Alles aus Holz: 20 Skulpturen vom Künstler Julius Nagel können von Besuchern bis Anfang Oktober im sogenannten "Stelen Park" neben der alten Linde im Schlosshof betrachtet werden. Die Vernissage fand am Mittwochabend statt. Foto: Jehle

"Stelen Park" eröffnet im Schlosshof / 20 Skulpturen von Julius Nagel laden zum Betrachten ein

Bis Anfang Oktober ist das Wolfacher Schloss historische Kulisse für die raumgreifenden Holzskulpturen des Alpirsbacher Künstlers Julius Nagel. Der "Stelen Park" lädt ein zur Inspiration und eigenen Interpretation.

Wolfach . Zahlreiche Kunstinteressierte sind am Donnerstag der Einladung zur Vernissage gefolgt, die musikalisch stimmig von dem Duo Bernd Kasper und Uwe Sayer umrahmt wurde. "Die Ausstellung läuft unter der dreifachen Flagge von Stadt, Gewerbeverein und dem Verein Kultur im Schloss", erläuterte Bürgermeister und Schirmherr Thomas Geppert beim Begrüßen der Gäste.

Eine Gemeinsamkeit

Der in Alpirsbach und Dornhan ansässige Künstler hat 20 seiner Arbeiten als Einzelstelen und Ensembles im Schlosshof arrangiert. Manche der Installationen streben in strenger Senkrechte gen Himmel, anderen bleibt die ursprüngliche Charakteristik des Holzwuchses erhalten.

Gemeinsam ist allen die außergewöhnliche Formgebung aus einem Guss und der daraus resultierende interessante Lichteinfall. Ausgangspunkt für das Schaffen von Nagel ist nach seinen Worten die Beschaffenheit des Holzes und die Struktur des Baumwachstums.

Die Exponate sind durchweg aus heimischen Hölzern wie Buche, Tanne und auch Fichte geschaffen. Lediglich mit Kettensäge und Feuer eines Gasbrenners und gegebenenfalls einer Holzraspel bearbeitet, erwecken die Arbeiten einen Eindruck von kerniger ursprünglicher Ästhetik.

Die alte, im Schlosshof beheimatete Linde, scheint sich als unangetastetes Element gleichermaßen konträr als auch perfekt in die Ausstellung einzufügen. Um das Ambiente des dominanten Granitpflaster des Schlosshofs aufzulockern, setzen Sandsteinquader und die roten Viena-Liegen Akzente. Die Natursteine sind Leihgaben von Seemann Natursteine aus Kirnbach.

Unsicherheit gewollt

"Man nähert sich keinem Kunstwerk unvoreingenommen und ohne Erwartung", legte Professor Klaus Bushoff aus Stuttgart, der die Laudatio hielt, dar. Deshalb appelliere der Künstler "zunächst lockvogelartig an die Wiedererkennungsfreude des Betrachters durch Formen und Farben." Erst beim Verweilen und näheren Hinsehen erfolge die von Nagel beabsichtigte Verunsicherung.

Gestaltungslust

Der Künstler betätige sich einerseits der Natur unterordnend und einfühlsam, indem er mit wechselndem, dem Holzmaterial angepassten Werkzeug dem "gewachsen sein des Holzes folge", andererseits zwinge er den Baumstämmen die für menschliche Gestaltungslust stehende Künstlichkeit der Geraden auf.

Danach tauschten sich die Gäste bei einem kleinen Sektempfang zu dem der Verein "Kultur im Schloß" einlud, rege über ihre Eindrücke aus.

INFO

Der Alpirsbacher Künstler Julius Nagel entdeckte bereits in den 1960er-Jahren seine Liebe zur Kunst. Auch nach einem Wechsel von der Malerei zur Architektur blieb die Kunst immer Bestandteil seines Schaffens. Schon in den 70er-Jahren befasste er sich mit Holz als Medium für seine Werke. Inspiriert wurde Nagel dabei besonders durch sein großes Vorbild, den Bildhauer und Holzkünstler Armin Göhringer, den er 2008 kennenlernte. Nagel bearbeitet nahezu alle Holzarten, abgelagert und in trockenem Zustand. Die Werke von Julius Nagel können käuflich erworben werden. Die Preise dafür bewegen sich im Segment zwischen 800 Euro und 2000 Euro.