Während sich die einen ihren Sommerurlaub herbeisehnen, hat David Ketterer vom SSC Schwenningen etwas ganz anderes im Kopf: Schnee. Foto: Eibner

David Ketterer trifft Entscheidung: "Ich werde mich voll dem Skifahren widmen."

Nach den Ausfällen der deutschen Skistars Felix Neureuther und Stefan Luitz ist David Ketterer (SSC Schwenningen) im vergangenen Winter ins Rampenlicht getreten. Nun bereitet er sich auf die neue Saison vor – und hat etwas Grundlegendes in seinem Leben geändert.

Während sich die einen ihren Sommerurlaub herbeisehnen, hat David Ketterer etwas ganz anderes im Kopf: Schnee. Am Mölltaler Gletscher im österreichischen Bundesland Kärnten, ganz im Süden des Landes, bekommt er den auch im Sommer – und genau dort zieht der Hochemminger seit einigen Wochen immer wieder seine Schwünge. "Wir fahren gleich morgens um sechs Uhr hoch, damit wir eine harte Piste haben", sagt er, "und dann heißt es: Tore fahren, Tore fahren, Tore fahren."

In der vergangenen Saison hat der Technik-Spezialist den Sprung in den Weltcup – die Elite-Liga der alpinen Skifahrer – geschafft. Immer wieder ließ er vor allem im Slalom aufblitzen, wie viel in ihm steckt. So auch im finnischen Levi, wo er als 31. Starter bis zur letzten Zwischenzeit auf Podestkurs lag. Kurz vor dem Ziel folgte der Fehler, Ketterer schied aus. "Ich mag eigentlich lieber steiles Gelände", sagt er, "aber in Levi habe ich gezeigt, dass ich auch im Flachen schnell sein kann". Im französischen Val d’Isère holte er im Dezember seine ersten Weltcup-Punkte, durfte im Klassiker-Monat Januar weiter mit den Besten fahren.

"Das Nachtrennen in Schladming war der Abschluss", berichtet Ketterer, "tags darauf bin ich zurück in die USA geflogen, um die College-Saison mitzufahren". Bevor er sich auf den Weg zurück nach Boulder im US-Bundesstaat Colorado machte – dort hat Ketterer zwei Jahre lang Physik studiert und trainiert – setzte er sich mit den Trainern zusammen. Und die Rückmeldungen war positiv.

So kam es, dass Ketterer eine Entscheidung fällte, die er Ende Mai bekannt gab. "Ich werde mich in den kommenden Jahren voll dem Skifahren widmen", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. "Deshalb habe ich die schwierige Entscheidung gefällt, Boulder und die Universität von Colorado zu verlassen, um als Vollzeit-Skifahrer in Deutschland zu leben und zu trainieren." Diese Entscheidung sei zwar ein Findungsprozess gewesen – eigentlich hatte er sie für sich aber gleich nach Schladming gefällt. "Es hat mir einfach so viel Spaß gemacht, in diesem professionellen Umfeld zu fahren. Das ist noch einmal ein ganz anderes Niveau", erklärt er. Der Aufwand, den der Weltcup mit sich bringt, hätte sich nicht mehr mit dem Leben und Studieren in den USA vereinbaren lassen.

Die Einteilung des Kaders in die Lehrgangsgruppen in diesem Jahr sei "überraschend" gewesen, sagt Ketterer. Nach sieben Athleten war in der Topgruppe 1a um Felix Neureuther Schluss – Ketterer ist in der Lehrgangsgruppe 1b. Das sei aber nicht schlimm: "Ich arbeite jetzt mit genau den Trainern zusammen, mit denen ich zusammenarbeiten wollte. Und meine Saison ist trotzdem voll auf den Weltcup ausgerichtet", erklärt er.

Jetzt gerade, im Mölltal, gehe es hauptsächlich um die Technik. "Wir arbeiten viel an der Position auf dem Ski, um in jedem Schnee und auf jedem Hang schnell zu sein", erklärt Ketterer. Nachmittags folgen Trockenübungen und Videoanalysen. Ende der Woche geht es für zwei Wochen zurück nach München, wo er seit Anfang Juni lebt und die Zeit hauptsächlich im Kraftraum verbringen wird. Anschließend fliegt er ins Trainingslager nach Norwegen.

Was er sich für die neue Saison vorgenommen hat? "Ich gehe das prozessorientiert an", sagt der Physik-Student. "Zuerst muss ich beide Läufe ins Ziel bringen. Am besten fehlerfrei. Und dann, davon bin ich überzeugt, stellen sich auch die Ergebnisse ein."