beamer sich anfangs nicht vertrugen, wäre eigentlich ein Unding, eröffnete der Schiltacher Bürgermeister Thomas Haas die Veranstaltung mit Humor. Weil die Technik nicht auf Anhieb funktionierte, mussten die rund 30 Anwesenden, Gastgeber und Einzelhändler aus den "Oberen Seitentälern", sich ein wenig gedulden, bis Maier seine Ausführungen zur gemeinsamen Strategie vom baldigen "Schwarzwald Tourismus Kinzigtal"-Verein erläuterte.

Die Gastgeber und Einzelhändler waren vorbeigekommen, weil sie sich über die Mitgliedschaft im Verein, der seinen Sitz in Wolfach beziehen wird, informieren wollten. "Schwarzwald Tourismus Kinzigtal" bietet seinen Mitgliedern unter anderem "schlagkräftige Marketing- und Vertriebsorganisation", ein einheitliches Gastgeberverzeichnis mit weiter Verbreitung und die Erschließung neuer Vertriebswege sowie finanzielle Vorteile, zum Beispiel beim Toubiz-Unterkunftsverzeichnis.

Der Grundbetrag für jedes Mitglied beträgt jährlich 30 Euro. Hinzu kommt noch der Schlafzimmerpreis. Pro Schlafzimmer werden 12 Euro verlangt, "egal wie groß oder klein" die Räume sind, erläuterte Maier.

Einziger Wermutstropfen für Fördermitglieder: Sie werden im Vorstand als Beisitzer kein Stimmrecht haben. Dies sei aufgrund des neuen 2016 in Kraft getretenen Vergabe- und Beihilferechts der EU laut Maier nicht möglich.

Da bei "Schwarzwald Tourismus Kinzigtal" private und öffentliche Mitglieder mitwirken, können nicht beide stimmberechtigt sein. Mindestens vier, höchstens aber sieben nicht stimmberechtigte Mitglieder können dem Vorstand angehören. Nur den ordentlichen Mitgliedern, den Kommunen, ist das Stimmrecht vorbehalten. Die Entscheidungen werden mit einfacher Mehrheit getroffen.

Maier räumte aber ein, dass sich die Privaten dennoch in die Entscheidungsprozesse einbringen können, indem sie Argumente vortragen. Sie können zudem über Gremien des Vereins in einem bestimmten Rahmen Entscheidungskompetenzen ausüben. Damit können sie nicht nur mitdiskutieren, sondern auch Entscheidungen vorbereiten. Im ständigen Marketingausschuss erhalten sie die stärksten Mitspracherechte, nämlich Entscheidungskompetenzen im Rahmen des Wirtschaftsplans. Die jeweiligen Ausschüsse sollen aber ausschließlich mit Personen bestellt werden, die die notwendige Fachkenntnis besitzen, so Maier.

Der Verein besteht zudem aus zwölf Kommunen: Steinach, Haslach, Hofstetten, Mühlenbach, Fischerbach, Hausach, Wolfach, Gutach, Hornberg, Lauterbach, Schiltach und Schenkenzell. Sie bezahlen ebenso Mitgliedsbeiträge. Jeder entrichtet eine Pauschale in Höhe von 4000 Euro und den jeweiligen Betrag, der sich durch die Anzahl der Konus-Gästeübernachtungen ergibt. Diese werden jeweils mit einer Umlage von 60 Cent berechnet. So könnte Wolfach insgesamt 81 645,40 Euro beisteuern und Hornberg 59 772,40 Euro. Insgesamt kämen 325 867,20 Euro von allen Kommunen zusammen.

Maier zufolge ist es den teilnehmenden Kommunen nicht gelungen, mit den Gemeinden des vorderen Kinzigtals, bestehend aus Gengenbach, Berghaupten, Biberach, Zell/Hamersbach, Nordrach und Oberhamersbach, innerhalb von vier Jahren eine Einigung über die große Lösung, einer Tourismusorganisation fürs gesamte Kinzigtal, zu erzielen. Die sechs Gemeinden treten seit 1. Januar 2017 als "Ferienlandschaft Mittlerer Schwarzwald – Gengenbach, Hamersbachtal" auf.

Getrennte Wege

Auch die Oberwolfacher haben sich Anfang des Jahres vom losen Verbund des Oberen Kinzigtals abgespalten und treten seither mit den Bad Rippoldsau-Schapbachern als "Wolftal" touristisch in Erscheinung. Die Schramberger haben sich ebenso gegen die Mitgliedschaft im neuen Verein des Oberen Kinzigtals entschieden und beschreiten nun einen eigenen touristischen Weg – erst einmal aber ohne feste Kooperation.

