Höchst kontroverse Diskussion im Gemeinderat. Gegner setzen sich durch. Tütenspender und Tonne für Harthausen.

Winterlingen - Ein Thema hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung ganz besonders die Gemüter erregt: Die Frage, ob in Winterlingen, Harthausen und Benzingen Hundetoiletten aufgestellt werden sollen. Die Gegner des Vorschlags setzten sich mit hauchdünner Mehrheit durch.

Das Thema Hundekot beschäftige seit etlichen Jahren sowohl den Gemeinderat als auch das Ordnungsamt – so begründeten Ewald Hoffmann, Gemeinderat und Benzinger Ortsvorsteher, und seine Fraktion "Zukunft Winterlingen" ihren Antrag, die Verwaltung mit der Erarbeitung eines Konzeptes zur Aufstellung von Hundetoiletten zu beauftragen. Ein Antrag, den Reiner Pfersich, Benjamin Blickle, Dietmar Abt, Karlheinz Baumann und Emil Oswald, der Ortsvorsteher Harthausens, unterstützten.

Hoffmann, der die Vorlage ausgearbeitet hatte, hat knapp kalkuliert und war für den Betrieb von 16 Hundetoiletten auf jährliche Kosten von etwas über 7500 Euro – die Tonnen sollte der Bauhof leeren – gekommen. Hinzu kämen die Kosten der Tüten und Abfallsäcke in Höhe von jährlich 300 Euro und einmalige Anschaffungskosten von knapp 5500 Euro. Decken will er diese Beschaffungs- und Unterhaltskosten sowie einen Teil der Ausgaben für die Leerung innerhalb der nächsten drei Jahre, und zwar durch eine Anhebung der Hundesteuer um drei Prozen. Der Steuersatz, argumentierte Hoffmann, sei seit 2005 unverändert, eine Erhöhung nach zehn Jahren durchaus zumutbar. Vorschläge für mögliche Standorte der Hundetoiletten hatte er auch parat.

Zur Begründung des Vorstoßes legte Hoffmann dar, welche gesundheitlichen Risiken insbesondere für Kinder und gebrechliche Menschen mit herumliegenden Hunde-Exkrementen verbunden seien – vom unappetitlichem Anblick ganz zu schweigen. Auch für die Landwirtschaft bedeute Hundekot eine Gefahr: Kühe weigerten sich häufig, Heu, das mit Hundekotresten behaftet sei, zu fressen. Bei einer Übertragung von Neospora-Parasiten, die im Kot infizierter Hunde vorkämen und eine Weidefläche für die Dauer von zwei Jahren verseuchen könnten, seien Totgeburten von Kälbern möglich – die Wahrscheinlichkeit liege eingestandenermaßen sehr niedrig; dennoch könnten Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde und Wildtiere über verunreinigtes Futter oder Wasser infiziert werden. Gewiss, Hundehalter seien verpflichtet, die Hinterlassenschaft ihrer Tiere zu beseitigen – Hundetoiletten würden dies jedoch erleichtern und zu einem saubereren Landschaftsbild beitragen.

"Wir sind weit und breit die einzigen"

Hoffmann hat in Stetten am kalten Markt, Straßberg, Veringenstadt, Bitz und Albstadt nach den Erfahrungen mit den dortigen Hundetoiletten gefragt und erfahren, dass das Angebot sehr gut angenommen werde. "Wir sind in allen Dingen sehr modern, aber weit und breit die einzige Gemeinde, die keine Hundetoiletten zur Verfügung stellt", monierte er.

Walter Sieber (Bürgerliste) hielt dagegen: Die Beseitigung des Kotes privater Haustiere könne nicht Aufgabe der Gemeinde sein. Es sei mit mehr als 400 zusätzlichen Stunden Arbeit für den Bauhof rechnen, der ohnehin ständig unter Zeitdruck stehe, und jeden Hund in der Gemeinde mit 230 Euro pro Jahr zu subventionieren, das könne er keinesfalls befürworten. Der Ortschaftsrat Benzingen habe mit neun zu zwei Stimmen einen entsprechenden Vorschlag abgelehnt. Kritisch äußerte sich auch Rolf Keinath: "Was kommt als nächstes? Katzenbesitzer, die die Beseitigung des Kots ihrer Haustiere auf Kosten der Gemeinde verlangen?"

Ursula Pannewitz und Hermann Linder waren ebenfalls skeptisch – Hundehalter würden die Toiletten nicht nutzen, meinten sie. Claudia Kißling-Praster vertrat die Auffassung, verantwortungsvolle Besitzer kämen auch ohne Hundetoiletten ihrer Pflicht nach, Exkremente zu entfernen.

Harthausen sieht das etwas anders: Wie Anton Blau berichtete, hat der Ortschaftsrat beschlossen, probehalber eine Hundetoilette anzuschaffen. Emil Oswald ergänzte: "Wir sind ein weißer Fleck in der Region – wollen wir ein sauberes Winterlingen oder nicht? Wenigstens die Hälfte aller Hundebesitzer wird das Angebot nutzen, damit wäre schon viel gewonnen. Manchmal muss der Mensch halt angeleitet werden." Isabelle Grüner-Blatt, Karlheinz Baumann und Sabine Froemel bemühten sich um einen Brückenschlag: Man könne ein Konzept entwickeln und einen begleitenden Testlauf wagen: mit zwei Hundetoiletten im Winterlinger Kernort und je einer in den Ortsteilen.

Der so lautende Änderungsantrag Grüner-Blatts wurde indes bei neun Gegen- und acht Prostimmen abgelehnt, der ursprüngliche Antrag, die Verwaltung möge eine Konzeption für die Einrichtung von 16 Hundetoiletten schaffen, mit neun Gegenstimmen bei einer Enthaltung und sieben Ja-Stimmen ebenfalls zurückgewiesen. Harthausen bekommt trotzdem seinen Tütenspender samt Abfalltonne für Hundekot.