Sebastian Schweizer hat erst die EM in St. Gallen im Blick. Foto: Kienzler

Curling-Europameisterschaft in St. Gallen beginnt. Danach geht es um das Ticket für die Winterspiele.

Es gibt knuspriges Hühnchen, knackiges Gemüse, zarten Reis und Erdnuss-Sauce. Asiatisch ist also am Mittwoch kurz vor der Abfahrt zur Curling-EM in St. Gallen angesagt. "Da kann ich ja schnell zurück nach Schwenningen fahren, wenn ich etwas vergessen habe", lacht Sebastian Schweizer.

Für diesen beginnen nun die Wochen der Wahrheit. "Die EM ist wichtig, die Olympia-Qualifikation aber wichtiger. Ich freue mich riesig auf diese Höhepunkte", betont der 37-Jährige.

Die Vorbereitung

Um für die beiden Höhepunkte, die Olympia-Qualifikation im tschechischen Pilsen steigt vom 5. bis 10. Dezember, gerüstet zu sein, hat sich die deutsche Curling-Nationalmannschaft – das Team Baumann – intensiv vorbereitet. Zwei Turniere sowie intensive Trainingsmaßnahmen im August in Kanada, ein Turnier in Prag, Champions-Tour-Teilnahmen in Basel und Champéry sowie ein dritter Platz bei einem großen Curling-Event in Bern – Schweizer und Co. waren in den vergangenen Wochen und Monaten viel unterwegs. "Dazu kamen Trainingswochenenden in Baden-Baden und Oberstdorf", bestand das Leben für den Marketing-Angestellten zuletzt praktisch nur aus Job und Curling.

Die finanzielle Förderung

"Es ist schon sehr schwierig, Leistungssport und Beruf unter einen Hut zu bekommen", betont Schweizer. Auch deshalb hat sich der Curler des CC Schwenningen dem neuen Verein "Athleten Deutschland" angeschlossen. Spitzensportler wollen so ihre Interessen gegenüber Verbänden und Politikern besser vertreten. "Leistungssport zu betreiben, wird immer zeitintensiver. Dagegen wird die finanzielle Förderung, gerade mit Blick auf die Zeit nach einer Karriere, immer geringer. Das passt nicht zusammen", hofft der Lead-Spieler, dass die Vereinsneugründung den Athleten mehr Mitspracherecht bringt.

Doch darüber wird sich Schweizer erst wieder im Frühjahr große Gedanken machen. Dann weiß er auch, wie es mit der Förderung des deutschen Curlings weitergeht. Eine gute Platzierung bei der EM und – eben viel wichtiger – die Olympia-Qualifikation wären gute Argumente für den nationalen Curling-Verband (DCV). Immerhin gibt es derzeit keinen Bundestrainer. "Bei der EM und in Pilsen wird uns Martin Beiser betreuen. Das ist eine gute Zwischenlösung", findet der Schwenninger.

Die EM-Ziele

Beiser und Co. formulieren für die Tage in St. Gallen ein klares Ziel. "Wir wollen mindestens das WM-Ticket lösen. Dafür müssen wir Siebter oder Achter werden. Aber wir schauen nicht nach hinten, sondern nach vorne", träumt Schweizer vom Halbfinal-Einzug. "Wir sind echt gut drauf, was auch unsere Champions-Tour-Teilnahmen zeigen. Da haben wir zwar das Viertelfinale jeweils knapp verpasst, aber wir hatten eine positive Plus-Minus-Bilanz." Klare EM-Favoriten sind aber andere Teams: "Schweden, Norwegen und die Schweiz sind für das Halbfinale fast gesetzt. Dahinter kämpfen viele Teams um den vierten Platz in der Vorschlussrunde. Gegen Mannschaften wie die Slowakei, Österreich und die Niederlande müssen wir auf jeden Fall gewinnen. Auch Russland und Schottland liegen uns. Gegen Italien erwarte ich eine sehr enge Partie. Wir können es ins Halbfinale schaffen", strahlt der Schwenninger Selbstbewusstsein aus.

Die Knieverletzung

Dies liegt auch an seinem wieder fast genesenen Knie. "Alles ist gut verheilt, der Knorpel ist angewachsen. Aber natürlich muss ich weiter zur Physiotherapie", ist Sebastian Schweizer froh, dass er gut eineinhalb Jahre nach einem "Knie-Totalschaden" – inklusive Kreuzbandriss – wieder Leistungssport betreiben kann. "Wir haben in der Vorbereitung enorm viel für die Fitness gemacht. Auch die Ernährung war sehr wichtig", fühlt sich der Schwenninger bereit für die Europameisterschaft sowie für die Qualifikation für die Winterspiele im Februar im südkoreanischen Pyeongchang.

Die Olympischen Spiele

"Wir wollen zu den Olympischen Spielen. Das ist unser ganz großes Ziel, unser Traum. Wir werden wirklich alles dafür tun, damit wir in Südkorea dabei sind. Wenn wir bei der EM erfolgreich abschneiden, sorgt dies für zusätzliches Selbstvertrauen", sagt Sebastian Schweizer, der nach den EM-Rängen sechs (2015) und fünf (2015) in St. Gallen auf eine weitere Steigerung hofft. "Nach diesem tollen Essen müsste dies noch klappen", schmunzelt der Schwenninger.

18. November: Deutschland – Slowakei (9 Uhr), Schweden – Deutschland (19.30 Uhr). 19. November: Deutschland – Schweiz (13 Uhr). 20. November: Deutschland – Schottland (8 Uhr), Deutschland – Österreich (16 Uhr). 21. November: Deutschland – Italien (9 Uhr), Deutschland – Niederlande (19 Uhr). 22. November: Deutschland – Russland (14 Uhr). 23. November: Deutschland – Norwegen (9 Uhr), Halbfinals (19 Uhr). 24. November: Spiel um Bronze (19 Uhr). 25. November : Spiel um Gold (15 Uhr).