1998 gehörten 24 Städte und Gemeinden der Dachorganisation Kinzigtal Tourismus an. Dies war jedoch ein loser Verbund ohne Rechtsform. Dadurch ergaben sich Maier zufolge Reibungsverluste durch die Verteilung der Kinzigtal-Arbeit auf mehreren Schultern beziehungsweise Orten, was auch zur langen Entscheidungsprozessen führte. Hinzu kamen der steigende Markt- und Wettbewerbsdruck und die kurzfristigen Finanzierungszusagen von Jahr zu Jahr. Die Grenzen der Weiterentwicklung seien nun erreicht, betonte Maier daher. Die Gemeinschaft benötige eine zentrale Geschäftsstelle und eigenes Personal.

Angedacht sind vier Mitarbeiter in Wolfachs Innenstadt, der Hauptstraße 41. Sie sollen vorerst für drei Jahre im Lesezimmer des Rathauses ihre Arbeit aufnehmen. Danach sind eventuell eigene Büroräume geplant.

Das Team soll sich aus einem Geschäftsführer, zwei Tourismusfachkräften in Vollzeit und einer in Teilzeit zusammensetzen. Für letzteren Posten wurde bereits Assunta Finke verpflichtet. Finke wird zum Ende ihrer Elternzeit am 3. Oktober ihre Arbeit in dem neuen Büroraum aufnehmen. Sie war bisher als Geschäftsführerin für die "Tourist-Information Gastliches Kinzigtal" (TIGK) tätig.

Die Personalverwaltung und Buchhaltung sollen an externe Dienstleister vergeben werden. Maier begründete dies damit, dass die vier Angestellten sich voll und ganz dem Tourismus widmen sollen. Ihre Arbeit aufnehmen wird die Geschäftsstelle am 1. Juli, nachdem der Verein am 25. April beim Registergericht eingetragen wurde.

Die Bürgermeister der teilnehmenden Kommunen hatten bereits am 9. März dieses Jahres den Entwurf einer 15-seitigen Satzung, die Geschäftsordnung des Vorstands, Wahl- und Markenordnung sowie der Stellenausschreibungen verabschiedet. Diese neuen Arbeitsplätze werden unmittelbar nach der Vereinsgründung inseriert.

"Vor uns liegt ein langer Weg", betonte Thomas Haas, Bürgermeister von Schiltach, an dem Abend. Besonders Maier und Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert hätten "lange ziehen müssen", dass die Weichen für den Verein gestellt sind. Man wolle keine lange Übergangszeit und die Themen nicht lange liegen lassen, so Haas.

Das Publikum stellte im Anschluss seine Fragen. Neben Geppert und Haas waren auch Thomas Schenk, Bürgermeister aus Schenkenzell, und Martin Schmid von der Touristinfo Schenkenzell anwesend.

Eine Zuhörerin wollte wissen, ob Schiltach im Katalog ganz hinten platziert wird, weil der Ort geringere Übernachtungszahlen vorweisen könne. Maier bekannte, dass derzeit die teilnehmenden Kommunen geografisch von unten nach oben, also von Steinach nach Schiltach, gelistet würden. Darüber, ob dies so bleibt, könne er jetzt aber noch keine Auskunft geben. Schenk ergänzte: "Werden Sie Mitglied, dann können Sie entscheiden und verschiedene Gedanken einbringen." Je größer die Gemeinschaft sei, desto sinnvoller, meinte er. Die Gemeinden böten nur den finanziellen Rahmen.

Intensiv daran gearbeitet

Reinhold Waidele, Vorsitzender des Gewerbevereins Wolfach, der im Publikum saß, wollte wissen, ob der Name "Obere Seitentäler" geschützt sei. Geppert bekannte, die Bürgermeisterkreise und Maier hätten zwei Jahre intensiv daran gearbeitet, und wenn das rechtliche Konstrukt am 25. April in Kraft trete, wären die Initiatoren mit ihrem "verwaltungstechnischen Latein" am Ende. Maier erwiderte: "Es wird so ins Vereinsregister eingetragen, wenn die Marke sich dann entwickelt, ist das das Geringste, dass man dort noch etwas verändert."

Waidele bedauerte auch, dass Oberwolfach an dem Verbund nicht teilnehme. "Wie sieht es mit Kooperationen aus?", wollte er wissen. Maier antwortete: "Was die Zukunft bringt, wissen wir alle nicht. Die Türen bleiben geografisch immer offen. Wir bleiben gesprächsbereit."

INFO

Voraussetzungen

Fördermitglieder werden, können alle privaten und gewerblichen Beherbergungsbetriebe, Gastronomiebetriebe ohne Zimmer, private und kommunale touristische Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel
der Vogtsbauernhof in Gutach oder die Dorotheenhütte in Wolfach, Einzelhändler, Kreditinstitute und sonstige Betriebe oder Freiberufliche wie Architekten und Rechtsanwälte.