Richard Freitag (links) und Andreas Wellinger aus Deutschland bejubeln den ersten und zweiten Platz. Foto: dpa

Skispringen: Richard Freitag landet ganz oben auf Treppchen. Teamkollege Andreas Wellinger zweiter. Mit Video

Gelungene Flutlichtpremiere: Titisee-Neustadt hat zwei hochklassige und spannende Weltcup-Tage erlebt, gekrönt von einem deutschen Doppelsieg.

Der derzeit überragende Richard Freitag (Aue) ließ die geduldigen Zuschauer am Ende eines langen Tages nach drei Startverschiebungen und der Verkürzung auf einen Durchgang jubeln, als er mit dem weitesten Satz des Tages bei 145 Metern landete und damit den kurz zuvor gefeierten Andreas Wellinger (Ruhpolding/139,5 m) auf den zweiten Platz verdrängte. Doppelsieg vor dem Norweger Daniel Andre Tande nach Platz drei am Samstag im Teamspringen. Und das war noch nicht alles.Zum Auftakt des von Windkapriolen geprägten Wettkampfs erwischte Youngster Constantin Schmid die mit Abstand besten Bedingungen – und nutzte sie zu Platz 8. "Ja, der ist mir ganz gut gelungen", sagte er cool. Dass der Traum von den ersten Weltcup-Punkten wahr geworden ist, "hätte ich vorher keinem geglaubt", aber die Schanze in Neustadt "taugt mir ganz gut. Es ist wie eine kleine Flugschanze, und da geht es von Sprung zu Sprung besser."

Karl Geiger aus Oberstdorf, (14./119,5), Stephan Leyhe (Hinterzarten/Willingen, 16./121,5), Markus Eisenbichler (Siegsdorf, 20./126,5) und Pius Paschke (Kiefersfelden, 24./115,0) komplettierten das gute Ergebnis. Kritik am Wetter verkniffen sich die Athleten, auch wenn einige Favoriten – vor allem aus Polen – vom Winde verweht wurden. "Die Bedingungen waren schwierig, klar", meinte Leyhe, "aber es war zu springen. Du musst halt einen guten Sprung zeigen und wenn’s einen dann packt, dann packt’s einen. Und wenn nicht, dann nicht." Dem schloss sich auch Tande an: "Wir sind eine Outdoor-Sportart. Gleiche Bedingungen wird es da nie geben."

"Das war eine Heidenarbeit, aber die Schanze war in einem Top-Zustand"

Richard Freitag nahm seinen Sieg so cool hin wie er seine Sprünge derzeit ins Tal bringt und lehnt es ab, von einem "neuen" Richard Freitag zu reden: "Ich bin doch immer noch die gleiche Person." Er lobte lieber die Organisatoren in Titisee-Neustadt: "Die Leute haben sich echt Mühe gegeben, dass es stattfinden kann. Das war eine Heidenarbeit, aber die Schanze war in einem Top-Zustand."

Ein Erfolgsgeheimnis hatten die beiden deutschen Vorspringer ohnehin nicht parat: "Wir können einfach locker drauflosspringen", brachte es Andreas Wellinger auf den Punkt, "und das ist im Skispringen am besten." Bundestrainer Werner Schuster war "froh, dass es so ausgegangen ist. Die Bedingungen waren am Ende für die letzten drei am besten – und das haben die kaltblütig ausgenutzt."

Tags zuvor waren die Hoffnungen, dass die deutschen Adler erstmals in diesem Winter ein Teamspringen gewinnen könnten, dagegen schnell der Erkenntnis gewichen, dass dafür derzeit vier Starter benötigt werden, die permanent in die Spitze springen. Die vorgeschaltete Qualifikation fürs Einzelspringen am Sonntag war schon ein Fingerzeig: Als Kamil Stoch gesprungen war – das heißt nur noch fünf Starter oben auf ihren Einsatz warteten – führten fünf Polen das Klassement an. Am Ende lagen die vier polnischen Teamspringer unter den ersten acht, vier Norweger unter den ersten 13 – und die von Schuster für die Mannschaft nominierten Eisenbichler und Geiger noch hinter Newcomer Schmid auf den Plätzen 20 und 23.

Es war daher auch keine Überraschung, dass der Sieg zwischen Polen und Norwegen entschieden wurde. Norwegen hatte hauchdünn die Nase vorn, weil der vermeintlich "Schwächste" des Quartetts, Robert Johansson, im zweiten Durchgang über sich hinauswuchs.

Für das deutsche Team waren die Träume schon nach Geigers erstem Versuch (123,0) zu Ende. Zwischenzeitlich war sogar der Podestplatz in Gefahr, doch auch andere Nationen haben keine durchgehende Qualität im Team. "Alle acht Sprünge waren nicht so, dass man hier gewinnen kann", befand Bundestrainer Schuster – verkennend, dass bei einer Einzelwertung der Sprünge der Pole Kamil Stoch gewonnen hätte, ganz knapp vor Richard Freitag und Andreas Wellinger.

Der Sieger hat für die Gegner Drohung parat

Obwohl die Schuster-Schützlinge mit Platz drei "ganz zufrieden" waren (Freitag), zeigten sie sich auch selbstkritisch. "Das war nicht ganz optimal", meinte Wellinger angesichts seines ersten Durchgangs: "Da waren vier, fünf Meter mehr drin. Aber ich muss ja auch Luft nach oben haben." Die hat er am Sonntag genutzt. Und Richard Freitag ebenso. Für die Konkurrenz hatte Freitag noch eine Drohung parat: "Ich kann versprechen, dass wir noch bei ein paar Weltcups am Start sein werden."

Mehr zur Arbeit der Schanzenhelfer gibt es im Video: