Ines Schneider geht in den Spagat während Isgard Mader über der Sache steht. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Wechsel: Mader übergibt an Schülerin

Nach 45 Jahren übergibt Isgard Mader zum 1. Oktober ihre Ballettschule an ihre ehemalige Schülerin Ines Schneider. Diese hat erst im Juli in Stuttgart ihr Examen zur staatlich anerkannten Tanzpädagogin mit Zusatz Kulturmanagement bestanden.

Wolfach. "Entgleist – zwischen Traum und Wirklichkeit": Noch im Mai tanzte Ines Schneider im Bad Cannstatter Straßenbahndepot vor einer strengen Jury ihre Prüfungs-Choreografie. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der berufliche Traum der 25-jährigen Tanzpädagogin bereits erfüllt.

Mit fünf Jahren hatte Schneider mit dem Ballettunterricht bei Isgard Mader begonnen, mit 13 – und dreimal Unterricht pro Woche – war das Ballett zum Lebensmittelpunkt geworden. Wo es für viele junge Mädchen bei dem Traum bleibt, blieb Schneider hartnäckig bei der Stange.

Rückzug auf Bitten von Ines Schneider erst noch verschoben

"Frau Mader, Sie müssen bitte noch zwei Jahre durchhalten", beschwor Ines Schneider ihre Lehrerin und Isgard Mader verschob ihren für 2017 geplanten Eintritt in den Ruhestand. Jetzt, zwei Jahre später, sieht man den beiden Ballettlehrerinnen an, dass sich das Durchhalten gelohnt hat.

Ines Schneider führt das Lebenswerk der 65-Jährigen fort und übernimmt den Betrieb der beiden Ballettschulen in Villingen und Wolfach mit aktuell 24 Stunden Ballett- oder Jazztanzunterricht, dazu die Räume in Villingen und den Mietvertrag für die Gymnastikhalle an der Wolfacher Realschulsporthalle.

Etwa 2500 Mädchen haben bei Isgard Mader das Ballett erlernt und ihren Eltern und Großeltern alle zwei Jahre um den Dreikönigstag herum wunderbare Ballettaufführungen beschert. Zuletzt sorgte "Peter Pan" für eine vollbesetzte Wolfacher Festhalle. Diese Tradition wird Ines Schneider übernehmen. Zum Gesamtpaket zählt auch der üppige Fundus an Kostümen.

Einige Ballettstunden haben Lehrerin und Schülerin zum Übergang gemeinsam bestritten. Im Gespräch mit unserer Zeitung haben die beiden in einem sehr lebendigen Doppelinterview ihre Eindrücke geschildert.

Frau Mader, Sie waren bei der Abschlussfeier von Ines an der Tanzakademie anwesend. Wie haben Sie diese Feier erlebt?

Mader: Die Leiterin hat in ihrer Ansprache an die Absolventinnen erwähnt, dass unter ihnen eine sei, die schon zum Herbst eine große Ballettschule übernehmen werde. Da habe ich schon gespürt, dass unsere Entscheidung goldrichtig war.

Glaubt man den Kindern, ist Frau Schneider sogar noch strenger als Frau Mader. Stimmt das?

Mader: Strenge gehört zum Ballett dazu, und da spüre ich mit 65 deutlich die Altersmilde (schmunzelt).

Schneider: Der erste Eindruck ist vielleicht, dass ich sehr viel Wert auf Ballettkleidung auch in den Übungsstunden lege und natürlich muss auch die Ballettfrisur, der Dutt, stimmen. Ausreden lasse ich nicht gelten, dann wird der Dutt eben erst in der Umkleidekabine gerichtet. Und zum Donnerstag in den Jazztanz dürfen die Mädchen ja ruhig in bequemer Sportkleidung und mit Pferdeschwanz kommen.

Wie haben Sie die erste volle Arbeitswoche überstanden? Sie machen ja jede Stunde jede Übung aktiv mit?

Schneider: Nach drei Tagen war ich ziemlich heiser, die Musik war zu laut und ich habe den Fehler gemacht, sehr laut zu reden, auch für uns Tanz-Pädagogen ist die Stimme sehr wichtig und da muss ich vorsichtiger sein.

Isgard Mader hat Generationen von Neuntklässlern den Paartanz beigebracht. Wird es dieses Angebot auch weiterhin geben?

Schneider: Auch diese gute Tradition wird natürlich fortgesetzt.

Frau Mader, wie schauen ihre Zukunftspläne aus?

Mader: Die Wolfacher Gymnastikhalle werde ich nur noch als Kursteilnehmerin betreten und dann ist Ines die Lehrerin. Gemeinsam mit meiner Schwester Ulrike werde ich einige Reisen unternehmen. Das ist in den vergangenen Jahren deutlich zu kurz gekommen.

Mit Isgard Mader geht auch ihre Schwester und kongeniale Schneiderin Ulrike Mader in den wohlverdienten Ruhestand. Beide stehen aber im Januar 2020 nötigenfalls zur Verfügung, wenn Ines Schneider ihre erste eigene Ballettaufführung auf die Bühne bringen wird.