Schneeverarbeitung im Frühling: Die Schonacher Helfer, hier an der Schanze, geraten heftig ins Schwitzen. Foto: Skiclub

Kombination: Spannung vor dem Weltcupfinale. Wetter: Organisatoren lassen sich nicht verrückt machen.

Wir schauen zum Fenster hinaus und sehen eine grüne Landschaft. Weiße Inseln? Fehlanzeige, möchte man meinen. Doch weit gefehlt: Die Schonacher haben es geschafft, für das Weltcupfinale der Kombinierer am Wochenende die letzten Schneereste zusammenzukratzen.

Mit der Präparierung der Langenwaldschanze hatten die Organisatoren wenig Mühe. Im Wittenbachtal eine Strecke bereitzustellen, darin bestand die große Harausforderung, der sich die Schonacher gestellt und selbige auch bewältigt haben. Zwar steht beim Wimpernschlagfinale im Schwarzwald keine 2,5-Kilometer-Runde mehr zur Verfügung, doch der verkürzte Kurs hat den Charme, dass die Zuschauer die komplette Strecke einsehen können. Und auf der ist am Samstag und Sonntag einiges geboten.

Die Gastgeber setzen auf Flexibilität und etwas Wetterglück

Die Organisatoren lassen sich auch von den eher bescheidenen Wetterprognosen nicht verrückt machen. Momentan kann Gunter Schuster gute Bedingunge auf Schanze und Strecke vermelden. Der SC-Vorsitzende hofft zudem, dass sich die für Samstag angekündigten Winde und Regenfälle im Rahmen halten. Am heutigen Freitag treffen sich die Mannschaftsführer zur Analyse der Lage. "Eine kurzfristige Änderung der Wettkampf-Formate ist natürlich möglich", setzt Schuster auf größtmögliche Flexibilität – und natürlich auf etwas Wetterglück.

Sportlich ist die Lage höchst dramatisch: Eric Frenzel (Oberwiesenthal/1534 Punkte) und der vierfache WM-Dominator Johannes Rydzek (Oberstdorf/1520) gehen Kopf an Kopf in die beiden finalen Wettbewerbe um den Weltcup-Gesamtsieg. Läge am Ende Frenzel vorne, wäre der 28-Jährige der erste Kombinierer, der fünf Mal in Folge triumphiert hätte. Sollte Rydzek gewinnen, könnte er die große Kristallkugel erstmals in seiner Karriere in die Vitrine stellen. An Motivation wird es demzufolge beiden nicht fehlen.

Mächtig ins Zeug legen wird sich in Schonach ein weiterer DSV-Athlet: Lokalmatador Fabian Rießle. Der Breitnauer ist derzeit die Nummer drei der Welt und würde bei seinem Heimspiel dem vor ihm liegenden Duo nur zu gerne in die Suppe spucken. Zweimal bietet sich ihm dazu die Chance: am Samstag, wenn es um die begehrte Schwarzwaldpokal-Trophäe geht (ein Sprung und der obligatorische 10-km-Lauf), und tags darauf – wenn das Wetter mitspielt – beim kräfteraubenden Finale mit zwei Sprüngen und einem 15-km-Rennen.

Doch Schonach war bislang nicht Rießles bevorzugtes Revier. Auf der Langenwaldschanze war dem 26-Jährigen das Glück nur selten hold. Im Vorjahr reichte es dem Schwarzwälder allerdings zu den großartigen Plätzen vier und zwei. Klar, dass der ehrgeizige Schwarzwälder nun nur zu gerne ganz oben auf dem Podium stehen möchte.

Auch Oldie Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt/Weltcupposition 5), der Rießle bei der WM in Lahti im Wettkampf von der Normalschanze Bronze wegschnappte, was den Unterlegenen gewaltig wurmte, will ein Wörtchen mitreden. Auf einen guten Wettkampf hofft auch der Baiersbronner Manuel Faißt, der im Lauf der Saison immer besser in Form gekommen ist und am Mittwoch in Trondheim starker Sechster wurde.

Die Hoffnungen auf einen deutschen Sieg in Schonach sind riesig. Immerhin haben die Schützlinge von Bundestrainer Hermann Weinbuch 21 der bisherigen 23 Einzel-Weltcups dieser Saison gewonnen. Da müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn ausgerechnet im Heimspiel kein DSV-Athlet die Nase vorne hätte. Doch Vorsicht: In Schonach gab es für die deutschen Asse immer wieder herbe Enttäuschungen. Der Japaner Akito Watabe und die Österreicher Mario Seidl und Bernhard Gruber lauern auf ihre Chance. Eines ist klar: Zwei Deutsche werden in der Weltcup- Gesamtwertung am Ende definitiv auf den Positionen eins und zwei stehen. Ob in der Reihenfolge Frenzel vor Rydzek oder umgekehrt, ist völlig offen. Und wenn’s gut läuft, komplettiert Rießle das Treppchen als Dritter. Dazu muss er sich allerdings Watabe vom Leib halten. Für Spannung ist also reichlich gesorgt.