Vor dem Landgericht in Hechingen muss sich seit Donnerstag ein Mann aus Winterlingen verantworten. Er soll seine Ehefrau getötet haben. Auf unserem Bild ist in der Mitte der Vorsitzende Richter der Verhandlung, Dr. Hannes Breucker, zu sehen. Foto: Reich

49-Jähriger muss sich wegen Mord an Ehefrau vor Landgericht verantworten. Opfer vor Kindern erschossen. Mit Video

Winterlingen/Hechingen - Er soll seine Frau regelrecht hingerichtet haben - vor den Augen der gemeinsamen Kinder. Am ersten Verhandlungstag kamen erste Hintergründe zum Angeklagten ans Licht.

Es war eine Tat, die in ganz Winterlingen und auch über den Zollernalbkreis hinaus für Entsetzen sorgte. Der Ostersonntag 2018 bleibt vielen als schreckliche Erinnerung in den Köpfen. Wegen des Vorwurfs des Mordes steht seit Donnerstag ein 49-jähriger Mann vor dem Landgericht Hechingen.

Hier unser Video mit O-Tönen vom ersten Prozesstag:

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im April dieses Jahres in Winterlingen vor den Augen der gemeinsamen vier Kinder mit fünf Schüssen aus einer Beretta seine Frau getötet zu haben. Drei der Schüsse seien aufgesetzt gewesen.

Angeklagter gibt an, unter Depressionen zu leiden

Eine Tochter soll noch versucht haben, ihn von der Tat abzuhalten. Die Frau verblutete noch am Tatort im Wohnzimmer der gemeinsamen Wohnung. Grund sei die Ankündigung der Frau gewesen, dass sie ihn verlassen wolle. Vorausgegangen sind laut Angaben des Angeklagten, der am ersten Verhandlungstag befragt wurde, jahrelange Streitereien. Zeitweise habe die Frau in einem Frauenhaus gewohnt, nachdem ihr Mann sie schlug.

Das ursprünglich aus dem Kosovo stammende Paar - der Mann war 1974 mit seiner Familie nach Winterlingen gekommen - habe immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Er habe in verschiedenen Berufen in der Textil- und Metallindustrie gearbeitet und sei bei einem Sicherheitsdienst tätig gewesen. Zeitweise habe die Familie von Hartz IV gelebt. Die Ehefrau sei putzen gegangen.

Darüber hinaus leide der Angeklagte seit Jahren unter Depressionen und Selbstmordgedanken. Deswegen war er in psychologischer Behandlung und nimmt Medikamente. Der Mann war schon einmal liiert. Diese erste Beziehung sei von seiner Familie und der der Frau arrangiert worden. Liebe sei dabei nicht im Spiel gewesen, weshalb es letztlich auch zur Trennung gekommen sei. Der Sohn aus dieser Beziehung, der bis vor drei Jahren bei ihm und seiner neuen Frau wohnte, sei immer wieder Streitpunkt gewesen, da seine zweite Frau ein schlechtes Verhältnis zu dem Jungen gehabt habe. Bei einer dieser Auseinandersetzungen habe er seine Frau geohrfeigt, weshalb diese die Polizei holte.

Die Beziehung hatte sich schließlich so sehr verschlechtert, dass das Ehepaar den jeweiligen Familien des Partners den Zugang zum Haus verbot. Anfang 2018 schließlich habe sich die Frau eine Wohnung gesucht, was der Mann nicht verkraftete.

Seit 2. April sitzt der 49-Jährige bereits in Haft. Dort hat er seitdem nach eigenen Angaben 21 Kilogramm abgenommen. Seit einem Monat gelte er aber nicht mehr als selbstmordgefährdet. Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt, am 9. November soll voraussichtlich das Urteil gefällt werden.