Elias Abt aus Harthausen (rechts) – das Bild zeigt ihn mit seinen Kollegen vom ehrenamtlichen Mitarbeiterteam – hat sich ein halbes Jahr lang für andere Teilnehmer am Bodenseehof engagiert. Fotos: Göttling Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Elias Abt blickt auf intensiven Unterricht zurück und hat neue Einsichten in den Glauben gewonnen

Ein junger Harthausener hat ein Jahr lang eine Bibelschule am Bodensee besucht und berichtet von seinen Erlebnissen.

Winterlingen-Harthausen. Nach seinem Abitur wollte Elias Abt trotz seiner Heimatverbundenheit zur Abwechslung einmal weit weg aus Harthausen: ins Ausland, am besten auf einen ganz anderen Kontinent. So sammelte er Spenden, um sich einem Projekt der Liebenzeller Mission in der Andenregion von Ecuador anschließen und den Aufenthalt auch finanzieren zu können. Der 21-jährige Harthausener unterstützte dort in einem Team von acht jungen Leuten die lokalen Kirchen und half in der Kinder- und Jugendarbeit mit.

Während bei diesem Einsatz für ihn die sozialen Aspekte und Projekte im Vordergrund standen, wollte er danach ein weiteres Jahr seines Lebens bewusst und konzentriert mit theologischen Fragen auseinandersetzenn und seinen Glauben an Gott zu stärken. Er bewarb sich an der Bibelschule Bodenseehof in Fischbach bei Friedrichshafen und erhielt prompt eine Zusage. Der junge Mann, der formell keiner Kirche angehört, aber oft den Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde besucht, saß gemeinsam mit rund 100 anderen Studenten aus allen Teilen der Welt im Unterrichtssaal, um mehr über das Wort Gottes zu erfahren. Die Mittage standen zur freien Verfügung; morgens und abends wurde Unterricht gehalten, und zwar auf Englisch. "Der hat mich oft sehr persönlich angesprochen und so mein Leben und vor allem meine Sicht auf Gott verändert."

"God is better than you think" war einer von vielen Sprüche, die dem jungen Mann im Kopf geblieben sind. Elias glaubt an einen Gott, "der sich an unserem Leben beteiligt und uns in unserer Schwachheit hilft". Trotz Erziehung und Sozialisation in einer christlich geprägten Familie sei ihm erst nun richtig und von Neuem bewusst geworden, "was Jesus vor mehr als 2000 Jahren am Kreuz für uns getan hat. Wir alle sind Sünder und brauchen Gott, der in seiner unendlichen Liebe als Mensch auf diese Erde kam." Was Menschen aus eigener Kraft nicht zuwege brachten, habe Jesus Christus erreicht, indem er für sie gestorben sei und mit der Auferstehung den Weg ins ewige Leben gewiesen habe. Und immer noch weise.

Glauben – kein Verdienst, sondern ein Geschenk

Diese christliche Grundbotschaft verinnerlichte der Ex-Bibelschüler in seinem Jahr am Bodensee. Es nahm die Last und den Druck von ihm, alles selbst auf die Reihe kriegen zu müssen. Elias Abt glaubt, dass kein Mensch aus sich heraus den Himmel erarbeiten könne, sondern dass es Gottes Geschenk und Gnade sei, als Glaubender Gottes Kind sein zu dürfen.

Nach einem halben Jahr voller guter Gemeinschaft und einprägsamer Unterrichtseinheiten wurde Abt dann gemeinsam mit sechs anderen jungen Studenten gefragt, ob er in den nächsten sechs Monaten mitarbeiten wolle – so wurde aus dem ursprünglich geplanten halben Jahr am Bodensee ein ganzes. Was folgte, war kein leichter Job: "Jeden Tag mussten wir morgens, mittags und abends jeweils mehr als 100 Teller, Becher, Bestecke spülen, alle Tische putzen, staubsaugen und am Ende jeder Woche das ganze Haus einmal putzen." Elf Wochen lang kümmerten sich die Sieben um Konfirmanden, fünf Wochen lang auch um Familien, für die sie das Kinderprogramm machten. Es galt, die Theorie des Dienstes am Nächsten, von der im Unterricht des ersten Halbjahres die Rede gewesen war, in die Praxis umzusetzen.

Elias Abts Fazit des Jahres am Bodensee, in dem ihn viele Freunde aus Winterlingen und Umgebung bei Gottesdiensten besuchten: "Es war genial. Ich konnte Gott jeden Tag neu erfahren. Und ich habe viele neue Freunde und Glaubensgeschwister auf der ganzen Welt gefunden." Beispielsweise erhielt er, da viele Schüler aus Nordamerika stammten, Einblicke in die amerikanische Kultur. Aber auch Afrikaner, Brasilianer, Peruaner, Australier und Asiaten waren dabei.

Seine Glaubenshaltung, sagt Elias Abt freimütig, erscheine manchen Menschen "verrückt". Doch das macht ihm nichts aus; er ist überzeugt davon, dass es sich auch heute noch lohnt, sich zum christlichen Glauben zu bekennen und ihn zu verkünden. Sein Jahr am Bodensee ist Anfang des Monats zu Ende gegangen; demnächst beginnt das Mechatronikstudium in Stuttgart. Doch seine Berufung geht weiter.