Den polnischen Abiturtanz zeigt Kabarettist Steffen Möller dem Publikum in Winterlingen. Foto: Grimm Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Deutsch-Polnisches Kabarett mit Steffen Möller in Winterlingen zur Feier der Partnerschaft

Mit liebevollem Witz hat der Wuppertaler Wahl-Pole und Kabarettist Steffen Möller in Winterlingen Eigenschaften und Vorurteile von Deutschen und Polen aufs Korn genommen.

Winterlingen. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Winterlingen und der polnischen Stadt Izbica gastierte Möller im Musiksaal der Realschule. Dabei verstand er es, die nicht ganz einfache Historie beider Länder mit Humor zu verbinden. So erfuhr das Publikum, dass Krakau einst die Hauptstadt Polens war, deren Status aber verloren ging, weil das abgebrannte Schloss des damaligen Königs in Krakau nicht so bald wieder aufgebaut werden konnte. Der Regent übersiedelte nach Warschau, ein damals bedeutungsloses Fischerdorf an der Weichsel.

"Hier in Deutschland muss ich mich erst wieder daran gewöhnen, dass ich einen Nachnamen habe", sagte Steffen Möller. Der Nachname werde in Polen außer bei Wahlen, Trauungen und Polizeikontrollen einfach nicht gebraucht. Er teilte mit, dass er offiziell zwar mit Herr – im polnischen "Pan" – angesprochen werde, aber dann mit Vornamen. Dabei bleibe es nicht: "Der Pole neigt dazu, den Namen der Zuneigung entsprechend zu verniedlichen." Dabei seien seinem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. "Zurzeit werde ich in Polen mit 21 Varianten meines Vornamens gerufen", sagte Möller, der abwechselnd in Deutschland und Polen lebt. Da komme man schon mal auf den Titel eines Buches, der da lautet: "Wer bin ich und wenn ja, wie viele", lachte der Kabarettist und Autor dreier Bestsellerbücher über Polen.

Natürlich hatte der Moderator einer polnischen Wetten-dass-Fernsehshow Polenwitze parat, machte aber klar, dass es in Polen genauso viele Witze über Deutsche gibt: Ein Deutscher kommt in Polen in ein Waffengeschäft und will ein Messer kaufen. "Haben wir nicht", so der Verkäufer, obwohl Messer in der Verkaufstheke lagen. Dann fragte der Kunde nach einem Gewehr. "Haben wir nicht", obwohl das Gewünschte an der Wand hing. Dann wollte der Kunde eine Granate. Wieder sagte der Verkäufer: "Haben wir nicht." Da fragte der Kunde erbost: "Haben Sie etwas gegen Deutsche?" Der Verkäufer: "Ja, Messer, Gewehre, Granaten."

Eine Eigenschaft der Deutschen finden die Polen aber gut: "Sie sind keine Russen!". Die Zwiespältigkeit und den nationalen Pessimismus der Polen begründete Möller mit der Lage zwischen Russland und Deutschland. Trotz aller Herzlichkeit drücke sich der Pessimismus auch in der Sprache aus. Frage man einem Polen, wie es ihm gehe, antworte er nicht wie hier mit "Gut", sondern mit "Stara bieda", was übersetzt heißt "das alte Elend".

Sprache ist richtig schwer

Einen Großteil des Abends widmete Möller der schweren Sprache des Nachbarlandes, bei der nur fünf Prozent aller Wörter ohne Zisch- und Kratzlaute sind. Äußerst humorvoll erzählte er über seinen ersten Sprachkurs und den jährlichen öffentlichen Diktat-Wettbewerb, den er als Ausländer mal gewonnen hat. Visuell und akustisch ließ er das Publikum an diesem Text teilhaben. Der Polenkenner ermunterte die Zuschauer, ins Nachbarland zu reisen; nur so könnten Vorurteile abgebaut werden: "Glauben Sie mir, es lohnt sich!" Augenzwinkernd sagte er: "Ich lebe seit mehr als 20 Jahren in Polen und bin noch nie beklaut worden!"

Humorvoll klärte er über polnische Tanzkünste auf und übte mit dem Publikum den Abiturtanz. Bürgermeister Michael Maier betätigte sich an diesem Abend als Techniker, und die Acht- und Neuntklässer der Realschule übernahmen die Bewirtung.