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Christen auf der ganzen Welt gedenken an Jesu Christi. Verschiedene Stationen.

Wolfach - Christen auf der ganzen Welt gedenken am Karfreitag des Todes Jesu Christi am Kreuz. Es ist einer der höchsten Feiertage des Kirchenjahrs. In vielen Gemeinden zeichnen Stationenwege den letzten Gang des Gottessohns nach, so auch die 14 Stationen des Wolfacher Kreuzwegs.

Erst versteckt, dann plötzlich beginnt der Wolfacher Kreuzweg: Zwischen zwei alten, hohen Bäumen steht der Bildstock aus Sandstein mit dem Tonrelief. Diese I. Station zeigt die Verurteilung Jesu’ durch Pontius Pilatus. Über ihm wird symbolisch der Richterstab gebrochen.

Schwester Immolata aus dem Kloster Gengenbach hat die Szenen der 14 Kreuzwegstationen ab 1955 in Ton geformt. Das geht aus der Zusammenfassung zu "St. Jakob in Wolfach" von Walter Schmider hervor. Zuvor hatte 1899 Stadtpfarrer Rieder neue Bildstöcke besorgt. Der erste Kreuzweg in Wolfach wurde schon 1755 erreichtet – gut 50 Jahre nach der Fertigstellung der heutigen St. Jakobuskapelle in Wolfach, zu der der Kreuzweg führt.

Die Tonreliefs zeigen meist die Porträts Jesu’ und der jeweils beteiligten Personen. Die Szenen sind den ovalen Vertiefungen in den Bildstöcken aus Sandstein angepasst und durch ein spitzes Dach geschützt.

Ein Holzkreuz krönt jede Station. Die einzelnen Kreuzwegstationen werden auch Fußfallstationen genannt. Vor den meisten Bildstöcken befindet sich auch eine Sandsteinstufe, um fürs Gebet niederknien zu können.

"Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich – denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst", so beginnt für viele Gläubigen das Kreuzweg-Gebet gemäß des "Gebetsschatz" von Pfarrer Weigl. Doch die Leute machen sich auch selbst die Texte zurecht. Und so erweitert sich die Andacht individuell.

Im Gebet wird der Schmerzen gedacht, die Jesus auf seinem Weg vom Haus des Pilatus, wo er zum Tode verurteilt wurde, bis zum Kreuztod auf dem Kalvarienberg laut Bibel erlitten hat. Auch die heute zu Unrecht Verurteilten und Leidenden sollen in das Gebet mit einbezogen werden.

Ob die Lage und Entfernung der Wolfacher Stationen wie im Idealfall den Verhältnissen in Jerusalem entspricht, ist nicht überliefert. Während die ersten elf Bildstöcke auf der rechten Seite des Wegs stehen, beschließen die letzten beiden am linken Wegrand den Bildzyklus.

Schon von der ersten ist die II. Station in Sicht. Fast wie ein Porträt blickt der in Ton modellierte Jesus, der das Kreuz auf seine Schultern genommen hat, den Wanderer und den Gläubigen in Wolfach gleichsam an. An der III. Station, "Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz", gibt es erstmals eine Sandsteinstufe vor dem Bildstock, die zum Niederknieen auffordert. Die IV. Station erwächst wieder als Bildstock aus dem Erdreich. "Jesus begegnet seiner Mutter", deshalb zeigt diese Tonrelief erstmals die Porträts von Maria und ihrem Sohn.

Direkt in die Augen schaut Jesus dem Betrachter vom Relief der V. Station, fast wie ein Spiegelbild. Im Profil ist auch Simon von Cyrene zu sehen, der auf dem nächsten Abschnitt für den Verurteilten das Kreuz tragen sollte.

Vorbei am alten Jakobswaldweg geht es weiter, die nächste Station ist noch nicht in Sicht. Dafür bricht die Sonne durch die dürren Äste und dunklen Tannenzweige und ein Rinnsal plätschert den Hang hinab. Erste Anemonen zeigen ihre weißen Blütenbecher. Das Relief der VI. Station zeigt auch Veronika, die Jesus das Schweißtuch reicht. Der Sockel ist hier hart auf Kniehöhe. Die nahe VII. Station zeigt einen zum zweiten Mal unter dem Kreuz gefallenen Heiland. Für das Holz, das ihn nieder drückt, scheint ein realer Stamm den Abdruck geliefert zu haben. An der VIII. Station tröstet Jesus die Töchter Jerusalms, bevor er an der IX. Station das dritte Mal unter dem Kreuze fällt. Die ausdrucksstarke Tonrelief zeigt ihn mit schmerzhaft geöffnetem Mund.

Die Vögel zwitschern im Wald. Eine Fessel über den nackten Rücken zeigt die X. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt. Wenig weiter öffnet sich der Wald und am Wegrand nahe des Flößerschuppens steht die XI. Station, er wird ans Kreuz genagelt.

Nun tut sich der Blick auf: Oberhalb des Hangs thront St. Jakob und die Einsiedelei. Das verwitterterte Tonrelief der XII. Station zeigt, wie Jesus am Kreuz stirbt. Mit geschlossenen Augen. Dann geht es hinauf zur letzten Abzweigung des Kreuzwegs, wo im Relief der XIII. Station Jesus vom Kreuz genommen wird. Schmerzerfüllt zeigt das Relief neben dem Toten Maria. Jemand hat Moos und ein Schlüsselblümchen in die Nische gelegt. Die XIV. Station ist voller Symbolik, Jesus liegt im Grab. Die Sandsteinstufe davor ist bemoost und hart zu knien.

In Wolfach gibt es neben St. Jakob unter der kleinen Seitenkapelle eine Krypta mit einem "Heiligen Grab". Diese letzte Station des Kreuzwegs zeigt den Leichnam Jesus, wie er lebensgroß aufgebart liegt. Durch das bunte Fenster dringen Sonnestrahlen. Draußen singen die Vögel. Blümchen blühen am Jakobsweg. Der Frühling erwacht.