Die Schüler der Musical-AG haben das Stück "Schrei nach Liebe" selbst entwickelt. Foto: Schwarzwälder Bote

K3: Schüler befassen sich im Musical "Schrei nach Liebe" mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit

Das Musical "Schrei nach Liebe" ist das Ergebnis einer Kooperation der Musical-AG der Realschule unter der Leitung von Musiklehrerin Maria Mößlang mit dem Winterlinger K3-Theater.

Winterlingen. Die acht Nachwuchsschauspieler, fünf Mädchen und drei Jungen aus den Klassen fünf und Sechs hatten ihre Mitschüler zur Vorstellung ihres Musicals "Schrei nach Liebe" ins K3 eingeladen.

Das Stück beginnt eigentlich ganz harmlos. Die Schüler sitzen in der Mathestunde, sie unterhalten sich über die Hausaufgaben, während der Lehrer die Aufgaben kontrolliert. Schnell wird klar, dass Roman und Sina Probleme in Mathe haben und den Anforderungen nicht mehr gewachsen sind. Roman weicht einem Gespräch darüber mit seinem Lehrer immer wieder aus. Die Szenen in den jeweiligen Elternhäusern der beiden Schülern lassen rasch erkennen, wo der Ursprung ihrer Probleme liegt: Romans Mutter hat ein Alkoholproblem und schafft es nicht mal mehr, ihrem Sohn ein Essen nach der Schule zu kochen. Sinas Mutter ist immer im Stress und in ihren Beruf eingespannt. Letztlich ist sie nur an den Noten ihres Kindes interessiert. Zensuren honoriert sie nur dann, wenn in Mathe eine "Eins vor dem Komma" steht. Schließlich verkracht sich Sina auch noch mit ihrer besten Freundin Liara und gerät so völlig aus dem Tritt.

Als sich Roman und Sina einander annähern, suchen sie die Schuld für ihre Probleme und machen schließlich die Ausländer in der Klasse, Liara und Torlan. Torlan würde so gerne beim Fußball mitkicken, wird aber ausgeschlossen, da Roman behauptet bei Torlan zu Hause stinke es. So entwickelt sich schleichend eine sogenannte "Kameradschaft der Deutschen", die Ausländer sowieso nicht verstehen könnten – davon ist Roman überzeugt. Romans Fremdenfeindlichkeit gipfelt schließlich darin, dass er seine Mitschüler zu einem Vortrag in eine Nachbargemeinde zum Thema "Nationales Bewusstsein" einlädt.

Der Klassenlehrer und einige Schüler bemerken die Veränderungen innerhalb der Klasse, weil immer öfter ungeniert über Ausländer, Kopftuchträgerinnen und Moscheen hergezogen wird. Beim Elternabend fallen die Eltern aus allen Wolken, als der Klassenlehrer ihnen von der Entwicklung erzählt. Immerhin sprechen danach einige Eltern mit ihren Kindern über deren rechte Tendenzen, über Mobbing und fremdenfeindliche Übergriffe. Die Wende bringt der Vorschlag, das Kinderhaus in der Sigmaringer Flüchtlingsunterkunft zu besuchen und sich dort mit Geflüchteten zu unterhalten.

Die Szenen wurden gelegentlich unterbrochen von Songs, Soloeinlagen und Chorgesang der ganzen Gruppe, begleitet von der AG-Leiterin Maria Mößlang am Klavier. Dabei spielte der Hit der Berliner Punkrock-Band Die Ärzte – "Schrei nach Liebe" – eine ganz besondere Rolle. Der Text dieses Songs ist auch heute noch so aktuell wie in den 1990er-Jahren: "Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe; deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit; du hast nie gelernt dich zu artikulieren und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit". Auch die Texte anderer Interpreten wie zum Beispiel von Andreas Bourani und den Fantastischen Vier riefen zu Freundschaft und Menschlichkeit auf.

Das Thema Rechtsextremismus haben die Schüler in der AG erarbeitet und zusammen mit der K3-Leiterin Evelin Nolle-Rieder auf die Bühne gebracht. Herausgekommen ist ein Musical, das nachdenklich machen soll und zugleich hoffen lässt, dass Gewalt, Vorurteile, Menschenverachtung und der Hass nicht das letzte Wort haben werden.

Die jugendlichen Besucher sparten am Schluss nicht mit Applaus für die Leistung ihrer talentierten Mitschüler, die mit diesem Musical ein klares Statement gegen Rechts und für eine offene und menschliche Gesellschaft gesetzt haben.  Die nächste Aufführung des Musicals "Schrei nach Liebe" findet am Freitag, 24. Mai, im Winterlinger K3 satt. Beginn ist um 18 Uhr.