Ein POlizwiwagen steht in der Nähe des Hauses in Winterlingen, in dem am Ostersonntag ein 49-Jähriger seine Frau erschossen hat. Am Donnerstag schilderten Beamte, wie sie den Angeklagten direkt nach der Tat erlebten. Foto: Nölke

In Verhandlung um Winterlinger Mordfall schildern Kripo-Beamte am Hechinger Landgericht ihre Eindrücke.

Hechingen/Winterlingen - Der Mordprozess vor dem Hechinger Landgericht gegen einen 49-jährigen Winterlinger ist am Donnerstag fortgesetzt worden. Dabei kamen Kriminalpolizisten sowie die Schwester des Angeklagten zu Wort.

"Er ist ein ruhiger und geduldiger Mensch. Manchmal etwas tollpatschig." Mit diesen Worten beschrieb die Schwester des Angeklagten im Zeugenstand ihren Bruder. Ihm wird vorgeworfen, am Ostersonntag dieses Jahres seine Ehefrau mit fünf Schüssen quasi hingerichtet zu haben, weil, so beschreibt es die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift, sie ihn mit den vier Kindern verlassen wollte.

An jenem 1. April sei er bei ihr zum Mittagessen gewesen, erklärte die Schwester. Nachmittags habe er sich verabschiedet, jedoch zum Abendessen wieder zurück sein wollen. Dann habe um 19.03 Uhr bei ihr das Telefon geklingelt. "Komm schnell", habe ihr Bruder gerufen. Im Hintergrund sei das Schreien eines Kindes zu hören gewesen.

Daraufhin sei sie so schnell sie konnte mit ihrem Sohn in die Wohnung ihres Bruders und dessen Familie nach Winterlingen gefahren, wo sie ihre erschossene Schwägerin gefunden habe. "Um Gottes Willen! Was hast Du getan?", habe sie ihren Bruder gefragt.

Angeklagter hatte selbst die Polizei informiert

Der Sohn der Schwester berichtete dem Gericht, er habe stets ein gutes Verhältnis zu seinem Onkel und dessen Familie gehabt. Als dessen Frau von der geplanten Trennung erzählt habe, habe der Onkel gesagt, er würde seine Kinder vermissen. Ein Drama habe sich jedoch nicht angedeutet.

Als der Junge dann mit seiner Mutter zum Tatort geeilt sei, sei kurz darauf die Polizei gekommen – der Angeklagte hatte sie selbst alarmiert. Das bestätigten auch die Polizeibeamten, die vor Ort waren, vor dem Landgericht: Der Mann sei mit seinem Neffen vor dem Haus gestanden und habe auf das Eintreffen der Polizei gewartet.

Die Beamten hätten ihn dann "zu Boden gebracht" und ihm Handschellen angelegt. Der Mann, der auch auf die Polizisten gefasst gewirkt hätte, habe darauf hingewiesen, dass er die Tatwaffe noch im Hosenbund stecken habe. Zudem habe er darauf gedrängt, dass die Beamten nach seiner Tochter schauen, die bei der Tat versehentlich einen Streifschuss abbekommen hatte.

Die Polizisten, die in so genannter Amokausrüstung, sprich mit schusssicheren Westen und Helmen, am Tatort erschienen, hätten dann dem Rettungsdienst das Feld überlassen. 20 Minuten lang versuchte eine Notärztin vergeblich, das Leben der Ehefrau zu retten.

Ein Kriminalbeamter, der mit der Spurensicherung betraut war, erklärte dem Gericht, wie er Schmauchspuren an dem Angeklagten gesichert habe. "Er war sehr ruhig und freundlich. Aber er hat einen bedrückten Eindruck auf mich gemacht", sagte Polizist über den 49-jährigen Mann, der während des gesamten Verhandlungstages nur auf den Boden starrte.

Der Kriminalbeamte berichtete auch, dass die Ermittlungen ergeben hätten, dass die Tatwaffe, eine 765er Beretta, aus dem ehemaligen Jugoslawien stamme. Der Angeklagte selbst ist im Kosovo geboren – wie auch seine tote Frau.

Der Prozess wird am Dienstag, 23. Oktober um, 9 Uhr fortgesetzt.

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