Will wieder abheben: Svenja Würth. Foto: Eibner

Ski Nordisch: Künftig auch in Nordischer Kombination am Start. Fokus liegt aber weiterhin auf Skispringen. 

Sie hat sich an die Weltspitze zurückgekämpft, wieder einmal. Im vergangenen Winter kam Svenja Würth nach einer 14-monatigen verletzungsbedingten Pause zurück in den Weltcup. In der neuen Saison will sie voll angreifen – und das gleich doppelt.

Es hat gezwickt im Knie, das gibt Svenja Würth ganz offen zu. Die ersten Sprünge, die sie nach acht Wochen Sommerpause gemacht hat, seien nicht ganz schmerzfrei verlaufen. "Ich musste die ersten Einheiten etwas zurückfahren", sagt sie, gibt anschließend aber gleich Entwarnung: "Inzwischen bin ich voll im Training und spüre keine Einschränkungen."

Dass dem so ist, ist wohl die größte Erleichterung für die 25-jährige Skispringerin. Im Dezember 2017 hatte sie sich beim Weltcup in Hinterzarten das Kreuzband gerissen. Nachdem die erste Operation überstanden war, folgte im vergangenen Sommer eine zweite, um Narbengewebe zu entfernen. Wieder eine Pause, wieder Aufbautraining. Doch nach nur wenigen Wochen Vorbereitung kehrte Würth zur zweiten Hälfte der vergangenen Saison zurück und überzeugte mit stabilen Resultaten unter den besten 20 Athletinnen. "Eine so langen Pause und die fehlenden Trainingssprüngen machen sich einfach bemerkbar, deshalb war ich mit diesen Top-20-Plätzen zufrieden", sagt sie rückblickend. Es habe sich viel getan in diesem Jahr, in dem sie zum Zusehen verdammt war – zumal die 25-Jährige logischerweise die Materialtests hatte ausfallen lassen müssen. "Ich bin dann mit dem Material von 2017 gesprungen", erklärt sie.

Nun soll es aber anders laufen. Und es wird anders laufen, denn die Baiersbronnerin, die mittlerweile in Rosenheim lebt, hat sich neue Ziele gesteckt. Der Fokus, das ist für sie klar, wird weiterhin auf dem Skispringen liegen. Allerdings will Svenja Würth in Zukunft auch in der Nordischen Kombination angreifen. "Da komme ich ja eigentlich her", betont sie. "Bei Klaus Faißt (Trainer des SV Baiersbronn, Anm. d. Red.) fangen alle mit der Kombination an, das finde ich gut und wichtig." Weil es aber in ihren jungen Jahren keine Wettbewerbe für Mädchen gab, startete sie eine ganze Weile bei den Schülercups gemeinsam mit den Jungs. "Irgendwann wird da der Abstand aber einfach zu groß", erklärt sie.

Sie musste sich entscheiden – und wählte das Skispringen. "In meiner Freizeit schnalle ich die Langlauf-Ski aber immer noch super gerne an, gehe im Sommer viel Rennrad und Mountainbike fahren." Der Ausdauersport hat Svenja Würth bei all dem Athletik-, Kraft und Koordinationstraining, das für sie als Spezial-Skispringerin ansteht, nie ganz losgelassen, die Entwicklung in der Nordischen Kombination hat sie immer verfolgt. "Ich hatte durch meine Verletzung ja viel Zeit zum Nachdenken", sagt sie. So sei die Idee aufgekommen, ob sie nicht zu den Wurzeln zurückkehrt.

Nach einigen Gesprächen mit den Verantwortlichen im Verband und ihren Trainern wurde deutlich: "Sie standen alle direkt hinter mir", sagt Würth. Und der Tenor war einhellig: "Dadurch, dass die Sportart bei den Frauen in den Anfängen schwebt, könnte ich fürs Erste zweigleisig fahren", betont sie. Seit einem Jahr gibt es nun einen Continental Cup für die Kombiniererinnen, in der Saison 2020/21 wird eine Weltcup-Serie dazukommen. Um dort startberechtigt zu sein, benötigt Würth einen Punkt aus den Rennen im Continental Cup. "Deshalb werde ich in der neuen Saison wohl ein, zwei Rennen mitmachen. Auch, weil ich die Standortbestimmung brauche." In ihren Trainingsplan sind die Ausdauereinheiten mittlerweile fest integriert. Das Spezialskispringen aufzugeben, komme aber wohl nicht in Frage.

Alleine ist sie mit ihrer Idee, zweigleisig zu fahren, übringens offenbar nicht. "Ich kenne zwar keine Namen, weiß aber, dass einige Nationen Anträge gestellt haben, weil der Zeitplan der WM 2021 noch nicht ganz passt. Da findet ein Skispringen zeitgleich mit der Kombi statt", erklärt sie. Svenja Würths Motivation ist ungebrochen, das ist offensichtlich. "Ich liebe Experimente und die Herausforderung", betont sie. In diesem Jahr, so viel steht schon jetzt fest, wird sie auf jeden Fall beides haben.