Daniela Maier hat endlich mit der richtigen Reha begonnen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Skicross: Weltklassefahrerin aus Urach setzt sich nach drei Knie-Operationen nicht unter Druck.

Endlich keine Krücken mehr. Nach 154 langen Tagen (und Nächten) landen die Hilfsgeräte am 7. Juli erst einmal symbolisch in einem See.

Dazwischen lagen für Weltklasse-Skicrosserin Daniela Maier (SC Urach) drei Knieoperationen, viele Reha-Termine und – natürlich – auch einige Zweifel, ob sie nach dem Sturz Anfang Februar beim Weltcup auf dem Feldberg wieder ganz fit wird. »Alles spricht dafür. Die Operationen sind gut verlaufen«, ist die 21-Jährige guten Mutes. An die Olympischen Spiele im kommenden Februar im südkoreanischen Pyeongchang denkt die angehende Polizeimeisterin aber (noch) nicht.

Ein Rückblick. Daniela Maier reist als die große Hoffnungsträgerin zu ihrem Heim-Weltcup an. Nach starken Leistungen – darunter ein dritter Platz im Dezember im französischen Val Thorens – will die damalige Gesamtsechste des Weltcups auch auf dem höchsten Berg des Schwarzwalds auf das Podest.

"Das war ein Fahrfehler"

Doch dann passiert es. Beim offiziellen Training zieht sie sich eine Knieverletzung zu. "Das war ein Fahrfehler", gibt die aus Furtwangen stammende Skicrosserin später zu. Am Tag darauf – schon auf Krücken – ist sie dennoch auf den Zuschauerrängen dabei, als ihre Kontrahentinnen bei Sturm, Schneeregen und schlechter Sicht den Seebuck-Hang hinunterjagen. "Ich wollte meinen Freunden wenigstens Hallo sagen", betont Maier. An eine schwere Verletzung denkt sie da noch nicht. Drei Tage später liegt sie in München unter dem Messer. Die Diagnose des Arztes der deutschen Nationalmannschaft der Alpinen: Knorpelschaden im rechten Knie. "Super ging es mir dann natürlich nicht. Aber ich war auch nicht am Boden zerstört", blickt Daniela Maier zurück. Diese stürzt sich sofort in die Arbeit. Die Ausbildung in Bad Endorf zur Polizeimeisterin steht nun – zusammen mit ersten Reha-Maßnahmen und Oberkörper-Einheiten – im Mittelpunkt. An eine Belastung des Knies ist aber auch in den folgenden Wochen nicht zu denken. Also geht es am 28. März erneut in die bayerische Landeshauptstadt.

Zellen werden vermehrt

"Bei der zweiten Operation wurden körpereigene Knorpelzellen entnommen", gibt die Junioren-Vizeweltmeisterin von 2015 preis. Anschließend kommt es darauf an, die Zellen im Labor zu vermehren. Knapp vier Wochen später – am 21. April – sind genügend neue Knorpelzellen entstanden, um diese wieder im geschädigten Knie "einzusetzen". Nun heißt es Warten, geduldig zu sein und zu hoffen, dass die Operationen ihre gewünschte Wirkung erzielen. Immerhin ist das Gelenk in der Regel erst nach etwa drei Monaten wieder voll belastbar. Bis zu einem Jahr kann es sogar dauern, bis der neue Knorpel in das Gelenk integriert ist und die gewünschte Festigkeit erreicht. Daniela Maier macht das Beste aus der Situation. Ausbildung, Physiotherapie und Arztbesuche machen einen Großteil der folgenden Wochen aus. "Weiter konnte ich nur den Oberkörper sowie den Rumpf trainieren", schaut die Uracherin bei gemeinsamen Einheiten schon einmal etwas traurig in Richtung Nationalmannschaftskollegen, die neben ihr das volle Programm durchpowern. "Die geben Vollgas." Der Job sorgt für wichtige Ablenkung. "An einem Tag sind wir mit insgesamt 15 Personen in einem Hubschrauber geflogen. Das war echt cool."

Ausbildung im Mittelpunkt

Wenig später besteht Daniela Maier in Bad Endorf ihre Zwischenprüfung. Aber auch Shopping in Freiburg, ein Kurztrip nach Venedig oder ein See-Ausflug mit ihrem Plastik-Flamongo ("Aber Schwimmen darf ich noch nicht") stehen auf dem Programm. Um den Genesungsprozess zu unterstützen, stellt die 21-Jährige zudem ihre Ernährung um. "Es geht darum, die Histaminwerte zu senken, was sich dann positiv auf den Heilungsprozess auswirkt", sagt Maier. Ein Cappuccino geht aber. So auch Ende Juli, als sich Daniela Maier das Heißgetränk aus einem Espresso, heißer Milch und heißem Milchschaum in einem Villinger Café bestellt. Die Krücken sind weg, die Skicrosserin ist richtig gut drauf. "Mir geht es bestens, ich kann mich nicht beklagen", sagt die 21-Jährige mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Kein Wunder, hat sie doch vor wenigen Wochen die Krücken nicht nur abgelegt, sondern auch symbolisch in einem See "entsorgt". "Ein Freund hat diese aber natürlich wieder schnell aus dem Wasser geholt." Gleichzeitig beginnt die eigentliche Reha. Übungen im Bereich Gangschule, Fahrten auf dem Ergometer oder einfache Balanceübungen stehen an. Aufbautraining eben.

