"Ich bin dann gleich mal weg" – groß ist die Vorfreude beim Schörzinger Wolfgang Angst auf den Start beim "Birkebeiner", dem härtesten Skimarathon der Welt. Foto: Merk Foto: Schwarzwälder Bote

Skilanglauf: Schörzinger Ausdauerspezialist startet beim härtesten Skilanglauf-Marathon der Welt in Norwegen

Er gilt als einer der härtesten Skilanglauf-Marathons der Welt: Das Birkebeinerrennet in Norwegen. 54 Kilometer und mehrere hundert Höhenmeter bringen die Athleten an ihre Grenzen. Dieses Jahr zum ersten Mal dabei: Wolfgang Angst aus Schörzingen.

Samstag morgen, kurz nach 5 Uhr; Wolfgang Angst geht zum Frühstück. Das ist heute besonders wichtig, denn es ist ein besonderer Tag: Es ist der Tag des Birkebeiner Skimarathons in Norwegen (Birkebeinerrennet) und deshalb befinden er sich dort in einem Hotel in Hamar, einer früheren Olympia-Unterkunft. Ein gutes Frühstück ist dabei unabdingbar. Denn der bevorstehende Lauf wird viel Energie erfordern.

Das Rucksackgewicht erinnert an Königskind

Sein 3,5 Kilogramm schwerer Rucksack wird ebenfalls gepackt – das Gewicht symbolisiert das des Königskinds Håkon IV. Håkonsson, das die Birkebeiner Torstein Skevla und Skjervald Skukkra im 13. Jahrhundert auf Skiern auf der Route des Marathons von Rena nach Lillehammer vor den Feinden der Dynastie retteten. Im Rucksack befindet sich windschützende Kleidung, weil die meisten Kilometer oberhalb der Baumgrenze gelaufen werden. Auch Essen und Trinken hat der Schörzinger eingepackt.

Dann geht es zum Startpunkt in Rena. Angst wirkt im Auto trotz leichter Erkältung gut gelaunt und voller Vorfreude, aber auch ein bisschen nervös. Der erfahrene Langläufer startet um 8.30 Uhr, eine halbe Stunde später als die internationale Elite, die im Block läuft. Angst tritt in der Altersklasse der 50- bis 54-jährigen Männer an. Kurz vor dem Start holt er sein Hemd mit der Nummer 2859 ab und lässt die Atmosphäre auf sich wirken: Offene Feuer, wie sie in Norwegen häufig zu sehen sind, die Stimme des Moderators aus den Boxen und die vielen Athleten (insgesamt mehr als 8600 sind am Start).

54 Kilometer und 1000 Höhenmeter warten

Viele wachsen ein letztes Mal vor dem Lauf ihre Ski, das hat Angst schon im Hotel erledigt. Der geschichtsträchtige Lauf, der ihm bevorsteht, erstreckt sich über 54 Kilometer und fast 1000 Höhenmeter. Und die Konkurrenz ist groß.

Dann fällt der Startschuss. Los geht die Tour auf 280 Metern über dem Meer in der Nähe von Rena. Von dort aus laufen die Athleten beständig neun Kilometer lang hoch auf 820 Meter nach Skramstadsetra. Dieser erste beständige Aufstieg fordert auch dem Schörzinger schon einiges ab, wie er nach dem Rennen erzählt. Es folgen die Etappen Dambua (17 Kilometer) und Kvarstad (27 Kilometer). Nach 33 Kilometern erreichen die Langläufer den höchsten Punkt, Midtfiellet, auf 910 Höhenmetern. Anschließend führt die Loipe bergab ins Ziel nach Lillehammer, wo die Langläufer hohe Geschwindigkeiten erreichen und auf 490 Höhenmetern die Ziellinie überschreiten.

Wolfgang Angst kommt dort kurz nach 12 Uhr an – nach 3:30,59 Stunden. Damit erreicht er den 123. Platz in seiner Altersklasse, in der 250 Skilangläufer an den Start gegangen sind. Am schnellsten war bei den 50- bis 54-Jährigen der Norweger Toralf Heimdal mit einer Zeit von 2:50,16 Stunden. Mit seinem Ergebnis ist der Ausdauerspezialist von der Schwäbischen Alb zufrieden. "Ich hatte gehofft, unter dreieinhalb Stunden anzukommen; aber es ist auch so ein Erfolg für mich", sagt Angst unmittelbar nach der Ankunft, wo er mit Rockmusik aus den Boxen und Festivalstimmung begrüßt wird.

Alle paar Minuten kommen weitere Läufer im Ziel an. Auch ein paar Profisportler sind schon über die Ziellinie gelaufen wie etwa die frühere Olympia-Siegerin Justyna Kowalczyk, die bei den Frauen mit einer Zeit von 2:51,31 Stunden gewonnen hat.

Justyna Kowalczyk ist die schnellste Frau

Bei den Männern aller Klassen war der Norweger Petter Eliassen am schnellsten: Er benötigte nur 2:23,47 Stunden für den Marathon. Bester Deutscher im Elitefeld war Michael Kuisle mit einer Zeit von 2:46,20 Stunden. Damit erreichte er den 78. Platz. Die letzten Läufer treffen Abends gegen 19 Uhr ein. Für Angst ist die Skilanglauf-Saison damit beendet. Neben dem Engadiner Volkslauf in der Schweiz, an dem er ebenfalls erfolgreich teilnahm, zählt der Birkebeiner sicher zu seinen diesjährigen Wintersport-Highlights.