Stromtherapie und Co.

Dazu kümmern sich Physiotherapeuten intensiv um das geschädigte Knie. Stromtherapien und manuelle Massagen sollen die weitere Genesung unterstützen. Zwischen drei und vier Stunden ist sie so täglich gefordert. Allerdings – an ihr Comeback denkt Maier derzeit wenig. "Ich setze mich nicht unter Druck. Es geht mir um die vollständige Genesung. Das ist für mich das Wichtigste", stellt sie klar. Klar ist aber auch, dass die Uracherin vom Start bei den Olympischen Spielen im kommenden Februar in Pyeongchang träumt. "Wir waren ja bei den olympischen Testrennen in Südkorea. Das war schon beeindruckend dort. Aber erst wenn Physiotherapeuten, Ärzte und auch ich grünes Licht geben, dann geht es wieder mit dem Skitraining los. Ich kann aber echt nicht sagen, wann dies der Fall ist", wird Maier nichts überstürzen. Für die Gesamt-14. des vergangenen Weltcup-Winters – trotz des Ausfalls ab Anfang Februar – geht es also in den kommenden Wochen und Monaten darum, das perfekte Mittelmaß zwischen Belastung des Knies und keinerlei Risiko in Sachen Folgeschäden zu finden. Auch wenn die 21-Jährige zum letzten Mal im April Schnee gesehen hat, ganz ohne Skier geht es eben auch nicht.

"Ich bin wieder mobil"

So schaut Maier bei ihrem Skilieferanten in der Schweiz vorbei. "Es ist schon beeindruckend, wenn man sieht, wie unsere Skier hergestellt werden", schwärmt die Skicrosserin von ihrem Besuch bei den Eidgenossen. Und ganz wichtig – Daniela Maier kann endlich wieder Autofahren. "Nun bin ich wieder mobil", freut sich die Uracherin, die in Rosenheim wohnt. Also geht es nach dem Cappuccino mit dem Auto zu ihrer Oma, mit der sie gleich einen ausgedehnten Spaziergang machen will. "Hoffentlich regnet es nicht", schaut Maier zuvor noch in Richtung Himmel. Gewitterwolken sind dort auszumachen. Aber wer drei Operationen durchgestanden hat, der kommt auch mit dem bisschen Donnergrollen klar.

Chronologie der Verletzung

3. Februar 2017: Die Verletzung

Daniela Maier zieht sich beim Weltcup-Training auf dem Feldberg eine Verletzung im rechten Knie zu.

6. Februar 2017: Die erste OP

Daniela Maier wird in München am rechten Knie operiert. Die Diagnose: Knorpelschaden.

28. März 2017: Die zweite OP

Am rechten Knie von Daniela Maier werden Knorpelzellen entnommen, diese anschließend im Labor vermehrt. 

21. April 2017: Die dritte OP

Die gezüchteten Knorpelzellen werden in das geschädigte Knie zurückgeführt – erneut in München.

7. Juli 2017: Die Krücken sind weg

Endlich – nach langen 154 Tagen braucht Daniela Maier die Krücken nicht mehr. Nun beginnt die Reha.

Zur Person

Daniela Maier:

Die 21-jährige Skicrosserin des SC Urach stammt aus Furtwangen. Daniela Maier fand über ihren Vater Thomas den Weg vom Ski alpin zum Skicross. Daniela Maier kam in ihrer zweiten Weltcup-Saison – 2016/17 – in der absoluten Weltspitze an.

Die 1,67 Meter große Athletin stand Mitte Dezember 2016 im französischen Val Thorens als Dritte zum ersten Mal bei einem Weltcup auf dem Podest. Dazu kamen zahlreiche weitere Top-10-Platzierungen. Ein Ticket für die Weltmeisterschaften 2017 hatte die Uracherin bereits gebucht, als sie sich beim Weltcup-Training auf dem Feldberg verletzte.

Nach einem Knorpelschaden im rechten Knie musste Maier drei Mal operiert werden. Die junge Polizeimeister-Anwärterin wohnt seit einiger Zeit in Rosenheim. SkicrossWeltklasse-Fahrerin Daniela Maier setzt sich nach drei Knieoperationen nicht unter Druck. Uracherin denkt von Schritt zu Schritt – und nicht an Pyeongchang